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Hochwasser-Katastrophe von 1965: Wie die Flut den Blick auf den Hochwasserschutz in der Stadt verändert hat

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Was Neuburg aus den Jahrhundertfluten gelernt hat

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    Von der Ingolstädter Straße (vorne links) über das Jahnviertel bis zur Monheimer Straße war Neuburg-Nord 1965 überschwemmt. Auch das neue Brandlbad und VfR-Stadtion (im Hintergrund) tauchten unter.
    Von der Ingolstädter Straße (vorne links) über das Jahnviertel bis zur Monheimer Straße war Neuburg-Nord 1965 überschwemmt. Auch das neue Brandlbad und VfR-Stadtion (im Hintergrund) tauchten unter. Foto: Stadt Neuburg (Archiv)

    Das große Donauhochwasser am 12. Juni 1965 kam unerwartet und mit großer Wucht. Damals gab es noch keine Staustufen, der Fluss konnte sich ausbreiten. Aus der Flut vor 60 Jahren habe man dennoch weniger gelernt als 1999 aus dem „Jahrhunderthochwasser“, meint Paul Leikam.

    22 Millionen Euro investierten Stadt und Freistaat in den Hochwasserschutz in Neuburg

    Der frühere Amtsleiter der Stadt Neuburg hatte zusammen mit OB Bernhard Gmehling, dem Stadtrat und Walter Hoferer vom Wasserwirtschaftsamt dafür gesorgt, dass die Stadt auch gegen massive Hochwasser gerüstet ist. 22 Millionen Euro investierten Stadt und der Freistaat Bayern in Donaukai, Insel, Deicherhöhung, technischen Schutz und Teilabsiedlungen. Jetzt berät Paul Leikam Betroffene des Junihochwassers 2024 in Schrobenhausen.

    Das Donau-Hochwasser des vergangenen Jahres plus Zuschlag – so traf die Flut 1965 die Stadt und den damaligen Landkreis Neuburg. Die Donauflut überraschte Städte und Dörfer in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Nach tagelangen Regenfällen trat die Donau in der Nacht zum Samstag, 12. Juni 1965, gewaltig über die Ufer. Das Hochwasser war unterschätzt worden. Die Bediensteten der Stadt Neuburg fuhren am Freitag, 11. Juni, mit Oberbürgermeister Theo Lauber sogar noch zum Betriebsausflug weg. Am nächsten Morgen stand die Donau in Häusern und auf den Straßen.

    Das Wochenende brachte schönstes Sommerwetter, aber Neuburg-Nord stand bis zu einem Meter unter Wasser. Das THW baute Notstege zu den Häusern in der Jahnstraße. Der See reichte bis Ried und Bittenbrunn. Die Bundeswehr richtete einen „Fährdienst“ mit Schlauchbooten und Lastwagen über Ingolstädter und Monheimer Straße zur Kernstadt ein. Wie immer, wenn zu Dauerregen noch die Schneeschmelze der Alpen kommt, schwillt die Donau mit ihren Zuflüssen Iller und Lech gewaltig an. Der Forggensee hatte 1965 zur Rückhaltung nichts beitragen können: Er war randvoll, der Lech rauschte nur durch. 1999 war es ähnlich. Mittlerweile ist die Bewirtschaftung erfolgreich auf Hochwasserschutz umgestellt worden. 

    Die Folgen des Hochwassers 1965 in Neuburg und dem Landkreis waren katastrophal

    Die Hochwasserfolgen 1965 waren katastrophal. Tausende Häuser und Felder versanken, acht Menschen ertranken. Ein 23-jähriger Soldat aus lngolstadt verlor sein Leben, und in Burgheim ertrank ein siebenjähriger Radfahrer. Der reißende Leitenbach in der Ortsmitte hatte den Buben einfach mitgerissen. Bittenbrunn, Stepperg, Hatzenhofen und Bertoldsheim waren sicherheitshalber evakuiert worden. 8000 Soldaten halfen im ganzen Land. Aber sie konnten gegen den enormen Schaden von 500 Millionen Mark in Bayern auch nichts tun. Fünf Millionen davon entfielen auf den Landkreis Neuburg, wo während des Hochwassers 1965 gleich 6000 Hektar Flächen unter Wasser standen.

    1965 gab es noch keine Staustufen, die Kraftwerke Bertoldsheim, Bittenbrunn, Bergheim, Ingolstadt und Vohburg entstanden erst nach und nach. Ihr Bau war verbunden mit einer Eindämmung der Donau, damals von der Rhein-Main-Donau AG, auch „Hochwasserfreilegung“ genannt. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass der eingezwängte Fluss die Wucht von Hochwassern wesentlich verschärft. Wohn- und Gewerbegebiete unmittelbar hinter dem Damm werden vereinzelt weiterhin zugelassen. Mittlerweile aber geht die Wasserwirtschaft den umgekehrten Weg und gibt dem Fluss auf Retentionsflächen wieder Raum zur Ausdehnung. Von den geplanten zwölf Poldern an der bayerischen Donau ist der Polder Riedensheim als erstes betriebsbereit. Er soll acht bis neun Millionen Kubikmeter Wasser fassen und ab 2200 Kubikmeter pro Sekunde Durchfluss geöffnet werden. Im Juni 2024 brachte die Donau etwa 1900 Kubikmeter pro Sekunde. Gegen weitere Polder, wie etwa in Bertoldsheim, wehren sich betroffene Anlieger vehement.

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