Das „Stabat Mater“ aus der Feder von Antonín Dvořák zählt zu den selten dargebotenen Kirchenmusikwerken überhaupt. Der Ingolstädter Motettenchor intonierte dieses feierlich und anspruchsvoll vertonte Werk am 4. Fastensonntag („Laetare - Freue dich“), im großartigen Zusammenwirken mit den allesamt herausragenden Solisten, Magdalena Dijkstra (Sopran), Theresa Holzhauser (Mezzosopran), Moon Yung Oh (Tenor) und Werner Rollenmüller (Bass). Mit dabei waren auch die Thüringer Symphoniker, Saalfeld-Rudolfstadt, die unter der Gesamtleitung von Eva-Maria Atzerodt sehr homogen und gleichermaßen stilgerecht agieren konnten.
Antonín Dvořák hat nach dem Tod seiner Kinder in diesem Werk eine tiefe, persönliche Botschaft verarbeitet. Seine Musik erzählt von Schmerz, aber auch von der Hoffnung auf Verwandlung und ist in ganz besonderer Weise berührend. In den von den Akteuren dargebotenen Sequenzen, Liedern, die im Mittelalter zahlreich im liturgischen Gebrauch waren, kam der Andachtstext vollends zur Geltung.
Die zwanzig Strophen der lateinischen Dichtung fasst Dvořák in zehn musikalische Sätze zusammen, die vom Chor, den Gesangssolisten, wechselweise oder gemeinsam und von einem starken, selbstständigen Orchester interpretiert werden.
Der erste Satz, der umfangreichste des Werks, ist an die dreiteilige Sonatenform angelehnt. Zwar steuern die Passagen des Chors wie auch des Solistenquartetts immer wieder auf dramatische Höhepunkte zu, trotzdem dominiert der trauernde, kontemplative Gestus, was der schier unglaublichen Schönheit der Melodien und der Orchestrierung geschuldet ist.
Motettenchor beeindruckt mit Dvořáks Stabat Mater und herausragenden Solisten
Bereits zum Auftakt verdeutlichte der Motettenchor eine großartige Homogenität, gab sich präsent, einfühlsam und bestens abgestimmt mit dem Orchesterapparat. Eva-Maria Atzerodt führte ihren stimmlich gut geschulten Chor in etwas schlichter Manier, aber dennoch sehr präzise und dem Werk angemessen. In den einzelnen Satzfolgen erfreuten die zahlreichen Sängerinnen und Sänger durch dynamische Balance, einem steten Streben nach Harmonie und zeigten sich hinsichtlich der Tonalität überaus ansprechend.
Magdalena Dijkstra, langjähriges Ensemblemitglied des BR-Chores, ist ein Glücksfall für den Motettenchor. Ihren anspruchsvollen Sopranpart (herrlich bei „Facut portem christi mortem“) gab sie überaus stimmig, fast ein wenig zu gehalten, bei der Wucht des Orchesters, aber ungemein präzise und klanglich faszinierend.
Die Mezzosopranistin Thersa Holzhauser, auch bei den Salzburger Festspielen erfolgreich, erfreute mit ihrer lyrisch-einfühlsamen Stimmkraft und harmonierte klanglich perfekt mit den anderen Solostimmen. Herausragend auch die beiden Männerstimmen: Der Tenor Moon Yung Oh und der Bass Werner Rollenmüller mischen ihre Stimmen höchst professionell mit denen der Frauen. Dabei spürte man die enorme Versiertheit und Prägnanz der Stimmen.
Beeindruckend insgesamt auch die Homogenität des Klangbildes durch die Thüringer Symphoniker. Dieses Orchester mit Generaldirektor Oliver Weder agierte suggestiv und nuanciert, lediglich bei den Solopartien mit etwas viel Dominanz. Ein großes Lob von dieser Seite besonders an den Chor, der im gesamten Verlauf dieses anspruchsvollen Werkes mit höchster Präzision agierte.
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