
Zwei Tote, ein Vermisster und ein Raub: Diese Kriminalfälle bewegten die Region

Plus Im Jahr 2022 beschäftigten die Polizei in Neuburg und Ingolstadt vier tragische, aber auch spannende Kriminalfälle. Die Ermittlungen werden 2023 noch andauern.
Ein Bootsfahrer fischt ein totes Kind in einem Plastikbeutel aus der Donau. Eine Frau, die einer anderen zum Verwechseln ähnlich sieht, liegt erstochen in einem Auto. Ein Mann ist seit drei Jahren spurlos verschwunden. Und dann stehlen Diebe auch noch einen millionenschweren Goldschatz. Es war ein ereignisreiches Jahr für die Polizei und Staatsanwaltschaft der Region. Was ist passiert und wie ist der aktuelle Stand der Ermittlungen?
Totes Kind in der Donau Es war eine grausame Entdeckung, die ein Bootsfahrer auf der Donau am 19. Mai gemacht hat. Ein seltsames, in Folie eingewickeltes Paket, beschwert mit einem Pflasterstein, das er zwischen Vohburg und Großmehring entdeckt hat, stellte sich als totes Kind heraus. Doch wer ist dieses Kind? Wer sind die Eltern? Woher stammt es? Und wie ist es in die Donau gekommen? All diese Fragen kann die Polizei auch nach mehr als einem halben Jahr noch nicht beantworten. Denn offenbar vermisst niemand den kleinen Jungen mit den blonden Haaren und blauen Augen, der zwischen drei und sieben Jahre alt war. Fahndungsplakate, Absuchen rund um den Fundort, die Auslobung von 10.000 Euro für den entscheidenden Hinweis – bislang hat die Arbeit der Beamtinnen und Beamten der Ermittlungsgruppe "Fluvius" noch nicht zum Erfolg geführt.

Die Ermittlerinnen und Ermittler sind laut Polizeisprecher Andreas Aichele inzwischen rund 250 Spuren nachgegangen, doch der Durchbruch ist ausgeblieben. Allerdings sind in den vergangenen Wochen wieder deutlich mehr Hinweise bei der Polizei eingegangen. Allein 40, nachdem das rekonstruierte Gesicht des toten Buben im November veröffentlicht worden ist. "Das hat uns ein Stück weitergebracht", sagt Aichele. Als dann Anfang Dezember der Fall bei "Aktenzeichen XY … ungelöst" vorgestellt worden ist, haben sich noch einmal an die 40 Personen im Fernsehstudio oder bei der Polizei gemeldet. "Wir werden mit großer Akribie allen Spuren nachgehen", betont Aichele. Immer in der Hoffnung, das Geheimnis um den Tod des kleinen Jungen eines Tages lösen zu können.
Im Sommer wurde eine tote Frau in Ingolstadt in einem Auto gefunden
Die tote Doppelgängerin Am Abend des 16. August gegen 23.15 Uhr entdecken Eltern eine junge Frau leblos im Auto ihrer Tochter in der Peisserstraße in Ingolstadt. Zunächst halten sie die Getötete für die eigene Tochter und rufen die Polizei. Im Zuge der Ermittlungen kommt allerdings schon am nächsten Tag heraus, dass das Opfer aus Heilbronn stammt und algerische Wurzeln hat und der 23-jährigen Deutsch-Irakerin lediglich zum Verwechseln ähnlich sieht. Das vermeintliche Opfer ist plötzlich dringend tatverdächtig und die Polizei nimmt die ursprünglich für Totgehaltene fest. Außerdem verhaftet eine Spezialeinheit in Ingolstadt noch einen weiteren Tatverdächtigen, einen 23-jährigen Kosovaren. Großangelegte Suchaktionen der Polizei nach der Tatwaffe an Land und in der Donau bleiben ohne Erfolg.

Das Tatmotiv ist nach wie vor unklar und auch sonst sind viele Fragen offen: Warum musste die 23-Jährige aus Heilbronn sterben? In welcher Beziehung stehen die Personen zueinander? Und warum suchten die Eltern der Verdächtigen, die in München wohnen, ihre Tochter ausgerechnet in der Peisserstraße? Ein Motiv, das auch die Staatsanwaltschaft Ingolstadt für denkbar hält, ist, dass die 23-jährige Verdächtige durch das Töten der Doppelgängerin ihren eigenen Tod vortäuschen wollte, um zu verschwinden. Spekulationen zufolge, weil sie entweder einer nach jesidischem Recht geschlossenen Ehe entrinnen, vor ihrer Familie fliehen oder vor einem kriminellen Clan untertauchen wollte. Eine weitere Theorie lautet: Beide Frauen waren in denselben Mann verliebt und die eine ließ die andere aus dem Weg räumen.
Auch jetzt, fast fünf Monate nach dem schrecklichen Fund, gibt es nichts Neues. Die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Ingolstadt Veronika Grieser sagt: "Die Ermittlungen dauern noch an, da viele Zeugen zu vernehmen und viele Spuren auszuwerten sind."
In Neuburg ist ein 69-jähriger Mann verschwunden
Vermisstenfall Helmut Strigl Was ist mit dem Neuburger Lehrer Helmut Strigl passiert? Wo lebt er? Lebt er überhaupt noch? All diese Fragen beschäftigen die Polizei in Ingolstadt. 69 Jahre alt wäre Strigl heute, doch zuletzt gesehen worden ist er vor dreieinhalb Jahren. Und erst zwei Jahre später, im November 2021, hat ihn eine Verwandte bei der Polizei als vermisst gemeldet. Auch wenn die Beamtinnen und Beamten den Fall als Vermisstenfall behandeln, ranken sich dennoch viele Mysterien um das Verschwinden von Helmut Strigl.

So sitzt einer der wenigen Menschen, zu denen Strigl offenbar kurz vor seinem Verschwinden noch Kontakt hatte, seit diesem Jahr in Untersuchungshaft. Allerdings (noch) nicht, weil die Polizei ihm momentan vorwirft, etwas mit dem Verschwinden des pensionierten Lehrers zu tun zu haben. Bei Ermittlungen im Umfeld hat sich allerdings herausgestellt, dass der Mann möglicherweise an Betrügereien beteiligt gewesen sein könnte.
Im Herbst dieses Jahres haben die Ermittler unter anderem Strigls Elternhaus im Rennertshofener Ortsteil Trugenhofen durchsucht in der Hoffnung, dort Hinweise darauf zu finden, wo der ehemalige Lehrer sich aufhalten könnte. Der hatte jedoch nicht nur in dem kleinen Dorf, sondern auch in Neuburg einen Wohnsitz, wo er zwei Wohnungen geerbt hatte, von denen er eine verkaufte. Aktuell konzentrieren sich die Beamtinnen und Beamten laut Polizeisprecher Andreas Aichele drauf, Menschen aus dem Umfeld von Helmut Strigl zu befragen. So wollen sie versuchen zu rekonstruieren, wie der 69-Jährige die letzten Tage vor seinem Verschwinden verbracht hat, wo er unterwegs war, mit wem er sich getroffen hat.

Im November wird in Manching ein wertvoller Goldschatz gestohlen
Der gestohlene Goldschatz aus Manching Es war einer der spektakulärsten Diebstähle in der Region. In der Nacht auf den 22. November sind Unbekannte in das Manchinger Kelten-Römer-Museum eingebrochen und haben dort dessen wertvollstes Ausstellungsstück gestohlen: einen keltischen Goldschatz. Sie haben eine Vitrine eingeschlagen und jene 483 Goldmünzen mitgenommen, die 1999 bei Ausgrabungen im Manchinger Oppidum, einer der größten Keltensiedlungen nördlich der Alpen, entdeckt worden sind. Dazu packten sie weitere drei Münzen und einen sogenannten Goldkuchen ein. Der Handelswert des Diebesguts liegt bei rund 1,6 Millionen Euro, der reine Goldwert bei rund 250.000 Euro. Vermutlich haben dieselben Täter kurze Zeit vorher mitten in Manching Glasfaserkabel der Telekom durchtrennt mit der Folge, dass nicht nur 13.000 Haushalte nicht mehr telefonieren konnten, sondern auch dass die Überwachungsanlage im Museum keinen Alarm mehr auslöste. Bislang haben die 20 Beamtinnen und Beamten, die sich in der Soko "Oppidum" beim LKA in München um die Ermittlungen kümmern, noch keine heiße Spur zu den Tätern. Zuletzt hat sich auch ihre Hoffnung zerschlagen, dass Bilder von der Kameraanlage des Museums sie einen Schritt weiterbringen könnten. Doch es waren keine Filme aufgezeichnet worden.

Etwas Hoffnung, dass der Goldschatz eines Tages ins Museums zurückkehren könnte und nicht bereits eingeschmolzen ist, machen die jüngsten Nachrichten aus Dresden. Dort ist drei Jahre nach dem Einbruch ins Grüne Gewölbe ein Großteil der Beute wieder aufgetaucht. "Wir wissen allerdings nicht einmal, ob die Fälle überhaupt zusammenhängen", betont ein Sprecher des LKA in München.
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