Michael Kern (CSU) ist seit einem Monat Oberbürgermeister der Stadt Ingolstadt. Er hat das Amt in einer schweren Zeit übernommen: Die Wirtschaft stottert, Finanzquellen versiegen. Dennoch will das neue Stadtoberhaupt Zuversicht verbreiten. Ingolstadt habe sich immer angepasst – von der Herstellung von Kanonen über die Textilindustrie hin zur Autostadt. Bei einem Gespräch mit den Unternehmern des IHK-Regionalausschusses betonte Kern, dass viel an der Automobilbranche hänge, die Schanz aber auch andere große Chancen habe, denn die Ingolstädter seien schon immer flexibel gewesen.
Die Unternehmer in der Region 10 blicken düster in die Zukunft
Die aktuelle IHK-Umfrage unter den Unternehmen hat gezeigt, dass die IHK-Mitglieder der Region 10 düsterer in die Zukunft blicken als Bayern es im Durchschnitt tut. In dieser Gemengelage wollte Ingolstadts OB bei dem Gespräch bei der IHK vor allem die Vorzüge der Stadt herausarbeiten. Das Interesse der Zuhörer richtete sich vor allem darauf, welche Pfeile der Neue im Köcher hat.
Kern will langfristiger an die Sache herangehen. Politik denke oft zu kurzfristig, lediglich in der Zeitspanne ihrer Legislaturperioden. Mehr Zeit hat der neue OB tatsächlich, ist er doch für sieben Jahre gewählt. Franz Schabmüller, Vorsitzender des Regionalausschusses, wünscht sich, dass der Wirtschaftsbeirat mehr beratende Funktion übernimmt. Er wollte von Kern wissen, ob die Stadt denn ein Handlungskonzept habe und wisse, wo sie für die Vision 2035+ stehen werde.
Kern betonte, dass man Planungen nicht starr festlegen könne, sondern flexibel angehen müsse. Für ihn ist es wichtig, den Branchenmix zu erweitern und den Tourismus zu stärken. Man müsse genau überlegen, wo man Gewerbe wolle, oder wo eine neue Schule sinnvoll sei. Die Marke Ingolstadt und ihre Strahlkraft nach außen müssten gestärkt werden: „Jeder Einzelne hat ein Stück Gestaltungskraft.“ Wichtig sei, wie die Ingolstädter von ihrer Stadt reden. „Wir sollten alle für die Schanz brennen“, so Kern. Das bedeute auch, die eigene Fußgängerzone und die Geschäfte dort zu nutzen: „Wir haben sehr viel selbst in der Hand.“
Man dürfe auch nicht einen Bereich alleine betrachten. Für die Marke Ingolstadt hänge alles zusammen – eine prosperierende Wirtschaft, das kulturelle Leben, funktionierende Schulen und Kindergärten und bei einer immer älter werdenden Gesellschaft ebenfalls geeigneter Wohnraum nicht nur für alle, sondern auch für Senioren, so Kern.
Die Ingolstädter Unternehmen setzen große Hoffnungen in Michael Kern
Martin Willner, stellvertretender Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses betonte die hohe Erwartungshaltung der Unternehmer in den neuen OB und in die Wirtschaftspolitik der Stadt. Die möchte Michael Kern nur zu gern erfüllen, denn: „Wenn Sie gewinnen, gewinnen wir als Stadt auch.“ Er sei immer offen für Gespräche und höre lieber zu, als dass er selbst rede. „Laden Sie mich ein, ich komme gerne.“
Für die konkreten Probleme, wie zum Beispiel die langen Verwaltungswege, versprach Kern Besserung. Die Verwaltung als Dienstleister müsse noch digitaler und damit schneller werden. „Wir müssen die Daten laufen lassen statt die Menschen.“ Auf allen Ebenen müsste die Vorschriftenlandschaft eingeebnet werden. „Wir brauchen eine andere Denke, einen anderen Blickwinkel.“ Auch Bauanträge müssen schneller bearbeitet werden. Im Baurecht sei schon viel gestrichen worden, warf Landtagsabgeordneter Alfred Grob ein. Bei wiederkehrenden Genehmigungen allerdings, wie zum Beispiel für Veranstaltungen, müsse ein einmaliger Antrag immer wieder gelten, so lange sich nichts ändere.
Reinhard Büchl würde sich eine ähnliche Transformation, wie sie in der Wirtschaft stattfindet, auch für die Verwaltung wünschen. Dort müsse statt einer Verwaltungsdenke eher eine Unternehmensdenke einziehen. Kern lobte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die durch mehr Freiheiten und eigene Ideen noch stärker motiviert werden sollen. Seine Führungsmaxime, so Kern, sei Vertrauen, eine positive Fehler- und Entscheidungskultur, die ermögliche und nicht verhindere. Sehr viel konkreter konnte Michael Kern nicht werden – noch nicht, nach vier Wochen im Amt.
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