„Wie klingt Regen?“ – Natalie Schwaabe vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks hält die Querflöte in der einen, das Mikrofon in der anderen Hand. Rund 200 Grundschulkinder schauen gespannt nach vorne. Dann geht’s los: Rascheln, Schütteln, Trommeln – die Aula der Ostend-Grundschule Neuburg verwandelt sich in einen lebendigen Klangraum. Der Anlass: Der Auftakt der diesjährigen bayernweiten Schultour des BRSO. „BRSO und du“ heißt das Programm, das klassische Musik direkt zu Kindern bringt – auf Augenhöhe, spielerisch und mitreißend.
Musikprojekt „BRSO und du“ kommt an Grundschule in Neuburg
Querflöte, Kartons und bunte Schlägel: Gemeinsam mit drei Kollegen vom Schlagwerk bringt Schwaabe an diesem Vormittag nicht nur außergewöhnliche Klänge, sondern auch große Begeisterung ins Schulhaus. „Man sieht den Kindern an, wie sehr sie dabei sind“, sagt Barbara Landes, die als Lehrerin die Aktion organisiert und sich erfolgreich für das Projekt beworben hat. Über 400 Schülerinnen und Schüler der ersten bis vierten Klasse lauschen in zwei Vorstellungen konzentriert – und dürfen selbst mitmachen: Regen, Blitz und Donner werden gemeinsam „komponiert“ – mit Fingerschnippen, Oberschenkelklatschen und lautem Stampfen. Dabei erleben sie spielerisch, wie unterschiedliche Materialien verschiedene Geräusche erzeugen – und daraus neue Klangwelten entstehen können.
Die vier Musikerinnen und Musiker des BRSO – Natalie Schwaabe (Flöte), Guido Marggrander, Christian Pilz und Jürgen Leitner (alle Schlagzeug) – stellen nicht nur ihre zahlreichen Instrumente vor, sondern gestalten gemeinsam mit den Kindern eine fantasievolle Klangreise. Zum Einsatz kommen unter anderem Querflöte, verschiedene Trommeln, ein großes Xylophon und ein Marimbaphon. Die Kinder erfahren, wie ein Karton klingt, wenn man rhythmisch darauf klopft – und wie sich ein Schlägel aus Filz von einem aus Holz oder Kunststoff unterscheidet. Der Titel: „Kartons und Querflöte“. Das Format: interaktiv, humorvoll, nahbar – und mitten im Schulalltag.
Das Programm von „BRSO und du“ Klangreise mit Querflöte, Kartons und Marimbaphon
Das Programm wurde bewusst so konzipiert, dass es – ganz im Sinne eines Schlagzeugs – aus vielen verschiedenen Elementen und Klängen besteht. „Sehr viele unterschiedliche Instrumente, die alle etwas Eigenes beitragen“, beschreibt es das BRSO-Team. Der facettenreiche Alltag eines Schlagwerks wird so lebendig erlebbar – mit all seinen Farben und Materialien.
„Es geht uns nicht darum, klassische Musik zu erklären“, sagt Schwaabe. „Wir wollen zeigen, dass Musik Spaß macht – und dass die Kinder selbst Teil davon sein können.“ Genau das ist das Prinzip von „BRSO und du“, dem Musikvermittlungsprogramm des BRSO. Seit zehn Jahren bringt das Projekt Musikerinnen und Musiker des BR in Schulen und soziale Einrichtungen im ganzen Freistaat. Die Tour 2025 führt innerhalb einer Woche zu 16 Grund- und Förderschulen – von Neuburg bis Berchtesgaden.
„Wir wollen alle erreichen“ – Musik erleben statt nur zuhören: die Kinder machen mit
„Wir wollen alle erreichen, nicht nur die Gymnasien in Städten wie München“, sagt Projektleiterin Juliane Ludwig. Musikvermittlung solle keine Einbahnstraße sein, sondern ein interaktiver Dialog. Besonders wichtig sei es, Kindern früh einen Zugang zur Welt der Klänge zu eröffnen. „Wir wünschen uns, dass sie vielleicht zu Hause in der Küche ausprobieren, warum ein Topf anders klingt als eine Holzschale.“ Dabei gehe es auch um das bewusste Wahrnehmen und kreative Erforschen von Klangfarben.
Auch in Neuburg zeigt das Konzept Wirkung. Grundschullehrerin Barbara Landes betont, wie wichtig solche Praxisprojekte sind. Schon das vorbereitende Unterrichtsmaterial sei bei den Kindern gut angekommen. „Wie man sieht, machen die Kinder toll mit – und haben große Freude an der Vorstellung.“ Kein Frontalunterricht, kein Pauken – sondern Staunen, Lauschen, Mitgestalten. Musikunterricht einmal ganz anders.
Dass Musik mehr ist als nur Noten, zeigt sich an diesem Vormittag eindrucksvoll. „Wenn wir Kinder durch unseren Auftritt anregen können, sich selbst mehr mit Musik zu befassen und dafür zu begeistern, ist das das größte Lob“, meint Natalie Schwaabe. Für die Kinder war es ein besonderer Schultag. Für das BRSO ein Herzensprojekt – und erst der Anfang einer musikalischen Reise quer durch Bayern: Begeisterung säen, Neugier wecken, Teilhabe ermöglichen – mit einer Musik, die Kinder wirklich erreicht.
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