Der Mann ist ein Poser, nicht nur von der äußeren Erscheinung, sondern auch am Instrument. Wenn Jerry Weldon sein Tenorsaxofon ansetzt, um eines seiner elegischen Soli zu blasen, dann verbiegt sich der ganze Körper. Bei ihm wirkt Jazz tatsächlich noch wie harte, schweißtreibende Männerarbeit, eine Mixtur aus purer Kraft und urwüchsiger Virilität. Sein Spiel bietet einen mächtigen Umgriff von der beweglich-gehauchten Phrasierung eines Coleman Hawkins bis zum brüsken Zerhacken der Melodie in einzelne Fragmente, wie dies Sonny Rollins praktizierte. Das wirklich Wertvolle an Weldons Debüt im Neuburger Birdland-Jazzclub droht fast angesichts der Wucht des Power-Saxofons zu verblassen: Der 67-Jährige präsentiert eine feine Auswahl von eher selten gehörten Standards, die zwar jeder irgendwoher kennt, die man aber auf Anhieb nur schwer mit einem konkreten Titel in Einklang bringen kann.
Neuburg
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