Für das Jugendensemble der Rennertshofener Theaterfreunde sind die 50er-Jahre nicht erlebte Geschichte. Auf der Bühne im Kulturtreff, das ehemalige Kino, machten die Nachwuchsschauspieler diese Zeit noch einmal publikumsnah lebendig. Martina Weigl begrüßte im Publikum auch die Bühnenkollegen aus Hütting und betonte, dass die Organisation der Theatersaison ganz in Jugendhand lag. Darunter auch die Auswahl der Musik, bevor sich der Vorhang öffnete.
Titel wie „Ein Freund, ein guter Freund...“ oder „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“ haben zwar ihren Vorkriegsursprung, doch waren sie in den 50er-Jahren noch wahre „Gassenhauer“. Der Dreiakter „Hulahupp und Himbeerguatl“ von Ralph Wallner erzählt von einer Zeit, als sich aus überschätztem Selbstbewustsein der Hansi Tarzan und Schorsch Sheriff nannten. Es war auch die Zeit, als noch Vertreter für Kurzwaren, wie Kurt Knopf, mit Koffern durch die Lande zogen. Dominik Winkler schlüpft in diese Rolle und zeigt ganz deutlich, wie er in dieser zu kämpfen hat. Der übermächtige Konkurrent, der Katalog aus der Branche „Necker, Otto Quellemann“, nötigt dem ansonsten soliden Handelsvertreter ein neues Geschäftskonzept ab, das in schiefen Bahnen verläuft.
„Hulahupp und Himbeerguatl“ im Kulturtreff in Rennertshofen
Gattin Liselotte darf davon nichts wissen. Helena Weigl spielt die Rolle als dominante Hausfrau, die zu Hause den Ton angibt, bis hin zum nicht immer gaumenfreudigen Essen. Dass ihr Gatte die Senfeier mit entsprechender Mine „entsorgt“, stört sie nicht. „Schlagerflott und lebenslustig“ gibt sich dagegen Tochter Conny Knopf. Sehr authentisch im damaligen Zeitgeist spielt Anna Fürst den Backfisch, der Peter Alexander ins Abseits stellt und dafür Peter Kraus anhimmelt. Das macht „Hansi“ mit der Conny. Raphael Kruber meint dabei humorvoll, dass er eine andere Identität braucht. Er nennt sich „Tarzan“ und findet das berlinerisch „voll knorke“. In Wirklichkeit alles Fassade, denn tatsächlich fehlt ihm das Geld, um seine Angebetete ins Kino einzuladen.
Stattdessen klaut er dem „Jankee Joe“ ein defektes Fahrrad. Die Reparaturszene mit Conny ähnelt einem Geschehen im Operationssaal, wo die OP-Schwester dem Chirurgen das Besteck reicht. Dies ist die Stunde von Schorsch alias Sheriff. Kilian Baierl bewegt sich als versierter Kleinganove, der dem Fahrraddieb handgreiflich droht. Zeitlos sind dagegen die Kapriolen der Liebe und deren Folgen. Als Kurt Knopf wieder mal einen Koffer am Bahnhof klaut, ist Feuer am Dach. Dominik Winkler zeigt dabei seine darstellerische Vielfalt und ebenso Helena Weigl, die voller Schrecken feststellen, dass sie als Adoptiveltern aufgeflogen sind. Connys biologischer Halbbruder, der preußisch strukturierte Buchhalter Peter Kneifer, landete in Sachen Familienzusammenführung einen Volltreffer. Ein Foto und die Vorliebe für Himbeerguatln beweisen Zusammenhänge. Humorvoll erfrischend spielt Kilian Baierl den Etepetete-Preußen, der noch dazu unbewusst bei Connys leiblicher Mutter einquartiert ist.
Zwei weitere Vorstellungen am kommenden Wochenende
Katharina Bauch spielt die ratschfreudige und wissensdurstige Gemischtwarenladenbesitzerin Mathilde Süßrahm wie ein ländliches Kommunikationsorgan aus den 50ern. Dass sie ihre Vergangenheit aus einer leidenschaftlichen Stunde am Donauufer bei Sonnenuntergang einholt, ahnt sie noch nicht. Das Ensemble komplettiert Carina Hofmann als bauernbodenständige Freundin von Conny mit total gegensätzlichem Lifestyle. Als sich Hofmann quasi mit dem Schuhlöffel in ein enges rosa Kleid zwängt, erntet sie Szenenapplaus.
Am Ende holen die „Sünden der Vergangenheit“ alle wieder ein. Doch wie sie sie bewältigen, bleibt offen. Das Stück zeigen die Rennertshofener praktisch doppelt. Zu Beginn und jeweils nach den Pausen gibt es Prologe durch Johanna Nagl, Aimee Hartwig und Simon Zoller. Sie spielen die Handlung in Kompaktform. Geschrieben hat sie Tobias Kruber. Hinter den Kulissen soufflierte Lisa Reiner, Christina Bauch und Niklas Hofmann führten Regie. Die Bühne bauten Dominik Winkler, Niklas Hofmann, Christoph Hosemann und Helfer. Licht, Ton und Technik lagen in den Händen von Lukas Schartl und Rosanna Reiner und geschminkt und frisiert haben Linda Mertl und Laura Golombek. Kommendes Wochenende, Freitag, 2. Mai, und Samstag, 3. Mai, jeweils um 19.30 Uhr, beschließen zwei weitere Vorstellungen die diesjährige Saison.
Karten gibt es unter www.rennertshofener-theaterfreunde.de
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