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Junge Menschen und Klimakrise: Warum nachhaltiges Verhalten oft ausbleibt

Eichstätt / Region 10

Warum junge Menschen trotz Klimakrise ihr Verhalten kaum ändern

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    Junge Menschen in der Region 10 sind sich zwar bewusst, dass es mehr Nachhaltigkeit bräuchte. Doch ihr Verhalten passen sie kaum an. Woran das liegt, hat Ann-Katrin Bremer für die KU Eichstätt erforscht.
    Junge Menschen in der Region 10 sind sich zwar bewusst, dass es mehr Nachhaltigkeit bräuchte. Doch ihr Verhalten passen sie kaum an. Woran das liegt, hat Ann-Katrin Bremer für die KU Eichstätt erforscht. Foto: Christophe Gateau (Symbolbild)

    Junge Menschen stehen im Zentrum der nachhaltigen Entwicklung, auf ihnen liegt viel Hoffnung und Last zugleich. Doch wie groß ist das Nachhaltigkeitsbewusstsein der jungen Generation tatsächlich? Und wie groß ist ihre Bereitschaft zu nachhaltigem Konsum? Dr. Ann-Kathrin Bremer von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) untersuchte das in ihrer Doktorarbeit für die Region Ingolstadt.

    Die Befragung ergab, dass das Nachhaltigkeitsbewusstsein zwar hoch ist, aber nicht immer zu nachhaltigem Verhalten führt. Eine Schlüsselrolle spielen das Erleben von Selbstwirksamkeit – und „Fridays for Future“. Ann-Kathrin Bremer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Geographiedidaktik und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sowie im Service Learning-Projekt „Senatra“. Ihre verschiedenen Forschungsinteressen vereinte sie in ihrem Promotionsprojekt.

    Ann-Kathrin Bremer erforscht für die KU Eichstätt das Umweltverhalten junger Menschen in der Region 10

    Während viele Forschende sich auf Umweltbewusstsein konzentrierten, legte Bremer den Fokus auf das breitere Konzept des Nachhaltigkeitsbewusstseins, das nicht nur die ökologische Perspektive einbezieht, sondern auch die soziale und wirtschaftliche. „Nachhaltigkeitsbewusstsein umfasst Wissen, Einstellungen und Verhaltensintentionen“, erklärt Bremer.

    Die Herausforderung liege vor allem im letzten Schritt. „Das Wissen um den Klimawandel und dass es mir wichtig ist, Maßnahmen dagegen zu treffen, führen nicht zwangsläufig dazu, dass ich meinen Ernährungsstil klimafreundlicher gestalte oder das Auto weniger nutze.“ Wie in ähnlichen Arbeiten beobachtete auch Bremer in ihrer Studie eine Einstellungs-Verhaltens-Diskrepanz. 

    195 junge Menschen aus der Region 10 haben sich an der Befragung beteiligt

    An der Online-Befragung im Sommer 2021 beteiligten sich 195 Personen zwischen 14 und 25 Jahren aus der Region Ingolstadt. Die Teilnehmenden zeichneten sich durch hohe Werte aus, was Wissen und nachhaltige Einstellungen anbelangt. Doch die Verhaltensintentionen, erfasst beispielsweise über den nachhaltigen Konsum, sackten deutlich ab. „Der Weg von Wissen über Einstellungen zum Handeln ist nicht linear, vielmehr spielen Gewohnheiten, Normen und Rahmenbedingungen des Handelns eine Rolle“, erläutert Ann-Kathrin Bremer.

    Schüler gehen längst auf die Straße für mehr Klimaschutz.
    Schüler gehen längst auf die Straße für mehr Klimaschutz. Foto: Kneffel, dpa

    „Ein weiterer Faktor ist die Selbstwirksamkeitserwartung – also der Glaube, durch das eigene Verhalten etwas bewirken zu können.“ Entsprechend hat die Pädagogin und Geographin diesen Faktor explizit miterhoben. Für die Region Ingolstadt konnte sie so herausfinden, dass die Befragten insgesamt ihre Selbstwirksamkeitserwartung eher gering einschätzten. Wer aber eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung hatte, hatte zugleich eine stärkere Intention, sich nachhaltig zu verhalten. Die Schlussfolgerung liegt für die Wissenschaftlerin auf der Hand: „Wer nachhaltiges Verhalten fördern möchte, sollte die Selbstwirksamkeitserwartung junger Menschen stärken.“

    Engagierte haben hohe Ansprüche an ihr Wirken oder sind durch ihr Engagement ernüchtert.“

    Ann-Kathrin Bremer, Promovierende an der KU Eichstätt

    Spannend war für Bremer daher vor allem die Suche nach Faktoren, die Einfluss auf die Selbstwirksamkeitserwartung haben. Einen deutlichen Unterschied machte es, ob die Befragten sich im Nachhaltigkeitskontext engagierten – ganz konkret beispielsweise bei „Fridays for Future“ (FFF). Diejenigen, die angaben, FFF gar nicht zu kennen, hatten eine geringe Selbstwirksamkeitserwartung.

    Die Personen, die großes Interesse an FFF zeigten und kurz davor standen, sich aktiv dort einzubringen, hatten dagegen eine sehr hohe Selbstwirksamkeitserwartung – signifikant höher sogar als diejenigen, die sich bereits engagierten. Ähnliches konnte die KU-Forscherin auch für die Nähe zu „Greenpeace“ abbilden. „Das legt die Vermutung nahe, dass die Engagierten entweder sehr hohe Ansprüche an ihr Wirken stellen oder sie durch ihr Engagement ernüchtert sind“, ordnet Ann-Kathrin Bremer ein.

    Dr. Ann-Kathrin Bremer
    Dr. Ann-Kathrin Bremer Foto: KU

    Einen deutlichen Einfluss hat das persönliche Engagement laut Bremers Studie auch auf die Lebenszufriedenheit. So zeige die Befragung, dass ein nachhaltiger Lebensstil für die Teilnehmenden insgesamt nicht im Widerspruch zu hoher Lebensqualität steht. Aber: Junge Menschen, die sich stark mit FFF identifizierten, berichteten über eine geringere Lebenszufriedenheit. „Zurückführen lässt sich das möglicherwiese auf striktere Maßstäbe, die diese Personen an ihr Verhalten und ihre Umwelt anlegen“, sagt die Wissenschaftlerin. „Das verdeutlicht die Herausforderungen eines intensiven Engagements.“

    Basierend auf ihren Ergebnissen formulierte Bremer Empfehlungen. Essenziell sei es, jungen Menschen etwas zuzutrauen: „Wir sollten ihnen auf ihrem Bildungsweg ermöglichen, das Gelernte praktisch umzusetzen und sie mit Feedback- und Reflexionsschleifen eng begleiten.“

    Die Dissertation von Dr. Ann-Kathrin Bremer ist 2025 unter dem Titel „Nachhaltigkeitsbewusstsein, nachhaltiges Konsumverhalten und Lebensqualität. Die Sicht junger Menschen zwischen 14 und 25 Jahren“ erschienen (auch Open Access). https://shop.budrich.de. (AZ)

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