Richard Meier war am Sonntag schon früh auf den Beinen. Schließlich musste der Holzofen eingeheizt werden. „Seit 8 bin ich schon da“, sagt der Brotbäcker, während er einen Laib nach dem anderen „einschießt“. So nennt man unter Bäckern den Vorgang, bei dem ein roher Teig mit einem langen Holzschieber in den Ofen gelegt wird.
Der Holzofen, an dem Richard Meier Brote backt, ist nicht irgendeiner. Es ist ein historischer Holzofen, aus Ziegeln gemauert und weiß verputzt, mit einem kleinen Schornstein und einer hölzernen Klappe. Er steht neben einem historischen Bauernhaus mitten im Donaumoos, das zum Freilichtmuseum Haus im Moos gehört.
Beim dortigen Museumsfest am Sonntag war jedoch nicht nur der Ofen in Betrieb. Auf dem ganzen Gelände des Hauses im Moos konnten kleine und große Museumsbegeisterte live erleben, wie sich das ländliche Leben vor etwa 150 Jahren im Donaumoos abspielte - inklusive frisch gebackenen Broten, selbst geschlagener Butter, einem selbstgedrehten Seil und etlichen alten Traktoren, Mopeds und anderen Maschinen, mit denen die Mitglieder der Königsmooser Oldtimerfreunde aufwarteteten.
Blaskapelle „Königsmooser Musi“ sorgte für Stimmung beim Museumsfest
Neben dem Holzofen, dessen Temperatur Richard Meier mit einem digitalen Laser-Thermometer kontrolliert - so viel Technik muss auch beim Museumsfest erlaubt sein - hat sein Franz Wintermeir seine Seiler-Maschine aufgebaut. Zwischen zwei Holzgestellen mit Haken werden einige Schnüre gespannt und mittels zweier Kurbeln an den beiden Gestellen zu einem Seil gedreht. „Das kommt vor allem bei Kindern gut an“, weiß Wintermeir, der die Maschine, die sich schon lange im Familienbesitz befindet, von seinem Onkel übernommen hat.
Zwar seien zu der Zeit, aus der das Gerät stammt (um 1900) auch schon industrielle Seile in großen Fabriken gefertigt worden. „Im Donaumoos hat man das aber noch lange so gemacht“, so Wintermeir. Seine eigene Großmutter sei damit noch von Hof zu Hof gewandert und habe für die Leute Seile hergestellt.
Nochmal ein paar Meter weiter steht Roswitha Schmidmeier und dreht eine andere Kurbel. In der Hand hält sie ein Butterglas aus den 1940er Jahren. Befüllt mit Sahne, wird an der Kurbel gedreht, woraufhin im Inneren des Glases vier Holzklappen die Sahne zur Butter schlagen. Was für die älteren Herrschaften am Tisch noch fast zur Normalität gehört, ist für den Nachwuchs ein spannendes Erlebnis. Das bestätigt der staunende Blick eines kleinen Jungen, der fast nicht glauben kann, dass „das wirklich nach Butter schmeckt“, was Roswitha Schmidmeier ihm da gerade aufs Brot geschmiert hat.
Oldtimerfreunde Königsmoos waren mit 80 Fahrzeugen am Haus im Moos
Ein Highlight vom Sonntag, das sowohl junge wie alte Besucher des Museumsfests bestaunten, sind die vielen alten Traktoren, die die Königsmooser Oldtimerfreund präsentieren: Porsche, Eicher, Hanomag, Lanz, Fendt, Schlüter - sogar ein Fiat ist unter den rund 80 Fahrzeugen, von denen am Sonntag einige mit Begleitung der Blaskapelle „Königsmooser Musi“ in einer Parade auf das Gelände einfuhren.
Der älteste, ein Lanz 750G, 25 PS Leistung und Baujahr 1940, gehört dem Stengelheimer Jan Ostowski. Er hat ihn vor vielen Jahren von einem Schrottplatz in Hannover gekauft. Bis er wieder fahrtüchtig war, musste Ostowski den Oldtimer komplett zerlegen, einige Teile reparieren oder austauschen und anschließend wieder zusammenbauen. Drei Jahre habe es ihn gekostet, bis der Traktor wieder fuhr.
Die vielen Oldtimer wollte auch Johann Plank nicht verpassen. Mit seinem Eicher ED16II, einem luftgekühlten Dieselgespann, ist er extra aus Eitensheim angereist. Für die gut 25 Kilometer hat er 1,5 Stunden gebraucht. Völlig ertragbar, so Plank. Ein Freund von ihm sei mit einem ähnlichen Modell schon einmal auf ein Oldtimertreffen bis ins niederbayerische Regen gefahren. „Zwölf Stunden am Stück saß der auf dem Bock“, so Plank.
Verabschiedet sich in den Ruhestand: Für Friedrich Koch war es das letzte Museumsfest am Haus im Moos
Sowohl die Oldtimer des Königsmooser Vereins als auch die gelebte Alltagshistorie an den Bauernhäusern erfreuten sich am Sonntag besonderer Beliebtheit bei den circa 800 Besuchern des Museumsfests. Für Friedrich Koch, langjähriger Leiter des Museums, war es das letzte Museumsfest. Er verabschiedet sich in den Ruhestand, hofft aber, dass das Museumsfest noch lange fortgeführt wird. „Es ist immer wieder toll zu sehen, wie engagiert sich die verschiedenen Vereine und Akteure einbringen und wie lebendig und bunt das Programm dadurch wird“, so Koch.
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