Berufstätige Mütter erfüllen täglich zahlreiche Rollen: Sie sind Managerinnen, Projektleiterinnen, Erzieherinnen, Logistikerinnen und vieles mehr. Neben ihrem Job jonglieren sie Familienorganisation, Haushaltsführung und emotionale Unterstützung – immer für die anderen da sein, für die andere mitdenken. Viele Mütter tragen diese Verantwortung ganz selbstverständlich – bis womöglich die Belastung zu groß wird. „Wo bleib‘ eigentlich ist?“, stellen sie sich dann die Frage.
Wenn die Aufgaben im Alltag zu viel werden und man das Gefühl hat, an zu viele Dinge alleinverantwortlich denken zu müssen, dann spricht man von Mental Load, also einer geistigen Überlastung. Verena Böswirth aus Ingolstadt ist systemische Familientherapeutin und wird in einem Vortrag in Neuburg und Schrobenhausen über dieses Phänomen reden und Lösungsvorschläge machen, wie man sich das Leben wieder leichter machen kann.
Was ist genau unter Mental Load zu verstehen?
Mental Load bezeichnet die unsichtbare, oft unerkannte Denkarbeit, die vor allem Frauen und Mütter in Haushalt und Familie leisten. Dazu gehört nicht nur das Erledigen von Aufgaben, sondern auch das ständige Planen, Organisieren und Erinnern an To-dos. Da geht es etwa darum, sich die Termine von Arztbesuchen und Elternabenden zu merken, die Hausaufgaben- und Kinderbetreuung zu organisieren, als Krisenmanagerin zu fungieren und den Alltag zu koordinieren. Wird das Paket zu groß, kann das zu Stress, Erschöpfung und Frustration führen.

Wie sehen die ersten Anzeigen aus, dass man unter mentaler Überlastung leidet?
Ein Hinweis könnte sein, wenn man nur noch schwer abschalten kann. „Wer abends im Bett liegt und die to-do-Liste für den nächsten Tag durchgeht oder ständig übermüdet ist, hat erste Anzeigen von Erschöpfung“, sagt Verena Böswirth. Auch eine hohe Reizbarkeit, das Gefühl, nicht genug für alle zu tun oder zu glauben, nie „fertig“ zu werden, sind Warnsignale, die ernst genommen werden sollten. Statistisch gesehen sind davon hauptsächlich Frauen betroffen.
Welche Frauen sind besonders anfällig für mentale Überlastung?
Es sind vor allem Mütter, weil sie nach wie vor die Hauptverantwortung für die Kinder übernehmen. Neben dem Alltag in einer Partnerschaft müssen dann auch Schule und Freizeit der Kinder organisiert werden - und zwar in aller Regel zusätzlich zum Beruf. Auch Alleinerziehende kann es treffen, wenn sie niemanden haben, der die Verantwortung mit ihnen teilt. Selbst kinderlose Frauen sind vor mentaler Überforderung nicht gefeit. Das trifft vor allem auf Frauen zu, die in einer Partnerschaft keine Aufgaben abgeben wollen. „Dann weiß ich, dass es richtig gemacht ist“, lautet deren Antwort. „Gatekeeping“ nennt man im Fachjargon das Phänomen, wenn man Kontrolle nicht abgeben möchte oder Angst hat, sie zu verlieren.
Was dürfen sich die Besucherinnen von dem Vortrag erwarten?
Verena Böswirth möchte bestenfalls präventive Hilfe geben, damit Frauen erst gar nicht in den Mental Load rutschen. Wer spürt, dass es so wie bisher in seinem privaten Umfeld nicht weitergehen kann, sollte sich von ihren Vorschlägen inspirieren lassen, wie man sich Verantwortung fair teilen kann. Das Angebot gelte für Frauen, aber auch für Männer, die ihre Frauen besser verstehen wollen.
Termin: Der Vortrag „Starke Frauen, volle Köpfe: Wie wir den Mental Load verstehen und in Balance bringen“ findet in Neuburg am Mittwoch, 2. Juli, um 18.30 Uhr und in Schrobenhausen am Mittwoch, 9. Juli, um 18.30 Uhr in den jeweiligen Volkshochschulen statt. Anmeldung über die VHS oder über www.neuburg-schrobenhausen.de (in das Suchfeld „Frauengesundheit“ eingeben).
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