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Nachfahren von Kurfürst Ottheinrich feiern beim Schlossfest in Neuburg

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Ottheinrichs Nachfahren sind zu Besuch am Neuburger Schloßfest

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    Seit er das erste Mal vor einigen Jahren in Neuburg war, interessiert sich Hartwig Neuburg für die Geschichte seiner Vorfahren. Nun ist er gemeinsam mit seiner Frau für das Schloßfest angereist. In der Hand hält er den Wappenbrief seiner Familie.
    Seit er das erste Mal vor einigen Jahren in Neuburg war, interessiert sich Hartwig Neuburg für die Geschichte seiner Vorfahren. Nun ist er gemeinsam mit seiner Frau für das Schloßfest angereist. In der Hand hält er den Wappenbrief seiner Familie. Foto: Michael Kienastl

    Wenn am Freitag das 27. Neuburger Schloßfest beginnt, ist unter den Besucherinnen und Besuchern auch ein Nachfahre des Pfalzgrafen Ottheinrich, der das Schloss ab 1530 erbauen ließ. Hartwig Neuburg trägt zwar den Namen der Stadt, wohnt aber mit seiner Frau Ruth im Bergischen Land in der Nähe von Köln. Es gibt wohl nicht viele Menschen, die wie er dank genauester Ahnenforschung ihre Vorfahren bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen können. Hartwig Neuburg verdankt diesen Umstand der unfassbar akribischen Arbeit seines Großonkels Josef Neuburg, der – geboren 1913 – vor und nach dem Zweiten Weltkrieg nahezu seine gesamte freie Zeit nutzte, um einen enorm detaillierten Stammbaum zu erstellen.

    Unzählige Stunden verbrachte der extra aus der Eifel angereiste Forscher im Neuburger Schloss, wo damals noch das Staatsarchiv untergebracht war, das 1989 nach Augsburg umzog. „Er hat früher immer von dunklen Mauern erzählt“, sagt Hartwig Neuburg, Jahrgang 1951. Josef Neuburg hat neben einem umfangreichen Stammbaum 1949 auch noch ein Büchlein verfasst: „Die Geschichte des Geschlechtes Neuburg“. Über 60 Seiten sind hier die einzelnen Biografien im Detail zusammengetragen, „aus Liebe zur Familie“ und der „Verehrung des Vaters und der Ahnen“, wie es im Geleit heißt. Josef Neuburg zeigt darin nicht nur historische Genauigkeit, sondern durch zahlreiche eigene Zeichnungen auch künstlerische Fähigkeiten.

    Unzählige Stunden verbrachte Josef Neuburg am bis ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Stammbaum.
    Unzählige Stunden verbrachte Josef Neuburg am bis ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Stammbaum. Foto: Michael Kienastl

    Wertgeschätzt wurde die Arbeit des „Freigeistes“ aber lange nicht. Sein Opa habe immer wieder gesagt: „Mein Bruder hat einen an der Waffel.“ Doch als ihm bei der Auflösung des Elternhauses Stammbaum, Buch und einige andere Antiquitäten in die Hand fielen und er später mit seiner Frau die Stadt seiner Vorfahren besuchte, begann auch Hartwig Neuburg sich mehr für die Geschichte seiner Familie zu interessieren. Heute sagt er: „Wir wollen das in Ehren halten.“

    Über 13 Generationen geht der Stammbaum der Neuburgs zurück bis Kurfürst Ottheinrich

    Der Stammbaum geht 13 Generationen zurück auf den direkten Vorfahren von Hartwig Neuburg – Herzog Wolfgang von Zweibrücken. Geboren 1497, war er der Vetter von Ottheinrich und übernahm von diesem das Fürstentum im Jahr 1557. Bereits zwölf Jahre später erhielt dessen Sohn Philipp Ludwig das Fürstentum Pfalz-Neuburg, der wiederum vererbte es 1614 an seinen Sohn Wolfgang Wilhelm. Im Detail geht Josef Neuburg auf die Lebensrealitäten der einzelnen Grafen ein, so etwa auf die kontroverse Konvertierung von Wolfgang Wilhelm zum Katholizismus, wenige Jahre vor Beginn des 30-Jährigen Krieges, und auch auf die Hochzeit mit Anna von Jülich-Kleve-Berg, wodurch die Herrschaft über ein zweites Herzogtum und dessen Hauptsitz in Düsseldorf dazukam.

    Der letzte Neuburger Herzog in Hartwig Neuburgs Ahnenreihe, Philipp Wilhelm, gezeichnet von Josef Neuburg.
    Der letzte Neuburger Herzog in Hartwig Neuburgs Ahnenreihe, Philipp Wilhelm, gezeichnet von Josef Neuburg. Foto: Michael Kienastl

    Als Wolfgang Wilhelm 1653 starb, hieß der neue Herzog von Pfalz-Neuburg bis ins Jahr 1690 Philipp Wilhelm. Er war der letzte Herzog in Hartwig Neuburgs Ahnenreihe und auch der Letzte, der große Teile seines Lebens an der Donau verbrachte. Sein Sohn Ludwig-Anton von Pfalz-Neuburg wirkte größtenteils im heutigen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, zuletzt als Bischof von Worms. Er war auch der Letzte, der den Adelstitel trug, fortan lautete der bürgerliche Nachname schlicht „Neuburg“ – die biografischen Angaben im Stammbaum werden dann auch weniger.

    Josef Neuburg hat nicht nur einen Stammbaum, sondern auch ein sehr detailliertes Buch dazu verfasst.
    Josef Neuburg hat nicht nur einen Stammbaum, sondern auch ein sehr detailliertes Buch dazu verfasst. Foto: Michael Kienastl

    Josef Neuburg, wurde als „illegitimer Sohn“ 1693 geboren und ging bereits einem handwerklichen Beruf nach, er war Kunstschmied im französischen Mülhausen. Auch dessen Sohn – Ludwig Anton Neuburg (1729) – und Enkel – Josef Neuburg (1752) – lebten auf der anderen Seite des Rheins. Letzterer flüchtete jedoch im Zuge der Hugenottenverfolgung in die Eifel nach Stotzheim, wo auch sein Sohn Johann Peter Neuburg (1786) und dessen Sohn (und Hartwig Neuburgs Ururopa) Peter Neuburg (1821) auf die Welt kamen. Josef Neuburg hat nicht nur in den Schlossmauern recherchiert, sondern auch alte Ortsvorsteher befragt und gibt etwa auch Auskunft über die napoleonische Zeit, die deutschen Einigungskriege und darüber, dass Mitte des 19. Jahrhunderts einige Familienangehörige nach Amerika ausgewandert sind. Peter Neuburgs Sohn Jakob wurde 1869 geboren, arbeitete als Bierkutscher und war schließlich der Vater des umtriebigen Stammbaumautoren.

    Hartwig und Ruth Neuburg freuen sich schon auf das Schloßfest

    Je mehr sich die Neuburgs mit ihrer Geschichte beschäftigten, desto klarer wurde es für sie auch, dass sie auch das bekannteste Fest ihrer „Herkunftsstadt“ besuchen wollen. „Es ist wunderschön hier“, schwärmt Ruth Neuburg von der Altstadt, während die einzelnen Stände aufgebaut werden. „Wir freuen uns wirklich sehr auf das Fest“. Nach 14 Generationen sind sie und ihr Mann übrigens die letzten in der Ahnenlinie, die den Namen tragen. Ihre Tochter hat nach der Hochzeit einen anderen Namen angenommen.

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