
"Barock bis Rock" feiert zehnten Geburtstag mit Festival in Neuburg

Plus Zum zehnten Mal findet „Barock bis Rock“ statt. Für das Jubiläum hat sich Noppo Heine etwas Besonderes einfallen lassen: Ein Fest in der Amalienstraße in Neuburg.

Sechs Saiten, ein hölzerner Klangkörper, ein paar Wirbel, eigentlich ist nicht viel dran an so einer Gitarre. Doch selbstverständlich ist es nicht das Material, das dem Instrument seine Bedeutung verleiht, es ist das Leben, das man ihm einhaucht, ihm Töne, Melodien, Empfindungen entlockt – oder ihm auch ein ganzes Festival widmet. Eine Hommage an das Instrument und seine Musik, so wie Noppo Heine es in Neuburg geplant hat. Mit einem mehrtägigen Gitarrenfestival in der Altstadt.
Gut, es ist natürlich nicht das erste Mal, dass Norbert Noppo Heine die Gitarre ordentlich feiert. Denn „Barock bis Rock“, wie er seine Liebe zur Gitarre namentlich in eine Veranstaltung verpackt hat, gibt es in diesem Jahr schon zum zehnten Mal. Doch so ein Jubiläum will gefeiert werden, größer und umfangreicher als sonst, und damit also doch – ein Novum in diesem Jahr.
Denn die bekannten und äußerst beliebten Konzerte werden diesmal mit einem abwechslungsreichen Programm in ein Festival verpackt. Selbstverständlich dürfen da mehrere Bühnen, Verkaufsstände, Workshops und Straßenkünstler nicht fehlen. Denn die zehn Jahre „Barock bis Rock“, zehn Jahre an himmeljauchzenden Glücksmomenten, an tiefer Trauer, an Spaß, Humor, Jamsessions und Battles verdienen eine ordentliche Würdigung.
"Barock bis Rock" findet in Neuburg zum zehnten Mal statt
Apropos Würdigung, Vorhang auf für Noppos besondere Höhepunkte seines ersten Jahrzehnts von Barock bis Rock: Es war das Jahr 2013 und Noppos Erkenntnis, dass er für diesen Moment nun wirklich genug Theater gemacht habe. Der gelernte Theaterpädagoge will zurück zu seiner zweiten großen Leidenschaft, der Musik. Und dann ist da ja auch noch diese Bühne. Nicht irgendeine Bühne, sondern seine Bühne, selbst gebaut im Museumsgarten mit allem Herzblut, das man so in ein Podest aus Holz stecken kann.
Und diese Bühne wird nun wirklich viel zu selten bespielt. Warum dann nicht beides verbinden? Der einsamen Bühne wieder Leben einhauchen und das mit der Art von Musik, für die Noppo brennt. Der Gitarrenmusik, immerhin unterrichtet er ja auch selbst an den sechs Saiten. Noppo hat auch schon eine Idee, wie das Ganze aussehen könnte. Er selbst liebt Gitarrenbattles, bei denen sich Musiker einer Jury stellen und ganz nebenbei einem begeisterten Publikum ihr Können präsentieren. Also startet er einen Aufruf an Gitarristen im Raum Neuburg – und voilà, am ersten Juli-Wochenende 2013 findet zum ersten Mal „Barock bis Rock“ in der Altstadt statt.
Was sich anschließt, ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Noppo schwebt auf Wolken, selbst jetzt noch, wenn er an all die großen Namen zurückdenkt, die Neuburg schon mit ihren Instrumenten einen Besuch abgestattet haben. Da sind Will McNicol und Sönke Meinen, die gemeinsam jammen, obwohl sie 1000 Meilen trennen. Wie das funktioniert? In dem man aus der Not eine Tugend macht. Die beiden sollen während der Corona-Pandemie bei „Barock bis Rock“ spielen, doch McNicol sitzt in Cornwall fest. Kurzerhand wird er über einen Stream zugeschaltet. Sönke Meinen ruft ihn an, die zwei sind leicht nervös, sie sollen ein Duett spielen, mit einem Zeitversatz von einer Minute bei der Liveübertragung. Und es klappt! Noppos Augen leuchten, wenn er darüber spricht: „Das war ein absolut magischer Moment.“
Viertägiges Gitarrenfestival in Neuburg geplant
Weniger magisch und dafür schon eher kurios war es mit Martin Moro, ein Meister seines Fachs, der die Gitarrenwelt in Bayern aber gerade mit einem Bühnencheck bei Noppo nachhaltig prägt. Der Grazer ist Pedant, wenn es um die Technik geht, alles muss sitzen. „Do is a Wummern im mittleren Frequenzbereich“, sagt er zum Techniker bei der Probe im tiefsten österreichischen Dialekt – und prägt damit einen geflügelten Satz, den man in der Technikerwelt beim Thema Akustik mittlerweile vielerorts hört.
So viel Wunderbares hat Noppo erlebt und doch möchte er auch einen Moment, schwarz, traurig, schrecklich, nicht vergessen lassen. Ein begabter junger Geiger spielt bei ihm, Alexander Habermeyer. Er kommt zum ersten und zweiten Festival. 2014 dann der Schock. Der junge Musiker stürzt aus dem Fenster und stirbt, Noppo, die anderen Musiker, so viele sind fassungslos und geschockt. 2015 gibt es eine Gedenkminute für ihn und eine kleine Spieleinlage – und auch wenn es ein Moment tiefster Trauer ist, seine Magie wird unvergessen sein!
Um all das gebührend zu würdigen, wird „Barock bis Rock“ in diesem Jahr an vier Tagen stattfinden. Das Fest soll sich über die Amalienstraße von der Kirche St. Peter bis zur Provinzialbibliothek erstrecken. Mit insgesamt drei Bühnen, der Hauptbühne natürlich weiterhin im Museumsgarten, und riesigen Bildschirmen, die die Konzerte im Garten auch nach außen übertragen. Wenn im Museumsgarten gerade pausiert wird, treten Bands an den zwei Bühnen vor der Bibliothek und der Kirche auf. Bei jeder Bühne gibt es rund 200 Plätze.
Gitarrenfestival in Neuburger Altstadt vier Tage lang
Und dann gibt es da noch die „Amarade“ – eine Wortneuschöpfung aus Amalienstraße und Promenade. Dort schlagen Instrumentenbauer ihre Zelte auf, es gibt Essens- und Getränkestände (ein besonderes Highlight: der Ori-Gin aus Burgheim wird verkauft), und es gibt einen Flohmarkt für Instrumente. Am Straßenrand sollen Kunstwerke gezeigt werden und die Neuburger Theaterjugend wird Straßentheater aufführen. Und was es mit dem Bau eines „Babarock“ auf sich hat, dürfen Kinder herausfinden.
Das Gitarrenfestival findet vom Mittwoch, 27. Juli, bis Samstag, 30. Juli, statt. Karten gibt es bereits zu kaufen unter www.theos-tickets.de. Die Tickets für die Konzerte der einzelnen Tage kosten jeweils 33 Euro. Wer nur die Flaniermeile genießen möchte, zahlt als Erwachsener 18 Euro im Vorverkauf, an der Abendkasse 23 Euro. Schüler und Studenten zahlen zwölf Euro, bis zwölf Jahre hat man freien Eintritt.
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