Ein schöneres Ambiente und eine begeisterungsfähigere Zuhörerschar hätte sich das Heeresmusikkorps Ulm kaum wünschen können. Der Neuburger Schlosshof war bis auf den letzten Stehplatz gefüllt, das sinfonische Blasorchester unter der Leitung von Major Dominik Koch spielte zum Start in die Open-Air-Konzerte 2025 hoch motiviert und das Premierenpublikum aus Neuburg und Umgebung zeigte sich nicht nur sehr angetan von der musikalischen Leistung, die es zu hören bekam. Auch die Spendenbereitschaft war mit gut 8700 Euro mehr als erfreulich.
Denn der Erlös dieses Abends geht an das Bundeswehr-Sozialwerk, und zwar „jeder einzelne Euro“ ohne irgendwelche Abzüge, wie Commodore Jürgen Schönhöfer versprach. Dass dieses grandiose Konzert in Neuburg stattfinden konnte, ist vor allem Karl-Heinz Leger zu verdanken, dem örtlichen Repräsentanten des Sozialwerks. Er hatte die Idee und überzeugte alle, auf die es ankommt, um diese Idee auch Wirklichkeit werden zu lassen. Die eingenommenen Spenden helfen Soldaten, die etwa von Auslandseinsätzen physisch oder psychisch versehrt zurückkehren oder Soldatenfamilien, die unverschuldet in Not geraten sind.
Heeresmusikkorps Ulm mit einigen Überraschungen im Neuburger Schlosshof
Musikalisch war dieser Abend von einer mehr als bemerkenswerten Qualität und von einigen sehr angenehmen Überraschungen geprägt. Wer zum Beispiel hätte auch als Musikkenner den Komponisten des „Apollo-Marsches“ erraten, der zum Auftakt erklang? Auf Anton Bruckner wäre kaum jemand gekommen, der tiefgläubige Tonkünstler aus Oberösterreich ist eher für große Sakralwerke und hochromantische Sinfonien bekannt. Aber vielleicht hat sich Bruckner gedacht, er müsse auch mal etwas ganz anderes komponieren. Daraus wurde ein feiner, gar nicht zackiger, sondern musikalisch leichtfüßiger Marsch, den das Musikkorps mit Grandezza interpretierte.

Diese Art der Blasmusik gleichsam in einer eigenen Liga zog sich durch das ganze Konzert. Alle Register des Heeresmusikkorps, von den Flöten und Klarinetten über Hörner, Tuben, Trompeten, Saxofone bis hin zum Kontrabass zeigten im Kollektiv wie bei den vielen hervorragenden solistischen Passagen, was sie drauf haben. Die Ouvertüre „Banditenstreiche“ von Franz von Suppe, eher ein Vertreter der leichteren Muse, wurde zum Bravourstück der schelmischen Blasmusik. Die Titelmelodie aus „Die glorreichen Sieben“, oft gehört und oft auch etwas standardmäßig heruntergespielt, ließ in jedem einzelnen Takt die ursprüngliche Kraft und die direkt ins Herz gehende rhythmische Schärfe dieser Filmmusik spüren. Genau so muss das klingen.
Freude beim Orchester und beim Publikum
Vielleicht das schönste Werk des Abends, jedenfalls das im Charakter überraschendste, war der portugiesische Marsch „O Vitinho“. Was man unter Marsch verstehen kann, darüber geht dieses Stück weit hinaus. Anklänge von Tango, Flamenco, von den elegischen Fado-Gesängen in den Lissabonner Clubs scheinen auf, der Charakter wechselt immer mal wieder in ein sonores Moll mit feinfühlig ausgespielten Melodiebögen. Diese fast intellektuelle, aber nicht gedankenschwere Art der Militärmusik macht dem Dirigenten und seinem Orchester augenscheinlich beim Spielen eine besondere Freude – und dem Publikum auch.
Beim „Sunday Scherzo“ aus der Komposition „Manhattan“ von Philip Sparke war, beispielhaft, zu erleben, welch herausragende Solisten das Musikkorps in seinen Reihen hat, Hauptfeldwebel Fabian Barth spielte die wildesten Läufe, als wäre gar nichts dabei. Und am Ende, bei den Frank Sinatra Classics, zeigte sich das Gesamtorchester noch einmal in Bestform. „My Way“ als einer der bekanntesten Sinatra-Songs war in Neuburg in einem originelleren Arrangement und in einer schöneren Interpretation zu genießen als beim Großen Zapfenstreich zur Verabschiedung von Kanzler Gerhard Schröder. Darauf dürfen die Musikerinnen und Musiker aus Ulm stolz sein.
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