In der Einladung wurde die Not deutlich. „Unsere Bitte: Kommen Sie recht zahlreich“, hieß es im Vorfeld. Doch diese Bitte hat nichts gebracht. Auf der Jahreshauptversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft Neuburg-Schrobenhausen am Mittwochnachmittag fand sich niemand, der sich im Vorstand engagieren möchte. Eigentlich müsste sich der Verein nun auflösen. Durch eine Fusion lässt sich dies jedoch vermeiden.
Neuburger Sudetendeutsche finden keinen Nachwuchs
Laut Schriftführerin Hildegard Weis wollen sich alle aktuellen Vorstandsmitglieder zurückziehen, hauptsächlich aus Altersgründen. Der Kreisobmann Gerhard Wurps etwa werde 75 Jahre, da sei es verständlich, dass man irgendwann kürzertreten möchte, so Weis. Andere im Vorstand seien sogar schon über 80. Bei den Sudetendeutschen fehlt der Nachwuchs. Das jüngste Mitglied sei knapp unter 60.
Weis ist bewusst, dass das Anliegen des Vereins gerade bei den Jüngeren zunehmend an Relevanz verliert. Die Landsmannschaft ist Vertreter der im Zweiten Weltkrieg aus dem heutigen Tschechien vertriebenen Deutschen sowie Bewahrer ihrer Kultur. Die Neuburger Gruppe besteht nach ihren Angaben seit 1949. Damals zählte der Zusammenschluss tausende Mitglieder, es ging um elementare Dinge für die Vertriebenen, wie Wohnungssuche oder Jobvermittlung. Mittlerweile ist das Hauptanliegen der Gruppe, das Andenken zu bewahren. „Wir wollen nicht aus der Geschichte vertrieben werden“, sagt Weis. Flucht und Vertreibung seien auch heute ein großes Thema.
Sudetendeutsche Neuburg und Ingolstadt fusionieren
In der Kreisgruppe Neuburg-Schrobenhausen soll die Vereinsarbeit weiterhin möglich sein. Die Gruppe soll mit der Landsmannschaft aus Ingolstadt fusionieren und dadurch erhalten bleiben. Die Verantwortlichen haben bereits ensprechende Gespräche geführt, und die Kollegen aus Ingolstadt Bereitschaft gezeigt, die Nachbargruppe aufzunehmen. Dabei würde der Kleinere den Größeren schlucken: Die Landsmannschaft in Ingolstadt hat laut Weis gerade einmal noch 15 Mitglieder, die in Neuburg immerhin noch 83. Weis hofft, dass möglichst viele davon auch nach der Fusion der Gruppe treu bleiben. In den ersten Gesprächen sei festgehalten worden, dass gemeinsame Veranstaltungen künftig nicht nur in Ingolstadt, sondern auch in Neuburg stattfinden sollen. „Für euch soll sich nichts ändern“, sagte Gerhard Wurps bei der Versammlung am Mittwoch.
Einen weiteren Vorteil würde die Fusion mit sich bringen: Das Vereinsvermögen von 7000 Euro, das bei einer Auflösung an den Landesverband gegangen wäre, bleibt erhalten. Von dem Geld wollen die Beteiligten unter anderem den Gedenkstein auf dem alten Friedhof an der Franziskanerstraße pflegen, gerade zu Allerheiligen.
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