Ralph Alessi im Birdland: Ein Konzert wie ein Unikat
Plus Der Trompeter Ralph Alessi entführt das Publikum im Birdland-Jazzclub in eine ferne Märchenwelt zwischen freiem Fall und tiefem Urvertrauen. Warum sein Trio auch ohne Bass bestens funktioniert.
Man muss sich nur ein bisschen mit Musik auskennen, um zu spüren: Da geht einer ins Risiko. Ein Trio ohne Bass, das ist in etwa so wie ein Auto ohne Stoßdämpfer. Du spürst jedes Ruckeln und Zuckeln, einfach alle Bewegungen. Das Fahr- wie das Konzerterlebnis werden unmittelbarer. Denn der Bass steht in jeder Band für Erdung, für eine natürliche Basis, die den lebensnotwendigen Puls vorgibt und das Publikum in konsumfreundlicher Sicherheit wähnt. Bei dem Trompeter Ralph Alessi müssen sich die Menschen im Neuburger Hofapothekenkeller die normalerweise üblichen Fangnetze dazu denken.
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Da ist nichts, was den leidigen Stempel „radikal“ oder „Avantgarde“ verdient hätte. Alessi, sein amerikanischer Landsmann Mark Ferber an den Drums und vor allem der deutsche Pianist Florian Weber erzeugen eine Art Mikrogravitation, einen Zustand, in dem die Auswirkungen der Schwerkraft nicht unmittelbar zu spüren sind. Wie im freien Fall. Sie schweben durch ihre Themen, die als funktionale Spielwiesen der Improvisation dienen, breiten wundersame Geschichten aus, die sich aus Bildern und Geräuschen zusammensetzen und erst nach und nach ihre innere Logik aufdecken. Wie in „His Hopes, His Fears, His Tears“, bei dem schon allein der Titel alles Erzählenswerte preisgibt. Zunächst ertönen entrückte Signale wie Klopfgeräusche, Lebenszeichen. Darüber schwebt leise die Trompete, als würde ein Spaziergänger pfeifend an der Oberfläche wandeln. Das Thema schwillt an wie der Pegel eines Flusses: Langsam erst, im Untergrund, bis das Wasser durch die Kanaldeckel quillt und die Stadt flutet. Keine Angst, gerade in Neuburg: Es ist nur Musik.
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