Es ist Sonntagmorgen, 2.15 Uhr. Das Smartphone schrillt laut. Die Integrierte Leitstelle Ingolstadt (ILS) hat Alarm für die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) ausgelöst. Auf einer Staatsstraße im Landkreis hat sich ein schwerer Verkehrsunfall ereignet. Notarzt und Rettungsdienst haben soeben die Wiederbelebungsmaßnahmen des noch jungen Autofahrers erfolglos eingestellt. Nun muss die Todesnachricht an die Familie überbracht werden und dafür braucht es einen Experten, der weiß, wie man mit solchen Traumata umgehen kann.
Die zuständige Polizeiinspektion bitte eine Einsatzkraft des Kriseninterventionsdiestes (KID) um Unterstützung. Es muss jetzt zügig gehen, bevor die Angehörigen des Opfer Bilder des schrecklichen Unfalls, aufgenommen und veröffentlicht durch rücksichtslose Gaffer, den sozialen Medien entnehmen können. Zwei Kräfte des KID vom BRK-Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen erfahren in einem Telefonat mit der ILS weitere Einsatzdetails und machen sich sofort auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt mit der Polizei. Die Beamten verabschieden mit dem beruhigenden Gefühl, die Hinterbliebenen in dieser furchtbaren Situation nicht alleine lassen zu müssen.
Todesnachricht an die Familie überbringen: Hier braucht es Spezialisten des Kriseninterventionsdienstes
Es ist eine herausfordernde Aufgabe, Menschen, denen es gerade den Boden unter den Füßen weggerissen hat, wieder eine Brücke in ein einigermaßen normales Leben zu bauen. Seit zehn Jahren stellen sich xx Personen des KID aber genau dieser Aufgabe mit Erfolg. Ein Anlass, die Leistung der Ehrenamtlichen zu würdigen.
„Die Arbeit des KID ist keine, die viel Aufsehen erregt und doch ist sie von unschätzbarem Wert“, sagte Sabine Schneider, stellvertretende Landrätin bei einem Festakt im Rittersaal des Neuburger Schlosses, zu dem Vertreter von Politik, Polizei, THW, KID-Teams der angrenzenden Landkreise, Notfallseelsorge, und aus der BRK-Familie zusammengekommen waren. BRK-Kreisgeschäftsführer, Anton Gutmann, stellte die Wertigkeit des Dienstes: „Sie stehen den Menschen in den schwersten Momenten ihres Lebens bei“, sagte er zu den Ehrenamtlichen.
240 Unterrichtseinheiten braucht es, bis man zum Notfallsseelsorger ausgebildet ist
Der KID des BRK Neuburg unterteilt sich in zwei Bereiche, Psychosoziale Notfallversorgung für Betroffene und für Einsatzkräfte, die nach aufreibenden Einsätzen Bedarf haben, das Erlebte aufzuarbeiten. Um Facheinsatzkraft im KID zu werden, wenden die Ehrenamtlichen viel Zeit und Energie auf. Es erfordert eine Helfergrundausbildung zur Einsatzkraft im BRK, parallel zusammen mit der Grund- und Fachausbildung zur KID-Facheinsatzkraft. Zu diesen rund 240 Unterrichtseinheiten fügen sich noch mindestens acht Hospitationseinsätze hinzu.
Das Einsatzspektrum des KID ist vielfältig. Es wird gerufen bei plötzlichen Todesfällen durch Krankheit, Verkehrsunfall, Betriebsunfall, Suizid oder Gewaltdelikte. Auch bei der Suche nach Vermissten, bei Wohnungs- und Hausbränden sowie zur Betreuung Betroffener diverser Katastrophenlagen, wie Hochwasser, Pandemie und Kriegsflüchtlinge, wird der KID eingesetzt. So ist es auch verständlich, dass er nicht nur im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen zum Einsatz kommt, sondern auch zur überregional angefordert wird, etwa nach den Hochwassern in Ahrweiler oder Deggendorf.

Bürgermeister, Dr. Johann Habermeyer gratulierte den KID-Mitgliedern, bedankte sich für deren Einsatz und bezeichnete den KID als einen Glücksfall und ein Geschenk für die Stadt. Kreisfachdienstleiterin, Margot Koschmieder dankte den Mitgliedern des ehemaligen BRK-Kreisvorstandes, vor allem Elfriede Müller und Dr. Alexander Hatz, die mit dem damaligen Geschäftsführer Robert Augustin die Strukturen dieses Fachdienstes geschaffen und ihn aus der Wiege gehoben haben.
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