
Wie aus Nasskulturen aus dem Donaumoos Papier werden könnte

Die Firma Fibers365 hat sich auf die CO2-neutrale Erzeugung von Zellulosefasern spezialisiert. Der Donaumoos-Zweckverband hat sich dort über die Produktion informiert.
Die Produktion von Pflanzenfasern aus moorschonender Bewirtschaftung entwickelt sich zunehmend zur realistischen Wertschöpfungsoption für das Donaumoos. Davon haben sich Vertreter aus der Region nun bei einer Infofahrt des Donaumoos-Zweckverbands in Baden-Württemberg überzeugt. Die in Lenningen (Landkreis Esslingen) ansässige Firma Fibers365 gewährte einen Einblick in ihre Verarbeitungsprozesse.
Nach ersten Gesprächen mit dem Unternehmen, das sich auf die CO2-neutrale Erzeugung von Zellulosefasern und Biopolymeren spezialisiert hat, konkretisiert sich die Zusammenarbeit zunehmend. Derzeit ist der Betrieb am Kurzprojekt „Pflanzenfasern aus moorverträglicher Bewirtschaftung“ des Zweckverbands beteiligt. Dieses soll aufzeigen, welche Nasskultur am besten für die Fasergewinnung geeignet ist. Dazu läuft ein Teil der Testreihen bei Fibers365 – neben weiteren Unternehmen in ganz Deutschland.

„Wir nehmen heute viele Eindrücke mit und haben auch schon weitere Pläne im Kopf“, wird Landrat Peter von der Grün in einer Pressemitteilung des Donaumoos-Zwecksverbands zitiert. Bei der Betriebsbesichtigung bekamen die Besucher einen Eindruck davon, wie aus Rohrglanzgras, Wiesenheu und Schilf aus dem bayerischen und auch aus dem schwäbischen Donaumoos umweltschonend erzeugte Pflanzenfasern entstehen.
Aus Rohrglanzgras aus dem Donaumoos wird Karton oder Papier
Der Vorteil: Durch die einjährigen Kulturen erfolgt die CO2-Kompensation schneller als bei der Nutzung von viel langsamer wachsenden Bäumen, wie Fibers365-Geschäftsführer Hermann Dauser erklärte. Konkret läuft das in der Firma über das patentierte Steam-Explosion-Verfahren, also eine Dampfexplosion, welche das Pflanzenmaterial zerfasert. Erste Erfahrungen aus den bisherigen Tests zeigen Dauser zufolge, dass Rohrglanzgras von der Zweckverbandsfläche bei Lampertshofen ein hochwertiges Material mit guten funktionalen Fasereigenschaften ist. „Außerdem ist die Faser belastbar und hält richtig etwas aus“, so der Fachmann, der auch vom Wiesenschnitt aus dem Donaumoos begeistert ist. „Das bildet so einen genialen Filz, dass ich nicht vermutet hätte, dass das von einer artenreichen Wiese stammt.“

Der Faserproduktion bescheinigen Dauser und sein Kollege Stefan Radlmayr eine florierende Zukunft – vor allem in der Verpackungs- und der Papierbranche, aber auch für die Fasergussindustrie. Wie das alles aussehen kann, bekam die Besuchergruppe im betriebseigenen Labor zu sehen, wo neben der Forschung an Biokunststoffen auch Papierversuche laufen. Das Ergebnis hat natürlich rein farblich wenig mit dem üblichen strahlenden Weiß zu tun, sondern kommt eher bräunlich daher. „Wir könnten es natürlich bleichen, das wäre aber nicht ökologisch“, erklärte Radlmayr.
Parallel setzt das Unternehmen einen Schwerpunkt auf die Erforschung weiterer Produkte. Deshalb laufen auch immer wieder Tests mit Pflanzenmaterial, das bisher ungenutzt bleibt oder überwiegend verbrannt wird. Dauser nannte unter anderem Baumwoll- und Lavendelstängel, Sojastroh und Kakao-Schalen. Was darüber hinaus aus den Fasern entstehen kann, soll auch ein Forschungscampus der Hochschule der Medien Stuttgart erforschen. Die Einrichtung, die gemeinsam mit Fibers365 in einer früheren Papierfabrik untergebracht ist, erprobt unter anderem die Herstellung von Freiformteilen aus Fasermaterial. Ein Markt, für den die Fachleute einen steigenden Bedarf sehen. „Das sind spannende Optionen für das Donaumoos“, fand Verbandsgeschäftsführer Michael Hafner. (AZ)

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