Der Deutsche Wetterdienst schlägt Alarm: In der Region wurden am Mittwoch bis zu 35 Grad gemessen. Der Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle sei erreicht, heißt es – mit weiterem Gewitterrisiko am Abend. Während Bayern ächzt, zeigt sich Neuburg pragmatisch – und kreativ.
Straßenbau und Landwirtschaft unter Extrembedingungen – Pausen bei 40 Grad sinnlos
Ein besonders heißer Arbeitsplatz: die Ortsdurchfahrt von Gietlhausen. Dort rückte am Dienstag die Asphalt-Kolonne der Firma Richard Schulz an. Der Straßenbelag muss fließen – auch bei über 30 Grad. Direkt am Asphalt-Fertiger ist es nochmal zehn Grad heißer. „Wir müssen das in einem Zug durchziehen“, sagt der Vorarbeiter. „Eine kühle Radlmaß wär‘ jetzt recht.“ Getrunken wird trotzdem nur Wasser und Limo. Das Bitumenwerk in Bergheim läuft weiter – große Sommerpausen gibt es nicht. Immerhin: Die Durchfahrt ist nun wieder frei.

Die Landwirtschaft leidet ganz besonders unter der Hitze. Familie Koch aus Joshofen muss ihre Felder mit Zwiebeln, Blattgemüse, Rettich, Kohlrabi und Kartoffeln regelmäßig beregnen. „Sonst fällt die Ernte heuer aus“, sagt Johann Koch. Doch die Entnahme aus Gewässern ist verboten, und das Grundwasser in den Brunnen liegt tiefer. Beregnung wird zur Herausforderung – und zum Überlebensfaktor.

Neuburger Schulen passen Stundenpläne an – Kurzstunden und Wasserspender
Auch an den Schulen der Stadt stellt man sich auf die Hitze ein. Das Descartes-Gymnasium führt seit Dienstag Kurzstunden durch – jede Schulstunde wurde um fünf Minuten verkürzt, Prüfungen in kühlere Räume verlegt. „Es ist trotzdem eine große Herausforderung“, sagt Schulleiter Peter Seyberth. Vor allem organisatorisch: Eltern müssen informiert werden, wenn Kinder früher heimkommen. Wer auf den Bus oder auf Abholung wartet, darf im Schatten auf dem Gelände bleiben.
Die Maria-Ward-Realschule hat ein gemeinsames Hitzekonzept mit der Staatlichen Realschule entwickelt: Der Unterricht endet spätestens um 12.55 Uhr, Ganztagsschüler gehen nach der sechsten Stunde. Abschlussprüfungen finden in der Turnhalle statt – sie liegt auf der Nordseite Richtung Donau und bleibt vergleichsweise kühl. „Unser Hausmeister kommt extra früher, um gut durchzulüften“, sagt Schulleiterin Petra Schiele. Dass das Gebäude alt und massiv ist, helfe. Und wenn es im Klassenzimmer zu heiß wird, geht’s raus in den Schatten. Wasserspender stehen bereit.
Weiße Hemden statt Schwarzer Robe
Im Amtsgericht Neuburg wird unterdessen weiter verhandelt – aber ohne schwarze Roben. Richter, Staatsanwälte und Anwälte verzichten bei der Tropenhitze weitgehend auf das traditionelle Tuch. „Das muss möglich sein“, sagt Staatsanwalt Lehmann, „die Form bleibt trotzdem gewahrt.“ Bei einer Sitzung des Jugendschöffengerichts trugen sowohl er als auch der Vorsitzende schlicht weiße Hemden mit Krawatte.

Wer nicht arbeitet oder lernt, sucht das Vergnügen: Beim Eisessen etwa. Vor den Eisdielen der Innenstadt bilden sich Schlangen, auf dem Schrannenplatz und rund um die Donaukai-Bänke schlecken Jung und Alt ihre Kugeln – Erdbeer, Mango, Schokolade. „Bei dem Wetter isst doch jeder gerne Eis“, sagt eine Frau mit ihrem Eis in der Hand. Manch einer setzt sich damit gleich in den Schatten unter die Bäume – mit Blick aufs Wasser, Löffel in der Hand und Sommer im Gesicht.

Und dann ist da noch die Donau. Schwimmer stürzen sich vom Steg ins Wasser, Kajakfahrer ziehen ihre Bahn, Kinder spielen am Ufer – auch Hunde tollen durchs Flachwasser. Auf den Bänken im Schatten schmelzen die Eisbecher, am Abend füllen sich die Biergärten. Spritz, Helles, Weizen – Hauptsache kühl. Wer Glück hat, findet noch einen Platz im Schatten.

Wer sich bei der Hitze im kühlen Wasser eines Stadtbrunnens abkühlen will, sollte lieber nicht hereinsteigen: Das Ordnungsamt erinnert daran, dass Baden in öffentlichen Brunnen grundsätzlich verboten ist. Abkühlung gibt’s offiziell an den Badestellen am Donaukai. Am Strand bei der Schlösselwiese gegenüber vom Bootshaus ist bei heißen Temperaturen viel Betrieb. Egal ob Schwimmen oder am Strand liegen – hier ist man am richtigen Platz. Für Durstige stehen zwei Trinkwasserbrunnen bereit – einer am Nassler-Vorplatz zwischen Schrannen- und Spitalplatz, einer in der Hertleinkurve direkt an der Donau.
Neuburg schwitzt. Aber Neuburg hält zusammen. Mit klugen Lösungen, Schattenplätzen – und sehr viel Wasser.

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