Für einen der Teilnehmer war der Schloßfest-Umzug in diesem Jahr besonders schweißtreibend. Sepp Egerer, traditionell als Hofnarr unterwegs, wollte einen persönlichen Rekord aufstellen: Zehnmal, so der Plan, wollte er den Zug auf und ab laufen. Und der war lang. Immerhin 81 Gruppen, allesamt historisch gewandet, waren um 11 Uhr an der Rohrenfelder Straße Richtung Donau gestartet, um schließlich über die Luitpoldstraße den Stadtberg hinauf in die Obere Altstadt zu ziehen. Egerer schnaufte also, mit hochrotem Kopf und vielen Schweißperlen auf der Stirn, immer wieder den Berg hinauf. An die fünf Kilometer hatte er am Ende zurückgelegt, bei Runde acht oder neun - am Ende hatte er dann doch nicht mehr so genau mitgezählt - war Schluss und der Zug nach rund eineinhalb Stunden aus.
Die Stadtwache führt den Schloßfestumzug in Neuburg an
Weit weniger schwitzen mussten die Zuschauerinnen und Zuschauer in diesem Jahr. Denn die Hitze des vergangenen Wochenendes war milderen, sommerlichen Temperaturen gewichen. Schattenplätze unter den Bäumen am Donaukai oder am Weinberg waren trotzdem sehr begehrt. Genauso wie die Wasserfontänen der Feuerwehr, die an der Oskar-Wittmann-Straße und in der Luitpoldstraße für Abkühlung sorgten. Wenn auch merklich weniger Menschen die Straße säumten als in den Vorjahren, so bekamen die, die sich den Umzug, angeführt von der Neuburger Stadtwache, nicht entgehen lassen wollten, ein lautstarkes und buntes Spektakel geboten.

Zahlreiche Trommler und Fanfarenzüge waren weithin hörbar, immer begleitet vom Klimpern der typischen Schloßfest-Glöckchen und nur unterbrochen von immer wiederkehrenden „Vivat“-Rufen. Die Sängerinnen des Neuburger Liederkranzes versuchten dennoch, gegen die übermächtige Geräuschkulisse anzukämpfen, auch wenn sie es gegenüber den Trommlern der Marstallwache, die direkt hinter ihnen liefen, stimmlich recht schwer hatten.
Heuer gab es weniger Zuschauer beim Schloßfest-Umzug als noch in den Jahren davor
Der Umzug zeigte wieder einmal die ganze Vielfalt des Renaissance-Spektakels. Die kleinen Reigenkinder waren ebenso mit dabei wie Neuburgerinnen und Neuburger, die schon seit Jahrzehnten das Schloßfest mitgestalten. Auch zahlreiche Gruppen von auswärts haben sich in den langen Zug miteingereiht, so aus Neustadt an der Orla, aus Kaufbeuren oder Italien. Die Fahnenschwinger aus dem Süden wurden dann auch mit einem „Viva, Italia“ begrüßt. Die Zuschauerzahlen blieben allerdings hinter den Erwartungen zurück und so war jedem entlang der Strecke ein Platz in der ersten Reihe garantiert. Zu den Gründen kann auch Schloßfest-Chef Friedhelm Lahn nur spekulieren. Vielleicht, so sagt er, wollten einige noch den letzten Sommertag zum Baden nutzen. Vielleicht aber hatte der Auftakt vor einer Woche mit einer Rekordkulisse an Zuschauern dem ein oder anderen bereits gereicht und er verzichtete auf den Umzug.
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