Im Stadtgebiet von Pfaffenhofen haben sich zwei Personen mit dem seltenen, aber lebensbedrohlichen Borna-Virus (BoDV-1) infiziert. Das teilt das Landratsamt Pfaffenhofen mit. Eine Person ist kürzlich an den Folgen der Infektion gestorben. Eine weitere Person befindet sich in medizinischer Behandlung.
Seit Einführung der Meldepflicht zum 1. März 2020 sind dem Robert Koch-Institut (RKI) bis zu sieben akute Fälle von BoDV-1 Enzephalitis pro Meldejahr übermittelt worden. Deutschlandweit wurden bislang insgesamt 55 Infektionen registriert. Ursprünglich als Erreger einer Tierseuche bei Pferden, Schafen und anderen Säugetieren bekannt, wurde das Virus erst 2018 als Ursache schwerer Gehirnentzündungen beim Menschen identifiziert.
Borna-Virus: Genauer Übertragungsweg zum Menschen ist nicht bekannt
Virusreservoir für BoDV-1 ist die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon). Infizierte Feldspitzmäuse scheiden das Virus unter anderem über Kot, Urin und Speichel aus, ohne selbst zu erkranken. Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) kann eine Übertragung des Virus nach aktuellem Forschungsstand durch den Kontakt zur Feldspitzmaus und/oder deren Ausscheidungen erfolgen. Der genaue Übertragungsweg von der Feldspitzmaus auf den Menschen ist aber aktuell nicht bekannt. Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) kommt BoDV-1 in weiten Teilen Bayerns endemisch in Feldspitzmäusen vor.
Das Gesundheitsamt Pfaffenhofen ist derzeit intensiv mit der Klärung eines möglichen Infektionsweges der beiden betroffenen Personen befasst und steht in engem Kontakt mit den Expertinnen und Experten des LGL. Das LGL wie auch andere Fachbehörden empfehlen grundsätzlich, den Kontakt zu Spitzmäusen und deren Ausscheidungen zu vermeiden und folgende Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:
- Lebende oder tote Spitzmäuse sollten nicht mit bloßen Händen berührt werden. Bei der Entsorgung toter Spitzmäuse sind bestimmte Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Mehr dazu gibt es hier.
- Sollten Spitzmäuse im häuslichen oder Arbeitsumfeld identifiziert werden, gilt es, ihre Nahrungsquelle herauszufinden und sie ihnen zu entziehen. Spitzmäuse akzeptieren etwa im Außenbereich angebotenes Hunde- oder Katzenfutter. Auch Komposthaufen oder andere Abfälle können durch das reiche Nahrungsangebot an Insekten für Spitzmäuse interessant sein.
- Generell sollen Orte, an denen ein Kontakt mit den Ausscheidungen von Spitzmäusen auftreten kann, wenn möglich gemieden werden, etwa Arbeiten an solchen Orten, vor allem mit Staubentwicklung (Kehren), sollten nur unter den entsprechenden Hygiene- bzw. Vorsichtsmaßnahmen erfolgen. Dies sind Straßenböschungen, Steinmauern, Hecken oder generell auch Schuppen und Garagen oder andere für wild lebende Kleintiere zugängliche Gebäudeteile.
- Spitzmäuse sollten nicht als Haustiere gehalten werden.-
Weitere Informationen bietet das LGL.

Borna-Virus: So beseitigen Sie tote Spitzmäuse
Sollte man in seinem Wohn- oder Arbeitsumfeld eine tote Spitzmaus finden, etwa weil eine Katze diese ins Haus gebracht hat, sollte der Tierkörper schnellstmöglich sicher beseitigt und kontaminierte Flächen wie Böden, Arbeitsflächen und andere Oberflächen sorgfältig mit Haushaltsreiniger gesäubert werden.
- Dabei Gummihandschuhe und bei Staubentwicklung möglichst einen eng anliegenden Mundnasenschutz oder eine FFP2-/FFP3-Maske tragen.
- Die tote Spitzmaus und deren mögliche Ausscheidungen dann zunächst gründlich mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel besprühen. So verhindert man, dass bei der Entsorgung bzw. Reinigung virusbeladener Staub aufgewirbelt wird.
- Die tote Spitzmaus in einer über die Hand gestülpten Plastiktüte aufnehmen, verschließen und mit dem Restmüll entsorgen.
- Nach staubigen Arbeiten sofort duschen (inkl. Haare waschen) und benutzte Kleidung waschen.
Woran erkenne ich eine Feldspitzmaus?
Spitzmäuse haben deutlich spitzere Nasen bzw. Gesichter als echte Mäuse. Zudem zeichnen sie sich durch einen stechenden Geruch sowie relativ kleine Augen und Ohren aus. Feldspitzmäuse sind insgesamt sehr selten. Sie leben auf Brachgebieten, z. B. Straßenböschungen, Steinmauern oder unter Hecken. Sie sind scheu und nachtaktiv. Mit der Feldspitzmaus eng verwandt sind Garten- und Hausspitzmaus. Die Feldspitzmaus kann anhand ihrer zweifarbigen Färbung mit deutlicher Grenze zwischen Ober- (grau/braun) und Unterseite (weiß) von der Garten- und der Hausspitzmaus unterschieden werden. Es ist bisher unbekannt, ob auch die Garten- oder die Hausspitzmaus BoDV-1 übertragen können.
Besorgte Bürgerinnen und Bürger können sich per E-Mail an servicestelle@lgl.bayern.de wenden. Die Stadt und der Landkreis Pfaffenhofen planen für diese Woche eine gemeinsame Infoveranstaltung zur Thematik. Details werden zeitnah bekannt gegeben. (AZ)
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