Der Frust beim Thema PFAS ist groß. Betroffene Bürger und Landwirte rund um den Bundeswehr-Flugplatz in Neuburg-Zell, Stadträte und Verantwortliche im Landratsamt warten seit Jahren auf einen Plan, wie die chemischen Substanzen wieder aus den betroffenen Böden und vor allem auch aus dem Grundwasser gefiltert werden. In Neuburg ist man überzeugt, dass der einst verwendete Löschschaum auf dem Flugplatz in Zell die Ursache des Übels ist. Die Bundeswehr hat das bis heute allerdings nicht anerkannt. Der Plan, wie das Problem behoben werden kann, lässt noch mindestens bis Ende des Jahres auf sich warten. Und bis wann dann wirklich saniert wird, ist wiederum offen. Das ist das magere Ergebnis einer eineinhalbstündigen Diskussion im Neuburger Stadtrat.
Landrat Peter von der Grün (FDP) und Yvonne Einsle vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt waren am Dienstagabend in die Sitzung gekommen. Wie berichtet, hatte in der vergangenen Sitzung nicht nur Stadtrat Hans Mayr das Thema mit Vehemenz auf den Tisch gebracht. Vor allem die beeindruckende Stellungnahme von Marienheims Ortssprecherin Hildegard Weis hatte das Gremium wachgerüttelt und erneut klargemacht: Hier schlummert Gift im Boden und es passiert nichts.
Acht Flächen in Neuburg sind wohl so mit PFAS belastet, dass sie saniert werden müssen
„Es ist gut, dass wir nicht übereinander, sondern miteinander über das Thema sprechen“, so Landrat Peter von der Grün. Es wäre natürlich ein Leichtes, das Landratsamt bei dem Thema in die Pflicht zu nehmen und dort die Verzögerungen zu vermuten. Doch von der Grün kassierte diesen Gedanken gleich ein und machte klar: „Wir sind auf der gleichen Seite, sind aber abhängig von den Entscheidungen in der Bundeswehr-Verwaltung in Berlin.“
Yvonne Einsle vom WWA berichtete, wo das Verfahren aktuell steht. Bis Juli wolle ihre Behörde die 1500 Seiten an Details-Gutachten der Bundeswehr durchgearbeitet und bewertet haben. Schon jetzt sei klar, dass wohl auf acht von zehn begutachteten Flächen Sanierungsbedarf bestehe. Nächster Schritt sei eine Untersuchung, was konkret getan werden könnte, beispielsweise Erdreich ausheben, Böden versiegeln oder das Abfließen von Wasser verhindern.
Im Juli wird auf dem Flugplatz in Zell eine Reinigungsanlage für Oberflächenwasser installiert
Ebenfalls im Juli soll auf dem Flugplatz, wie bereits berichtet, eine Reinigungsanlage für Oberflächenwasser installiert werden. Das war allerdings bereits für Ende 2023 vorgesehen, ist aber bisher nicht erfolgt. Zudem werden die Regenwasserkanäle auf dem Bundeswehr-Standort saniert. Nach wie vor von der Bundeswehr-Verwaltung abgelehnt, wurde der Vorschlag, den Löschübungsplatz, einer der beiden Hotspots für PFAS mit Planen abzudecken. Die Idee dahinter war, zu verhindern, dass bei jedem neuen Regenguss die Chemikalie ausgewaschen und wieder ins Grundwasser gespült wird.
Die Abteilungsleiterin bestätigte auch, dass auf dem Gelände des Geschwaders der Schadstoff Bisphanol A festgestellt worden ist. Ihre Behörde sei 2024 informiert worden und man hätte bei zwei zeitversetzten Proben die Chemikalien ermittelt. „Es gibt aber noch keine Grenzwerte für diesen Stoff“, so Einsle. Nach den Vorträgen herrschte im Gremium Ernüchterung. Angesichts der „Hinhaltetaktik der Bundeswehr“, so Hans Mayr (CSU) könne man doch nicht tatenlos bleiben. Er forderte, zumindest die Resolution des Stadtrates zu erneuern und die Kontakte in den Bundestag nochmals zu bemühen. „Wir werden angesprochen, warum nichts passiert. Das ist kein Zustand.“
Studienseminar Neuburg darf gelagertes Holz nicht mehr mit Grundwasser beregnen
Stadtrat Alfred Hornung (CSU) berichtete von einer Fläche im Besitz des Studienseminars beim Flugplatz. Dort wurde Holz gelagert und dieses regelmäßig mit Grundwasser beregnet. Das sei mittlerweile verboten, da das Wasser mit PFAS belastet ist. „Pro Jahr haben wir einen Schaden von 20.000 Euro“, rechnete er vor. Die Fläche könne nicht als Acker genutzt werden, geschweige denn verpachtet werden. „Was heißt das alles dann für einen Landwirt, der dort seine Kartoffeln anbaut?“ Yvonne Einsle erklärte, dass sich PFAS im Erdreich ansammeln könne.
Wie berichtet, verzichten Landwirte daher auf eine zusätzliche Beregnung ihrer Felder mit dem belasteten Grundwasser. Wer es nutzen will, muss regelmäßig Proben nehmen lassen. „Auf den Kosten bleiben wir Landwirte sitzen“, sagte Peter Ziegler (CSU). Landrat von der Grün appellierte das dennoch der Bundeswehr in Rechnung zu stellen. „Auch wenn sie es erstmal nicht bezahlen, ist es wichtig Ansprüche anzumelden. So wird auch in Berlin klar, wie relevant bei uns das Thema ist.“
PFAS in Neuburg: Was bisher geschah
- 2013 finden erste Untersuchungen im Bauwasser statt und es wird die Chemikalie offiziell festgestellt.
- 2016 wird der Endbericht der orientierenden Untersuchung vorgelegt. Dieses Gutachten wird von der Bundeswehr erstellt.
- 2020 wird diese Untersuchung auf 12 Flächen ausgeweitet und abgeschlossen.
- 2020 wird der Endbericht einer Detailuntersuchung von zwei sogenannten Hotspots vorgelegt.
- Februar 2025 wird das detaillierte Gutachten der Bundeswehr zu zehn Kontaminationsflächen an das Landratsamt übergeben. Seitdem wird dieses vom WWA überprüft.
- Juli 2025 soll die Stellungnahme des WWA im Landratsamt vorliegen. Anschließend wird ein Maßnahmenplan erarbeitet.
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