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Pflegebedarf im Landkreis: Wie Kommunen innovative Lösungen schaffen wollen

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Wie kommt der Landkreis aus dem Pflegeproblem?

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    Nachbarschaftshilfe kann eine Möglichkeit sein, dass ältere Menschen möglichst lange in ihrem Zuhause leben können.
    Nachbarschaftshilfe kann eine Möglichkeit sein, dass ältere Menschen möglichst lange in ihrem Zuhause leben können. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

    Im Grunde waren sich alle einig: Es sind alarmierende Zahlen, die Christian Kutz im Kreistag vorstellte. Der Abteilungsleiter des Bereiches Senioren und Betreuung zeigte in einer ausführlichen Analyse nochmals auf, wie sich der Pflegebedarf im Landkreis entwickelt. Das hatte er, wie ausführlich berichtet, bereits im Gesundheitsausschuss getan, stellte seine Daten aber im Kreistag nochmals zur Diskussion. Seine Analyse ist nicht überraschend, ist doch der Pflegemangel ein Dauerthema. Doch auch für den Landkreis gilt: Die Bevölkerung wird immer älter, mehr Menschen werden zumindest Hilfe im Alltag brauchen und auf der anderen Seite fehlt vor allem an Strukturen und Personal, das dieses leisten kann.

    Nach der Bevölkerungsprognose wird die Zahl der Menschen, die 75 Jahre und älter sind, in den nächsten knapp 20 Jahren von aktuell rund 9300 auf 15.000 Menschen wachsen. Etwa jeder Vierte von ihnen wird mit zunehmendem Alter pflegebedürftig werden. Doch es gibt keinesfalls ausreichend Pflegekräfte, um diesen Bedarf zu decken, schildert Kurz. Für Christian Kutz steht deshalb fest: Es müssen Strukturen geschaffen werden, die mit dem dann noch tätigen Personal machbar sind. Und an diesem Punkt sind die Kommunen gefordert.

    Zwei Drittel aller Pflegebedürftigen im Landkreis werden Zuhause gepflegt

    Aktuell leben im Landkreis etwa 3700 Menschen mit Pflegebedarf. Zwei Drittel von ihnen werden von Angehörigen, Nachbarn oder Bekannten versorgt - noch. Denn die Bereitschaft, sich um einen hilfsbedürftigen Menschen zu kümmern, wird in den kommenden Jahren stetig abnehmen. Die Versorgungslücke kann keinesfalls über Pflegeheime aufgefangen werden. Unabhängig davon, wer sich eine Vollzeitbetreuung dann überhaupt noch leisten kann, wird es auch nicht genügend Pflegekräfte geben. Ziel ist es stattdessen, vor Ort unkomplizierte Hilfsangebote zu haben, die Unterstützung im Haushalt, beim Einkaufen oder bei der Grundpflege bieten.

    Michael Böhm, CSU-Bürgermeister der Gemeinde Bergheim, berichtet von den Anstrengungen seiner Kommune. Dort sollen 24 Tagespflegeplätze geschaffen werden. „Der Bund hält uns die Förderkarotte vor die Nase, doch am Ende stehen wir bei der Finanzierung alleine da“, macht er seinem Ärger Luft. Der Bund wälze die Arbeit auf die kommunale Ebene ab. Zudem sei das Fördersystem stark verbürokratisiert, es habe über 70 Seiten Antrag formulieren müssen. Er spricht von „Verzweiflungsempfinden“ bei diesem Thema. „Es ist uns wichtig, eine Lösung vor Ort anzubieten, aber der Aufwand, es zu realisieren, ist einfach enorm.“

    Mit Fördermitteln will der Bund Kommunen ins Handeln bringen

    SPD-Kreisvorsitzender Werner Widuckel forderte in der Sitzung den Landrat und seines Kreistagskollegen dazu auf, einen Handlundsplan zu erstellen, wie sich der Landkreis künftig dem Thema widmen und Lösungen umsetzen will. „Was sind die nächsten Schritte? Wir müssen von der guten Analyse jetzt ins tun kommen.“ Seine Forderung, blieb am Ende aber ohne Folgen. Zum einen erklärte Kutz, dass Altenhilfe eine freiwillige Leistung des Landkreises sei - sprich, dafür gibt es kein bis wenig Geld. Zum anderen ließ Landrat Peter von der Grün die Pflegebedarfsplanung wie vorgestellt beschließen, doch konkrete Handlungsschritte schob er nicht an. Diese wurden aber auch nicht formal aus den Fraktionen beantragt.

    Dass schon jetzt die Lage angespannt ist, berichtet Shahram Tabrizi, Kreisrat der Freien Wähler und Chefarzt in der Akutgeriatrie in Schrobenhausen. Wochenlang würden Patienten im Krankenhaus bleiben müssen, weil es keine Kurzzeit-Pflegeplätze gäbe.

    Mini Forster-Hüttlinger (SPD) aus Oberhausen appellierte bei dem Thema „nicht den Mut zu verlieren“. Man könne vieles hinkriegen, was auch ohne große Finanzierung funktioniert. Sie berichtete von Nachbarschaftshilfe und Einkaufsdiensten. Sie lud ihre Kreistagskollegen ein, dass sie gerne Hilfestellung geben könne. Forster-Hüttlinger bringt sich in vielen sozialen Themen ehrenamtlich ein, baute in Oberhausen unter anderem eine Demenzgruppe auf. (mit clst)

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