Zwei junge Männer führten sich im Zug von Treuchtlingen nach Ingolstadt auf „wie die Axt im Wald“, so der Neuburger Jugendrichter Thorsten Schalk. Die heute 20- und 19-Jährigen waren betrunken, pöbelten, rauchten im Zug und brachten andere Fahrgäste gegen sich auf. Als sie auf Anordnung des Schaffners in Tauberfeld nicht aussteigen wollten, rückte die Bereitschaftspolizei Eichstätt an.
Vor dem Neuburger Jugendrichter schoben die beiden Männer zunächst den anderen Beteiligten die Schuld an der Eskalation zu. Erst am Schluss rangen sie sich zu einer Entschuldigung durch. Die Urteile fielen mit 60 Arbeitsstunden gegen den 20-Jährigen und eine Woche Dauerarrest gegen den 19-Jährigen nach Jugendstrafrecht milde aus.
Die beiden Männer waren 2022 nach aus der Ukraine nach Neuburg gekommen
Die Männer waren 2022 nach Kriegsbeginn mit ihren Müttern aus der Ukraine nach Neuburg gekommen. Sie haben noch keine Arbeit gefunden und beziehen seit dem 18. Lebensjahr Bürgergeld. Einer Ladung des Jugendamtes sind sie nicht nachgekommen. Der 19-Jährige brach seinen Deutschkurs ab, er sei „rausgeflogen“, sagte er vor Gericht.
Zur Tatzeit waren sie mit Freundinnen unterwegs gewesen und hatten nach eigenen Angaben eine Flasche Schnaps getrunken. Im Zug mischten sich neben dem Bahnbeamten auch drei Arbeiter ein, die zur Nachtschicht mussten und die Betrunkenen bedrängten, sie sollten endlich aussteigen. Ein 41-jähriger Zeuge sagte aus, er sei mit schlimmsten Wörtern beleidigt worden und habe im Handgemenge einen Schlag gegen den Fuß bekommen. „Ihr habt null Anstand gehabt gegenüber allen Fahrgästen“, hielt er den jungen Angeklagten entgegen.
Auch nachdem die Polizei dazukam, ging der Tumult im Zug weiter
Der Tumult mit viel Geschrei hörte auch nach Eintreffen der Polizisten nicht auf. Der 20-Jährige habe sich nicht beruhigt und musste gefesselt werden, berichtete ein Polizeibeamter vor Gericht. Er habe sich massiv gewehrt und „musste zu Boden gebracht werden.“ Die Polizisten seien zweifelsohne nicht zimperlich gewesen, „aber das haben sie sich selber zuzuschreiben“, so Richter Thorsten Schalk zu den beiden Angeklagten. Der Richter spielte Handyvideos ab, die von den Angeklagten und einer Bodycam der Polizei aufgezeichnet worden waren.
„Alles gelogen“, so kommentierte der Staatsanwalt die „geheuchelte Entschuldigung“ der Männer. Richter Schalk sagte in der Urteilsbegründung, er hätte dem 20-Jährigen auch eine härtere Strafe geben können, habe es aber bei 60 Arbeitsstunden belassen. Der Ältere präsentierte in einem Redefluss zwar erfundene Erklärungen zu dem Vorfall, hat aber noch keine Vorstrafen aufzuweisen. Sein Freund war dagegen innerhalb eines Jahres achtmal straffällig geworden. Er war mit Drogen in Kontakt gekommen und hatte mehrmals in Neuburg und Oberhausen Lebensmittel gestohlen sowie in einem Sportgeschäft Kleidung für 190 Euro mitgehen lassen. Außerdem ist er bereits wegen Schwarzfahrers im Zug nach München zu einer kleinen Geldstrafe verurteilt worden. Jetzt erhielt er eine Woche Arrest in der JVA Landshut. Die Gerichtskosten übernimmt der Staat. Beide Männer nahmen das Urteil an.
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