Zwei Konzerte in der Schlosskapelle, beide mit Musik aus der Renaissance, beide etwa eine halbe Stunde lang und mehr als kurzweilig – aber doch grundverschieden. Die Gruppe „Tres feminae cantantes“ aus Unterstall bot dem vollbesetzten Haus ein fein ausgewogenes Terzett, blitzsauber intonierend auch bei gar nicht leichten Stücken von Orlando die Lasso oder Palaestrina. Die sanften und oft innigen Klänge stellen sich anmutig in die Akustik dieses Kirchenraumes.
Der Neuburger Liederkranz (Dirigent Martin Göbel), gut zehn Mal so stark besetzt, und die Hofmusik unter Nicola Göbel boten einen ganz anderen Sound. Kraftvoll. aber nicht zu wuchtig, mit fröhlich weltlichen Grundton – als schöner Kontrast zu den sakral geprägten Stücken von „Tres feminae cantantes“.

Sie könnten sich auch mit dem Zusatz „et sonantes“ benennen, die drei Sängerinnen aus Unterstall. Sabine Ammler gibt als Sopranistin auch noch auf elegante Weise die Dirigentin für ihre beiden Mitstreiterinnen Sabine Sedlmeier und Renate Hörmann. Und alle drei treten nicht nur sängerisch (also als Terzett) auf, sondern auch instrumental mit selten zu hörenden Gemshörnern, Laute und diversen Blockflöten. Wenn man so will, also Trio und als Terzett in einem. Egal, in beiden Varianten haben die Unterstallerinnen musikalisch etwas zu bieten, etwa in den beiden Varianten des unerschöpflichen Themas „Ave Maria“ zu Beginn und am Ende des gefeierten kleinen Konzerts.
„Tres feminae cantantes“ und Neuburger Liederkranz singen beim Schloßfest in Neuburg
Nach einer kurzen Umbaupause legt die ungleich größere Besetzung mit dem Liederkranz auf heitere, flotte und beschwingte Weise gleich richtig los. Wo die feinen Frauenstimmen zuvor noch lange im sakralen Raum nachhallten, erfüllt nun die Kraft von Sopran, Alt, Tenor und Bass die Schlosskapelle ganz direkt. Vom „Pastyme with good company“ von Heinrich VIII., der außer als gelegentlicher Komponist auch auf ganz andere, unrühmliche Weise in die Geschichte eingegangen ist, bis zu „Fata la parte“ zeigt sich der Liederkranz bei diesem „Concerto di Apertura“ in ansteckender Musizierlaune. Besonders gut kommt diese Qualität beim mit dem ganzen Charme eines wiegenden Dreiertaktes interpretierten „Wie schöne blüht uns der Maien...“ rüber. Das ist so gut, dass man es auch im Juni und in vielen anderen Monaten immer wieder gerne hören möchte.
Einen weiteren, noblen Kontrast setzt die Neuburger Hofmusik. Die Leiterin Nicola Göbel, die im Duett mit der Harfenistin Beate Fürbacher auch reichlich anspruchsvolle Renaissance-Kompositionen erklingen lässt, gibt dem dankbaren Publikum eine besondere Facette dieses Festes der Renaissance mit auf den Weg.
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