Die Badestube ist zurück beim Schloßfest – und es läuft gut. Der Harmoniehof füllt sich ebenso wie die Zuber spätestens am Abend. Das öffentliche Baden beim Schloßfest ist wieder gut gebucht und Bademagd Bianca kontrolliert über die Buchungsliste die richtige Reihenfolge.
Die neuen Bademeister Max Bergbauer und Adrian Steidl sind jedenfalls zufrieden mit der Resonanz. „Irgendwie muss sich die Mühe lohnen“, sagen sie und verweisen auf drei Wochen Aufbauzeit im städtischen Harmoniehof. Entgegenkommen und Zusammenarbeit mit der Stadt seien sehr erfreulich gewesen. Der Verkehrsverein als Veranstalter unterstützt die Badestube ebenfalls, denn sie gehört von Anfang an zum „Interieur“ des Renaissancefestes. Zwischenzeitlich hatte es bei den Rittertagen Grünau Badestuben gegeben, beim Schloßfest aber nicht mehr.
Badestube beim Neuburger Schloßfest: Gelungene Rückkehr im Harmoniehof
Dass die Wirte und Bader sieben Euro Eintritt für den Harmoniehof verlangen, das stößt auch auf Kritik. Mit dem Eintrittsgeld wollen sie reine Schaugäste vermeiden. Wer sich im Hof niederlässt und etwas trinkt, bekommt den Eintritt verrechnet. Die frivole Show ist ohnehin nicht zu sehen. Die Badenden – meistens sind es Schloßfest-Akteure – tragen Tüchlein und kleiden sich im hinteren Separée an oder aus. Das Badewasser wechseln die Mägde regelmäßig, die Zuber sind aus Kunststoff. Die Stimmung steigt weiter, wenn „Zackenflanke“ Stimmung machen oder die Bauchtänzerinnen vorbeischauen.
Erfinder der Badestube war Fritz Seebauer, der Mann mit den tausend Ideen. Zusammen mit Matthias Schieber und weiteren Mitstreitern hatte er ab 1976 das Schloßfest mit Anleihen aus der Landshuter Fürstenhochzeit entwickelt und schließlich auch eine Badestube ausgerufen. Das Mockhaus in der Josefstraße bot sich mit seinem Innenhof als ideale „Location“ für mittelalterliche Badeaktivitäten an. Die einen gingen in den Zuber und die anderen schauten von der Galerie aus zu.
Adrian Steidl und Maximian Bergbauer gelingt Neuauflage der Badestube
Dem Umzug ins Loiblhaus stellte Fritz Seebauer eine große Pressekonferenz mit Badeszene und einer erhebliche Anzahl von Fotografen voraus. Das frühere Druckerei- und Verlagshaus entwickelte sich zum idealen Standort der Bader. Der Erfinder hielt Hof und Mönch Wolfgang achtete auf Sitte und Tugend.
Dass zu viert oder zu sechst im Zuber gebadet wird, entspricht durchaus der Badekultur im Mittelalter. Beim Aufkommen der Pest und anderen Seuchen war das gemeinsame Baden schnell vorbei. Die Aufklärung und der Slogan „Zurück zur Natur“ brachte das private und öffentliche Baden zurück in die Gesellschaft. Häufig mischten die Bader ihrem Badewasser zur Behandlung von Hautkrankheiten Kräuter und wohlriechende Essenzen bei. Das Setzen von Blutegeln gehörte ebenso zum Angebot wie Salben gegen Kopf- und Zahnschmerzen. Sogar kleine chirurgische Eingriffe wurden in der Badestube ausgeführt.
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