Lukas Geier ist ein begeisterter Sportler durch und durch. Der 16-Jährige spielt nicht nur in der Tennis-Herrenmannschaft seines Heimatvereins TSV Ober-/Unterhausen, sondern zählt auch bei den U17-Bezirksoberliga-Fußballern der SG Joshofen-Bergheim/Ried/Oberhausen/Rohrenfels/Sinning als Innenverteidiger zu den absoluten Leistungsträgern. Doch damit nicht genug. Seit knapp zwei Jahren steht der Schüler auch noch als Schiedsrichter seinem Mann. „Nachdem ich selbst Fußball spiele, wollte ich unbedingt auch einmal die andere Seite, sprich die des Unparteiischen, kennenlernen. Aus diesem Grund habe ich dann den Neulingslehrgang der Schiedsrichtergruppe Neuburg besucht - und diese Entscheidung bis heute keine Sekunde lang bereut“, berichtet Geier.
Am vergangenen Freitag (18 Uhr) leitete der Youngster mit der B-Klassen-Partie zwischen dem SV Ludwigsmoos und der DJK Sandizell (14:0) seine insgesamt vierte Begegnung im Herren-Bereich. Die Neuburger Rundschau hat Lukas Geier während dieses Punktspiels begleitet und ihm von Anfang an minutiös über die Schulter geschaut:
16.57 Uhr: Lukas Geier kommt am Sportplatz des SV Ludwigsmoos an. „In der Regel versuche ich, eine Stunde vor dem Spielbeginn vor Ort zu sein, um ich in Ruhe auf die anstehende Partie vorzubereiten“, sagt Lukas. Während das Gast-Team aus Sandizell ebenfalls schon eingetroffen ist und den jungen Unparteiischen mit neugierigen Blicken mustert, macht sich dieser auf in Richtung Vereinsheim. „Nachdem ich hier noch nie gepfiffen habe, bin ich gespannt, wie die Schiedsrichter-Kabine aussieht“, so der Referee, der unmittelbar vor dem Eingang von einem SVL-Offiziellen in Empfang genommen wird. Dieser drückt ihm den Schlüssel seiner Kabine in die Hand und erklärt, dass dort bereits zwei Flaschen Wasser stünden. Falls er etwas anderes trinken wolle, müsse er nur Bescheid geben. In dem kleinen Kämmerchen angekommen, stellt Lukas seine Sporttasche ab, setzt sich auf einen der drei Stühle, die um einen kleinen Holztisch herumstehen und blickt sich kurz um. Der „Arbeitstag“ hat begonnen!

17.05 Uhr: Sein erster Gang führt Lukas in Richtung der beiden Spielerkabinen. „Ich frage die Teams, in welcher Trikotfarbe sie spielen“, so Lukas. Zum einen gehe es darum, dass die Mannschaften farblich zu unterscheiden seien. Zum anderen müsse auch der Schiedsrichter mit seinem Jersey optisch sofort zu erkennen sein. „Nachdem Sandizell grüne und Ludwigsmoos rote Trikots trägt, werde ich mich selbst entweder für die gelbe oder blaue Farbe entscheiden“, meint Lukas.
17.09 Uhr: Die Platzbegehung beginnt. „Ich möchte mich überzeugen, dass sämtliche Linien und Markierungen gut erkennbar sind. Gerade noch einem Regenfall sind diese oftmals schwer zu erkennen.“ Nachdem es bis dahin jedoch tagsüber trocken geblieben ist, gibt es nichts zu beanstanden. Ein besonderes Augenmerk liegt der junge Unparteiische zudem auf die beiden Tornetze. „Nachdem es in der Bundesliga ja schon einmal ein Phantom-Tor gab, achte ich immer sehr darauf, dass die Netze wirklich perfekt befestigt sind, damit mir ein solches Unheil erspart bleibt“, verrät Lukas. Auch die Tornetz-Überprüfung verläuft ohne Komplikationen. Zufrieden geht es zurück in die Kabine.
17.28 Uhr: Nachdem sich Lukas in Ruhe umgezogen und dabei unter anderem sein schwarzes Schiedsrichter-Aufwärm-Shirt übergestreift hat, geht es zurück auf den (Trainings-)Platz. Aufwärmen ist nun angesagt. Während sich die Mannschaften bereits auf die beiden Tore verteilt haben und ihr Programm abspulen, läuft nun auch Lukas auf Höhe der Mittellinie einige Bahnen, um auf „Betriebs-Temperatur“ zu kommen. „Nachdem ich ja selbst Tennis und Fußball spiele, ist Kondition für mich überhaupt kein Problem“, erklärt Lukas, während er jetzt einige intensive Dehn-Übungen macht. Nach rund 15 Minuten ist das Warm-up beendet.

17.45 Uhr: Zurück in der Kabine füllt der Youngster zunächst seine Spiel-Notizkarte aus, ehe er anschließend noch überprüft, ob alle Akteure seitens des SVL und der DJK spielberechtigt sind. Mittlerweile ist auch seine Entscheidung hinsichtlich der Farbe des Schiedsrichter-Jerseys gefallen. „Nachdem ich bislang noch nie in Blau gepfiffen habe, wird das heute meine Premiere“, lacht Lukas. Bevor er sein kleines Zimmer verlässt, folgt noch der Utensilien-Check: Neben der gelben und roten Karte hat der 16-Jährige noch seine Wählmarke, eine Pfeife, zwei Kugelschreiber und die Spiel-Notizkarte im Gepäck. Die Uhr sitzt bereits perfekt am Handgelenk. Nach einem kräftigen Schluck aus der Wasserflasche meint Lukas: „Von mir aus kann es losgehen.“

17.56 Uhr: Die beiden Mannschaften stehen am Spielfeldrand bereits zum Einlaufen bereit. Nach einem kurzen freundlichen „Hallo“ schnappt sich Lukas den Spielball und führt die 22 Akteure aufs Feld. Die (wenigen) Zuschauer werden von den Protagonisten auf Höhe der Mittellinie per Handzeichen begrüßt. Nach der Platzwahl der beiden Kapitäne erfolgt schließlich um Punkt 18 Uhr der Anpfiff: Auf los geht's los!

18.02 Uhr: Erstmals in dieser Partie muss Lukas Schreibarbeit auf seiner Notiz-Karte verrichten. Die Hausherren erzielen bereits in der zweiten Minute die Führung. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte jedem klar geworden sein, dass es (wie erwartet) ein sehr einseitiges Match werden dürfte.

18.07 Uhr: Die Begegnung verläuft insgesamt sehr fair. Dementsprechend gibt es auch erst in der siebten Minute den ersten Foulpfiff, als ein Ludwigsmooser Akteur einen Tick zu spät kommt. Mit einem Handschlag und Freistoß ist das Ganze schnell erledigt.
18.36 Uhr: Beim (erfolglosen) Versuch, den Ball vor dem Überschreiten der Torlinie zu erreichen und damit das 0:5 zu verhindern, knickt der Schlussmann der DJK Sandizell unglücklich um. Lukas ruft den Betreuer der Gäste zur Behandlung auf das Feld. Ein DJK-Spieler unternimmt unterdessen mit einem Grinsen im Gesicht den (sichtlich nicht ernst gemeinten) Versuch, den Referee zu überreden, schon jetzt zur Pause zu pfeifen - was dieser jedoch, ebenfalls mit einem Lachen, - „leider ablehnen“ muss! Die Kommunikation zwischen Spielern und Schiedsrichter passt an diesem Tag.

18.46 Uhr: Lukas Geier pfeift beim Stand von 6:0 für den SV Ludwigsmoos zur Halbzeitpause. „Beide Teams agieren wirklich sehr fair, was es für mich als Unparteiischen einfach macht“, lobt Lukas, der sich dennoch über mangelnde (Schreib-)Arbeit nicht beklagen kann. Neben den sechs Treffern musste er auch schon zahlreiche Spielerwechsel auf seiner Notiz-Karte dokumentieren. So brachten beispielsweise die Gäste schon ihren kompletten Spieltags-Kader zum Einsatz. Trotz der Tatsache, dass diese Partie bereits entschieden ist, nimmt Lukas seine Aufgabe im zweiten Durchgang nicht auf die leichte Schulter. „Man muss immer konzentriert bleiben, da es bei einem solch deutlichen Spiel durchaus vorkommen kann, dass gerade der Frust irgendwann eine Rolle spielt. Und genau das gilt es zu vermeiden.“
18.58 Uhr: Beide Teams haben die Pause im Freien verbracht und stehen bereits wieder in den Startlöchern. Mit einem resoluten Pfiff eröffnet Lukas den zweiten Abschnitt, in dem sich der Einbahnstraßen-Fußball in Richtung des DJK-Kastens weiter fortsetzt.

19.13 Uhr: Beim Treffer zum 9:0 für die Mösler wollen die Gäste eine Abseits-Position gesehen haben und reklamieren. Doch Lukas lässt dies (zurecht) kalt. Seine (richtige) Entscheidung steht, da ein DJK-Verteidiger das Abseits deutlich aufgehoben hatte.
19.45 Uhr: Pünktlich nach 90 Minuten beendet Lukas dieses ungleiche Aufeinandertreffen beim Stand von 14:0. Von allen Seiten - auch von den Verlieren - gibt es Lob für seine souveräne Spielleitung. „Er hat das wirklich sehr gut und ruhig gemacht. Wenn der Schiedsrichter in einem Spiel nicht auffällt, hat er in meinen Augen immer einen erstklassigen Job gemacht. Und genau das war heute der Fall“, meint SVL-Trainer Uli Birkmeir.

19.52 Uhr: Zurück in der Kabine lässt sich Lukas auf seinen Stuhl fallen und leert seine Wasserflasche. „Auch wenn es eine sehr einfach zu leitende Partie war, hat es Spaß gemacht“, sagt der junge Referee, dessen Arbeitstag allerdings noch nicht beendet ist. Bevor es unter die wohlverdiente Dusche geht, muss noch der elektronische Spielberichtsbogen bearbeitet, sprich sämtliche Tore, Auswechslungen sowie die Zuschauerzahl dokumentiert werden. Nachdem Lukas diesbezüglich jedoch schon richtig geübt ist, ist diese Aufgabe quasi im Handumdrehen erledigt.
20.13 Uhr: Frisch geduscht und in Freizeit-Klamotten verlässt Lukas seinen Schiedsrichter-Raum und marschiert in Richtung eines SVL-Offiziellen, von dem er seine „Entlohnung“ erhält. „Für einen Schüler ist das ein schönes Taschengeld“, freut sich der Nachwuchs-Schiedsrichter, der schließlich in Richtung Ausgang schlendert. Gemeinsam mit zwei Kumpels, die ebenfalls Unparteiische sind und ihn zu dieser Begegnung begleitet haben, geht es weiter in Richtung Open Air nach Rennertshofen. Und das mit zusätzlichen 50 Euro in der Tasche sowie der Gewissheit, eine prima Leistung auf dem Platz abgeliefert zu haben. Das Wochenende kann kommen!

Neulingslehrgang: Der nächste Neulingslehrgang der Schiedsrichtergruppe Neuburg findet vom 19. bis 21. September im Sportheim des SC Rohrenfels statt. Bei Rückfragen steht das Team der SR-Gruppe per Mail (lehrteam-srgneuburg@gmail.com) jederzeit zur Verfügung.
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