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Störche wollen auf Rohrenfelser Kirchturm nisten – Warum die Kirche dagegen vorgeht

Rohrenfels

Sture Störche: Warum auf dem Kirchturm kein Horst entstehen darf

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    Auf dem Rohrenfelser Kirchturm versuchen zwei Störche zu nisten. Die Kirche will sie vertreiben – aus gutem Grund.
    Auf dem Rohrenfelser Kirchturm versuchen zwei Störche zu nisten. Die Kirche will sie vertreiben – aus gutem Grund. Foto: Patricia Messina

    Eigentlich hatte das junge Paar ja Glück im Unglück. Mitten in der Familienplanung mussten die beiden aus ihrem geliebten, aber baufälligen Zuhause in Rohrenfels ausziehen, doch fanden sie beinahe umgehend eine Alternative – in bester Lage, mit Blick über das gesamte Dorf und die nebelverhangenen Felder drumherum. Unglücklicherweise handelt es sich bei dem Pärchen aber um zwei Störche und bei der Alternative um den Rohrenfelser Kirchturm. Und dort sind die Tiere unerwünscht.

    Der Schneiderbräu-Schornstein wurde abgerissen – und damit auch das Storchennest

    Gunter Weinrich kennt das Storchenpärchen persönlich, schließlich gehören sie zu den Winterstörchen, die nicht gen Süden fliegen und deshalb in Baiern von ihm in den kalten Monaten versorgt werden. Einer der Vögel lebt bereits seit acht Jahren in Rohrenfels, der andere ist seit zwei Jahren hier. Für lange Zeit war das Nest auf dem Schornstein der Schneider-Brauerei ihr bevorzugtes Fleckchen, um zu brüten. Der musste allerdings abgerissen werden, weil er einsturzgefährdet war. Eigentlich wäre das keine große Sache, denn im Ort gibt es zwei weitere bezugsfertige Storchenhorste. Das Problem: Die beiden Störche denken gar nicht daran, sich ins gemachte Nest zu setzen.

    „Der Kirchturm liegt gleich nebenan, da gibt es eine kleine, runde Delle, dort versuchen die Störche ein Nest zu bauen“, sagt Weinrich. Die Kirche aber könne das Nest dort nicht gebrauchen, alleine schon, weil unter der Last das Dach durchbrechen könnte. Und so versuche nun Kirchenpfleger Thomas Wallesch mit Gebrüll und Geschrei, den Störchen den Spaß an ihrem Nistplatz zu vermiesen. „Es wurde auch schon Material entfernt, das die Störche herangeschafft hatten, aber zwei Tage später hatten sie bereits wieder etwas hingebaut“, erzählt der Storchen-Experte. Er habe nun auch Nachbarn der Kirche gebeten, sich an der Vertreibung der unliebsamen Hausbesetzer zu beteiligen.

    Rohrenfelser Störche lassen sich durch Lärm nicht vom Kirchturm vertreiben

    Allerdings, so Thomas Wallesch, fühlen sich die Störche von dem Lärm überhaupt nicht belästigt. „Das hat überhaupt nicht funktioniert, auch das Läuten der Glocken beeindruckt sie nicht.“ Mithilfe einer Hebebühne werde man deshalb weiterhin die Nester auf dem 17 Meter hohen Kirchturm regelmäßig entfernen und zudem eine Greifvogel-Attrappe aufstellen, um die Störche doch noch zu einem Umzug zu bewegen – und das so lange es nötig ist.

    An der Fassade ist der Vogeldreck bereits zu sehen, ein Schild warnt vor bösen Überraschungen von oben
    An der Fassade ist der Vogeldreck bereits zu sehen, ein Schild warnt vor bösen Überraschungen von oben Foto: David Fuchs

    Storchenfeindlich – ganz egal, ob gläubig oder nicht – ist die Pfarrgemeinde aber keineswegs. Auf der Kirche in Baiern befindet sich ebenfalls ein Nest, für das eigens der Giebel verstärkt wurde und das regelmäßig ausgedünnt wird, damit es nicht zu schwer wird. Auch wenn es zu Beginn nur ein paar Äste sind, können die Nester nämlich nach einiger Zeit bis zu einer Tonne wiegen. Auf dem Rohrenfelser Kirchturm liegt der Nistplatz ganz am Eck, könnte bei starkem Wind also abstürzen und Kirchgänger und Friedhofsbesucher gefährden. Ganz abgesehen von dem Dreck, den die Tiere machen und der bereits jetzt auf der Friedhofsseite die Fassade hinunterläuft. Ein Schild warnt dort nun vor bösen Überraschungen von oben.

    „Wir hoffen sehr, dass die Störche eine der beiden Alternativen noch annehmen und sich umsiedeln lassen“, sagt Wallesch, denn viel mehr könne man nicht machen. Nun muss sich zeigen, wer den dickeren Kopf hat – die Rohrenfelser Störche oder die katholische Kirche im Ort.

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