Er war Flüchtlingskind, Stadtrat, Physiker und leidenschaftlicher Jagdreiter. Jetzt reicht es Horst Heidrich, wenn er die nächsten Jahre seine Gesundheit erhalten könnte. Am Mittwoch feierte er den 90. Geburtstag.
Gratulanten kamen reichlich, dafür sorgten schon seine Stammtische. Er trifft sich mit Mitgliedern der Studiengenossenschaft, geht gelegentlich zu den Sudetendeutschen, ist regelmäßig am Göbel-Stammtisch zu finden und manchmal auch beim Westenthanner. Er kann zuhören und Geschichten erzählen. Bürgermeister Peter Segeth gratulierte im Namen der Stadt Neuburg und staunte einmal mehr über das katalogische Gedächtnis des Jubilars.
Horst Heidrich kam 1947 nach Neuburg
Als armes Flüchtlingskind 1947 in Neuburg eingetroffen, hat Horst Heidrich eine beachtliche Karriere hingelegt. Natürlich ging er in die Mazillisschule. Ein US-Offizier vermittelte ihn kurzzeitig ins Cassianeum Donauwörth. Sein Abitur hat er aber 1957 im Neuburger Gymnasium mit Oberrealschule gemacht. Damals ärgerte er als Klassensprecher mit Seminaristen manchmal Oberstudiendirektor Johann Ott und andere Lehrer. Über eine Beleidigung in der Abi-Zeitung reagierte das Kollegium so verärgert, dass nur drei Lehrer zur Abschlussfeier erschienen. „Das waren Direktor Ott, Musiklehrer Hunner und der Magel.“ Von der Absolvia 1957 leben nur noch ganz wenige Mitschüler.
Der junge Heidrich wollte eigentlich Geologie studieren. Er hat sich aber sagen lassen, dass er dann häufig in Länder wie Australien reisen müsse. So ging er lieber zur Ludwig-Maximilians-Universität München und studierte Physik. „Tatsächlich hatte mir ein Hausmeister den Tipp gegeben,“, so Horst Heidrich, denn für die TU München hatte er sich zu spät angemeldet.
Der Neuburger tüftelte an diversen Düsenjets
Sein Berufsleben widmete er dem Raum- und Luftfahrtkonzern MBB in Manching, damals Entwicklungsring Süd genannt. Der Neuburger tüftelte mit Wissenschaftlern und Flugbaumeistern an einem Senkrechtstarter und diversen Düsenjets. „Ich bin froh, dass aus einem schlesischen Bauernbuben noch ein Physiker werden konnte“, sagt er heute.
Mit seinen Eltern war er 1947 zuerst in Augsburg, dann im Neuburger Studienseminar gelandet. Die erste Heimat in Altstadt (Staré Město) im Altvatergebirge hatte er nach dem Fall des Eisernen Vorhangs natürlich noch einmal besucht. Verwurzelt ist er mit Neuburg, deshalb bewarb er sich erfolgreich für einen Sitz im Stadtrat. Es blieb bei zwei Perioden beim Bürgerblock.
Horst Heidrich ist ein Familienmensch, neuester Nachwuchs ist Urenkel Stefan. Neben Sohn Bernhard ist Tochter Ute bei Bedarf zur Stelle, vor allem seit dem Tod der Mutter vor zwei Jahren. Die Tochter ist in dem Jahr geboren worden, in dem er seine Promotion abgeschlossen und sich erstmals ein Pferd gekauft hatte. Es folgten wilde Ritte auf vielen Schleppjagden, die letzten noch mit 77 Jahren. Jetzt wird am Stammtisch darüber geredet.
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