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Von der Not zur Tradition: Wie Lagorias Fähnlein das „Katzenstechen“ beim Neuburger Schloßfest erfand

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Aus der Not entstanden: Das ist die Geschichte hinter dem „Katzenstechen“

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    Das "Katzenstechen" wurde von Lagorias Fähnlein schon bei mehreren Mittelalter-Festen erprobt. Jetzt steht es auch beim Schloßfest im Programmheft.
    Das "Katzenstechen" wurde von Lagorias Fähnlein schon bei mehreren Mittelalter-Festen erprobt. Jetzt steht es auch beim Schloßfest im Programmheft. Foto: Lagorias Fähnlein

    Manchmal macht die Not eben erfinderisch. Und, wer hat es noch nicht erlebt, genau dann kommen die wunderbarsten Dinge heraus. Genau so ist es auch beim Verein Lagorias Fähnlein passiert. Man nehme selbst gebastelte Lanzen, ein zu kurzes Transportauto und einen kreativen Hauptmann - und plötzlich ist unter dem Namen „Katzenstechen“ ein Spiel erfunden, das mittlerweile nicht nur im Verein selbst Kultstatus erreicht hat.

    Für Lagorias Fähnlein ist es wichtig, historisch möglichst akkurat zu sein. Wie Hauptmann Johannes Scheurer betont, wollte man daher auch bei den Langspießen für die Landsknechte alles richtig machen. Man habe viel recherchiert, der damaligen Zeit entsprechend Eschenholz verwendet und wollte natürlich auch die richtige Länge beim Bau erreichen. „Damals waren die Spieße minimal 3,80 Meter lang, meistens aber über vier Meter“, weiß Scheurer. Doch leider ist der Sprinter, das Transportfahrzeug für die Lanzen nicht lang genug, mit Mühe und Not erreicht man die erforderliche Länge von 3,80 Metern. „Wirklich glücklich waren wir damit nicht, aber für den Anfang hat es gereicht.“

    Kultspiel von Lagorias Fähnlein: Hauptmann erfindet das „Katzenstechen“

    Mit der Zeit entwickelt sich der Verein weiter und schließlich wird auch ein Anhänger angeschafft - der perfekte Zeitpunkt, um sich noch einmal den Langspießen zu widmen. Diesmal mit 4,50 Metern Länge, wie es sich der Verein von Anfang an gewünscht hätte. „Auch wenn wir uns über die neuen Lanzen gefreut haben, stellte sich natürlich die Frage, was wir nun mit den kürzeren Spießen anfangen sollen. Schließlich waren auch diese zeit- und kostenaufwendig.“

    Kurzerhand denkt sich Scheurer ein Spiel aus. Er polstert die Spitzen der Spieße und zieht darüber ein Kunstfell, im Spaß nennt er das kleine Stück Stoff „Katzenfell“. Die Vereinsmitglieder stellen sich auf Holzschemel und versuchen sich mit den so entstandenen gepolsterten Stäben zu Fall zu bringen. Das „Katzenstechen“ ist geboren!

    Schnell entwickelt sich das „Katzenstechen“ zum Traditionsspiel im Verein. Wenn Lagorias Fähnlein auf verschiedenen Mittelalter-Festen ihr Lager aufschlagen, gehört es mittlerweile zum festen Bestandteil. So fällt es schließlich auch außerhalb des Verein auf, schon beim vergangenen Schloßfest kommt die Frage auf, ob das „Katzenstechen“ nicht auch Teil des Neuburger Renaissance-Spektakels werden könnte.

    „Katzenstechen“ soll die Vereine beim Schloßfest näher zusammenbringen

    „Uns war aber klar, dass wir das noch einmal überarbeiten müssen, wenn wir es im größeren Stil anbieten wollen“, erinnert sich Scheurer. Denn die Holzschemel sind sehr wackelig, einen schmerzhaften Sturz will man vermeiden. Also konstruiert der Verein kurzerhand ein Sechseck, das aus Holzbalken besteht. Darauf können die Teilnehmer Drei gegen Drei gegeneinander antreten. Auch die Spieße werden angepasst, neu gepolstert und mit Leder überzogen. „Von der eigentlichen ,Katze‘ ist also leider nichts mehr zu sehen“, sagt Scheurer lachend.

    Beim Schloßfest soll das Spiel vor allem die teilnehmenden Vereine einander näherbringen. „Wir haben gemerkt, dass jeder für sich sehr engagiert ist, aber es gibt wenig Möglichkeiten, die den Zusammenhalt mit anderen Vereinen stärkt.“ Deswegen dürfen beim „Katzenstechen“ auch nur Mitglieder der unterschiedlichen Schloßfest-Vereine aktiv teilnehmen (Zuschauen darf im Museumsgarten natürlich jeder bei freiem Eintritt). Diesmal habe man sich auf die sogenannten militärischen Vereine konzentriert. Der Gewinnerverein darf bis zum nächsten Schloßfest den Wanderpokal mit nachhause nehmen. Außerdem gibt es eine spezielle Gürtelschnalle, welche bei jedem Sieg mit einem Balken bestickt wird. Über die künftigen Schloßfeste kann dann ein mehrmaliger Sieger stolz seine Schnalle mit zahlreichen Balken präsentieren, ein bisschen so wie beim Tapferen Schneiderlein.

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