Als der Beschuldigte einen damals 66-jährigen Mann durch Tritte gegen den Kopf lebensgefährlich verletzte, habe er sich in einem psychotischen Zustand befunden, begründete der Vorsitzende Richter am Dienstag die Entscheidung.
Bei dem Geschehen im April vorigen Jahres in einem Vorraum einer Bankfiliale in Berlin-Mitte sei der 40-Jährige mit "extremer Heftigkeit mit wuchtigen Tritten" gegen das Opfer vorgegangen, hieß es weiter im Urteil. Der Attackierte sei seitdem ein "Pflegefall ohne Perspektive auf Besserung". Der Beschuldigte sei ohne Therapie weiterhin "sehr gefährlich."
Die Staatsanwaltschaft war zunächst davon ausgegangen, dass ein Streit der beiden obdachlosen Männer um Pizza-Reste zur Tat geführt habe. Aus Sicht des Gerichts konnte im rund achtwöchigen Prozess aber nicht geklärt werden, was zu der "massiven Überreaktion" des Beschuldigten geführt habe. Es sei nicht auszuschließen, dass die Steuerungsfähigkeit des seit Jahren psychisch kranken 40-Jährigen aufgehoben war. Die Tat sei als versuchter Totschlag zu werten.
Der deutsche Beschuldigte hatte im Prozess erklärt, das Opfer habe ihn beleidigt. Daraufhin habe er den 66-Jährigen getreten. Er habe den Mann schlagen, aber nicht töten wollen, so der 40-Jährige. "Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle", gab er zu.
Auch Staatsanwaltschaft und Verteidigung hatten sich für eine Unterbringung des Mannes in einem psychiatrischen Krankenhaus ausgesprochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
(dpa)