
Hainsfarth
Denkmalpreis für die jüdische Schule in Hainsfarth

Es ist Bürgerhaus und Erinnerung an das jüdische Leben in Hainsfarth zugleich: Die Sanierung durch die Gemeinde ist ausgezeichnet worden.

Heute trägt das historische Gebäude den Namen Bürgerhaus. Die Geschichte der alten jüdischen Schule in Hainsfarth, im Ensemble mit Synagoge und Mikwe, ist jedoch weitaus bedeutender und viel umfassender, als es der Name beim ersten Hören verraten mag. Nach der Bauphase ist das Bürgerhaus 2019 im Rahmen eines Festaktes eingeweiht worden. Am Montag hat der Bezirk Schwaben bekanntgegeben, dass die Gemeinde Hainsfarth für die alte jüdische Schule den Denkmalpreis des Bezirks erhält.
„Mit ihrem jahrzehntelangen Engagement hat die Gemeinde Hainsfarth aktiv dazu beigetragen, die Erinnerung an das jüdische Leben in Schwaben zu bewahren. Das verdient eine besondere Auszeichnung“, erklärt Bezirkstagspräsident Martin Sailer. Als Hainsfarth die jüdische Schule im Jahr 1810 errichtete, waren über 40 Prozent der Gemeindemitglieder jüdischen Glaubens. Seit 1860 übten sie ihre Religion auch in der neu errichteten Synagoge aus.
Synagoge in Hainsfarth wurde ab 1978 saniert
Mit der Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung während des Nationalsozialismus erfuhren die historischen Orte dann eine tragische Zäsur. Jahrelang nutzte die Bevölkerung sie für verschiedene Zwecke. 1978 begann schließlich die Sanierung der Synagoge, die bis 1996 andauerte. Das Schulhaus folgte 2016, zwei Jahre später war die frühere Schönheit wieder erlebbar. Während der Sanierung entdeckten Bauarbeiter zudem ein jüdisches Tauchbad – es macht das Ensemble heute komplett. So fasst es der Bezirk in seiner Würdigung zusammen. Die Bauarbeiten gestalteten sich aufwändig, heißt es weiter: Das Gebäude war in seiner Substanz stark beschädigt, das Mauerwerk musste ausgetauscht, Decken, Fachwerkbalken und der Dachstuhl repariert, verstärkt oder erneuert werden.
Wann immer es möglich war, erhielten die Fachleute alte Bauteile: Treppen, Türen, Fenster, Böden, Putze oder auch den Keller. 558.000 Euro hat das Projekt gekostet, 173.500 davon trug die Gemeinde Hainsfarth. „Die jüdische Geschichte Schwabens ist im Ries nach dem Verlust der Synagogen in Harburg, Nördlingen und Oettingen in Hainsfarth nun wieder erlebbar geworden“, freut sich Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl. Der Freundeskreis der Synagoge Hainsfarth und das Landesamt für Denkmalpflege förderten die Restaurierung der Mikwe. Auch zahlreiche Firmen, Banken und private Spender hatten ihr Scherflein dazu beigetragen.

15.000 Euro Preisgeld für Sanierung des jüdischen Ensembles Hainsfarth
Auch Bürgermeister Klaus Engelhardt freut sich über die Auszeichnung. „Solch einen Preis kann man nicht jeden Tag gewinnen“, sagt er. Das jüdische Ensemble werde damit noch mehr aufgewertet. Die 15.000 Euro Preisgeld seien noch nicht verplant. Derzeit finden keine Feste im Bürgerhaus statt. In Verbindung mit der Synagoge würden dort – sofern möglich – nicht nur standesamtliche Trauungen gehalten oder Hochzeiten gefeiert, auch kleinere Feiern sind für die Bürger in den Räumen durchführbar. (mit pm)
Neben Hainsfarth wurden vier weitere Bauwerke vom Bezirk Schwaben ausgezeichnet. Der mit 7500 Euro dotierte Sonderpreis wurde zweimal vergeben: an die Familie Schmölz, die ihr historisches Bauernhaus sanierte, und an die Gemeinde Unteregg für die Sanierung des ehemaligen Pfarrhofs. Einen undotierten Preis erhielten „Die Sozialbau“ Kempten und die Stadtwerke Augsburg. Während in Kempten die ehemalige Weberei und Schlichterei aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem modernen Wohnquartier wurde, verwandelten die Stadtwerke Augsburg ein historisches Ofenhaus in ein Theater und Restaurant. Mit dem Denkmalpreis prämiert der Bezirk Schwaben Sanierungen, die sich durch fachliche Qualität, finanzielles Engagement, Kreativität sowie Bedeutung des Denkmals auszeichnen.
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