Nördlingen: Zeitkapsel in der Turmspitze der Spitalkirche geöffnet
Plus Immer wieder wird die Kapsel der Spitalkirche in Nördlingen geöffnet und ergänzt. Was im neuen Dokument zu lesen sein wird.
Bei der Sanierung der Nördlinger Spitalkirche trat im Knopf auf der Turmspitze eine verlötete Kupferkapsel zutage, die ein mehr als 400 Jahre zurückreichendes Mini-Archiv enthielt. Die aufgebrochene Kapsel wurde Stadtarchivar Dr. Wilfried Sponsel übergeben, der die Belege zu Baugeschichte, Verantwortlichen aus Magistrat und Spital und auch zum jeweiligen Zeitgeist dokumentieren und um einen Einblick ins Jahr 2020 für kommende Generationen erweitern wird. Was offenbarte die Kapsel?
Die ältesten Schriften sind zwei Zettel aus dem 17. Jahrhundert, auf denen schlicht und einfach die Namen der für die Baumaßnahmen verantwortlichen Stadtoberen verzeichnet sind. Im April 1606 war Kaspar Heider Bürgermeister, 1687 Johann Georg Aurnhammer. 1791 belegt ein Zettel, dass Bürgermeister Johann Friedrich Schäufelhut, etliche Ratsmitglieder und der Hospitalmeister verantwortlich für eine „Reparation“ waren. 1894 fertigte der damalige Stadtschreiber Georg Monninger eine sorgfältige Kalligrafie an, die fast wie ein Druck wirkt. Bürgermeister war damals Balthasar Reiger, Stadtarchivar Rektor Christian Mayer. Wurden damals lediglich die „Grüße der alten, die vor uns waren“ weitergegeben, nutzte man 1919 die beigefügte Urkunde, um die schwere Zeit gerade ein Jahr nach dem Ersten Weltkrieg zu kommentieren: „Nach vierjährigem heldenhaften Ringen ist das Deutsche Reich von der gewaltigen Übermacht überwältigt und durch die härtesten Friedensbedingungen an den Rand des Verderbens gebracht worden.“ Bürgermeister war damals Dr. Otto Mainer, dem es gelungen war, Nördlingen aus eigener Kraft zu einem guten Neubeginn zu verhelfen. Stadtarchivar war damals Professor Ludwig Mussgnug.
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