
„Die interessanteste Landschaft ist das menschliche Gesicht“

Wolfram Sandner stellt als Neuzugang bei den Nördlinger Ateliertagen aus. Bemerkenswert ist, wer ihn dazu eingeladen hat
Als Kind spürte Wolfram Sandner seine Faszination für Kunst, als es ihn immer wieder magisch zu den Malern hinzog, die in seiner Geburtsstadt Rothenburg ob der Tauber überall in der Stadt ihre Staffeleien aufbauten und die markanten Gebäude malten. Das war der erste von vielen Impulsen, die seine künstlerische Schaffenskraft freisetzten. Früh experimentierte er unter anderem mit Bleistift und Aquarellfarben, mit acht Jahren würdigte ein Künstler erstaunt sein Talent. Er wollte die Kunst unbedingt zu seinem Beruf machen, doch die Eltern, der Vater war Bankrevisor, rieten ihm dringend vom Akademie-Studium der ihrer Meinung nach brotlosen Kunst ab. Also schlug er einen solideren Weg ein und studierte Lehramt für Volksschule mit dem Haupt-Augenmerk auf die Kunsterziehung.
Zunächst zeigte er seine Kunst nur im privaten Freundeskreis
Die Arbeit als Lehrer und das Reifen des persönlichen Kunstschaffens verliefen lange Zeit getrennt; seine Kunst zeigte er nur im privaten Freundes- und Bekanntenkreis. Ein Leben lang Autodidakt, arbeitete Wolfram Sandner mit Bleistift, Kohle, Rötel, Feder, Filzstift, Acryl, Aquarell und Mischtechniken. Er malte Gebäude, Bäume, Blumen, abstrakte Bilder und Landschaften, und schließlich prägte ihn der Satz, den er einmal von einem Schauspieler gehört hatte: „Die interessanteste Landschaft, die es gibt, ist das menschliche Gesicht.“
So wurden Porträts sein Schwerpunkt, Sandner entwickelte ein eigenes Kunstwort für seinen persönlichen Stil: „Kariträt“, in der Mitte zwischen Karikatur und Porträt, nur leicht überzeichnete reale Gesichtszüge, die zu Charakterzügen werden. 1968 begann er seine Tätigkeit als Lehrer, 1979 kontaktierte er aus einer spontanen Laune heraus erstmals die Öffentlichkeit: Im Griechenland-Urlaub stellte er auf einer Sitzbank der Festungspromenade von Nauplia Bleistiftzeichnungen und Aquarelle aus, die er vor Ort gefertigt hatte. Das Echo war enorm und ermutigend – ein Bankdirektor kaufte ihm für sein Institut gar ein Porträt des damaligen Staatsoberhauptes Karamanlis ab.
1987 fand die erste Ausstellung in Deutschland statt
Wieder dauerte es eine ganze Weile bis zur ersten öffentlichen Ausstellung in Deutschland, und zwar bis 1987, wo er in Laufach bei Aschaffenburg seine Werke zeigte. Eine Lobeshymne in der dortigen Tageszeitung ermunterte ihn nunmehr, regelmäßig hauptsächlich in und um seinen Wohnort Aschaffenburg auszustellen. Seine zehnte Ausstellung schließlich fand Ende vergangenen Jahres im „Egerhäusle“ in der Nördlinger Herrengasse statt, einem Ferienhaus von Verwandten, das seinerzeit räumlich großzügig umgestaltet worden war, sodass es sich gut für Ausstellungen eignet.
Oberbürgermeister Hermann Faul war so angetan von der außergewöhnlichen künstlerischen Vielfalt, dass er Wolfram Sandner zu den diesjährigen Ateliertagen von Freitag, 17., bis Sonntag, 19. Mai, einlud. So bereichert er denn im Egerhäusle unter Atelier Nummer 21 als vielfältiger neuer Impuls die Ateliertage.
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