
Die Folgen des Krieges für einen Soldaten aus Oettingen

Plus Die Kriegsverletzungen des Oettingers Friedrich Karl verfolgten ihn sein Leben lang. Eine besondere Biografie aus der Ausstellung "13 Jahre - 13 Dinge".
Der Krieg hinterließ nicht nur zerstörte Stadte, Landschaften oder Gebäude, sondern auch traumatisierte Menschen. Die Ausstellung „13 Jahre – 13 Dinge“ von Andrea Kugler im Stadtmuseum Nördlingen zeigt 13 Jahre Nationalsozialismus mit passenden Biografien aus dem Ries. Wie berichtet, begleiten wir diese Ausstellung mit der Artikel-Serie „Rieser Biografien aus dem Dritten Reich“. Diesmal geht es um Friedrich Karl. Die Informationen bekam Andrea Kugler vom Sohn Herbert Karl.
Friedrich Karl stammte aus einer Landwirtschaft in Oettingen und lernte das Schreinerhandwerk. Die Stationen seiner Zeit im Dritten Reich sind durch seine Dienstbücher dokumentiert.
Mit 21 Jahren trat er in den Reichsarbeitsdienst ein. Ab Oktober 1935 wurde er zum Militärdienst des zweiten Infanterie-Regiments 63 nach Ingolstadt in die Convict-Kaserne berufen. Seine Ausbildung dort dauerte zwei Jahre. Ende des Jahres 1939 musste Friedrich Karl den Kriegsdienst antreten. Beauftragt mit der Pflege und Fürsorge für Militärpferde tat er Dienst in Köln und Malmedy in Belgien. Dort wohnten er und seine Kameraden in ausgemusterten Zirkuswagen, schreibt sein Sohn Herbert Karl.
Mitte 1940 wurde Friedrich Karl mit Splitterverletzungen im Nacken in Frankreich das erste Mal verwundet. Danach erhielt er eine Beförderung zum Unteroffizier.
Seine Einheit wurde nach Polen verlegt, weshalb er den Winter 1941 in der Sowjetunion verbrachte. Dafür bekam er die Medaille für die „Winterschlacht im Osten“. Nach mehreren Kämpfen in Russland wurde Friedrich Karl im Juli 1944 schwer verwundet. Ein Geschoss durchschlug seinen linken Unterarm und er hatte etwa 25 Granatsplitterverletzungen am ganzen Körper. Somit durfte er die Front verlassen und wurde im Kriegs-Lazarett Walsrode in Polen behandelt.
Verlegt in verschiedene Lazarette
Später verlegte man ihn in das Reservelazarett in Dresden, wo er im November 1944 wieder entlassen wurde. Zwei Wochen später versetzte man ihn zum Ski Jäger Regiment. Dort erhielt er nach mehreren Abwehrkämpfen in Oberschlesien eine Beförderung zum Feldwebel sowie das Eiserne Kreuz erster Klasse, schildert Karl.
1945 durchschlug beim Nahkampf ein Explosivgeschoss Friedrich Karls linke Schulter und Granatsplitter verletzten ihn am Rücken. Zuerst lieferte man ihn in den Hauptverbandsplatz Troppau ein, dann verlegte man ihn in das Armee-Feldlazarett in Prag und von dort aus wurde er mit einem Lazarettzug nach Karlsbad transportiert.
Der Zug wurde jedoch am 6. Mai 1945 von amerikanischen Truppen angehalten. Mit Unterstützung kroatischer Kriegsgefangener entkam Friedrich Karl bei Nacht und machte sich schwer verletzt zu Fuß auf den Weg nach Oettingen. Dank seiner Ortskenntnisse kam er am 28. Mai an seinem Elternhaus an. Dort wurde er von zwei amerikanischen Soldaten verhaftet und wegen seiner eitrigen Schulterwunde ins Lazarett im Gasthaus Post gebracht, aber noch am gleichen Tag mit einem Lkw ins ungarische Lazarett Maria Stern nach Nördlingen verlegt, schreibt Karl.
Am 30. Mai 1945 entließen die Amerikaner Friedrich Karl aus der Wehrmacht und überwiesen ihn in das Städtische Krankenhaus Nördlingen. Am 9. Juni endete der Krieg für Friedrich Karl mit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus.
Seine Verletzungen sollten ihn noch bis ans Lebensende an den Krieg erinnern. Immer wieder zeigten sich eingekapselte Granatsplitter unter der Haut, die entfernt werden mussten. Noch viele Jahre traf er sich mit ehemaligen Kameraden aus Oettingen zum Stammtisch. In dieser Runde fühlte er sich mit seinen traumatischen Erlebnissen verstanden, schreibt der Sohn Herbert Karl. Seine Orden aus Kriegszeiten soll er nie mehr angerührt haben.
Die aktuelle Ausstellung „13 Jahre – 13 Dinge“ ist im Stadtmuseum dienstags bis sonntags von 13.30 bis 16.30 Uhr zu sehen.
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