Selbstverständlich Katholik
In Nördlingen sprechen der Augsburger Bischof Dr. Konrad Zdarsa und der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich über Glaube und Politik – und die AfD
Wie es wohl sein mag, in einem Staat zu leben, der immer wieder für einen entscheidet. Der bestimmt, dass man Dreher wird und nicht Professor, obwohl man mit guten Noten glänzt. Ein Staat, in dem hohe kirchliche Feiertage ganz normale Arbeitstage sind. In dem sich die Kirche in einem säkularisierten Umfeld behaupten muss. Dr. Konrad Zdarsa, Augsburger Bischof, und Stanislaw Tillich, Sachsens Ministerpräsident, kennen das Leben als Katholik in der DDR. Im Nördlinger Pfarrzentrum Sankt Salvator berichteten sie am Mittwochabend im Gespräch mit Monsignore Dr. Florian Schuller teils sehr persönlich über dieses Leben. Schuller ist Direktor der Katholischen Akademie Bayern, die wiederum in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feiert. In allen bayerischen Bistümern hält die Akademie aus diesem Anlass eine Veranstaltungsreihe ab, bewusst nicht am Sitz des Bischofs. Und so wurde das doch sehr von der Reformation geprägte Nördlingen Veranstaltungsort eines Gesprächs über die katholische Kirche in der heutigen Zeit.
Schuller sagte, Josef Ratzinger, der spätere Papst Benedikt, habe einmal bei einer Veranstaltung der Katholischen Akademie über die Frage referiert, „warum ich noch in der Kirche bin“. Zdarsa entgegnete, diese Frage habe er erst im Westen kennengelernt: „Das war für uns keine Frage.“ Er habe das nötige Wissen für die Erstkommunion von seiner Mutter gelernt. Zdarsa ging nicht zur Jugendweihe, war in keiner staatlichen Jugendorganisation. Trotz zehn Einsern und drei Zweiern im Zeugnis bekam er keinen Studienplatz – sondern machte eine Ausbildung als Dreher. Die katholische Kirche habe in der DDR kein Nischendasein geführt, betonte der Augsburger Bischof – so habe es in Dresden oder Leipzig Fronleichnamsprozessionen gegeben, in Erfurt konnte man Theologie studieren. Tillich stammt aus einer sorbischen Familie, seine Mutter erzog ihn katholisch, er blieb es. Die Ausübung des Glaubens machte ihm die DDR nicht immer leicht – etwa, als seine beiden Kinder noch zur Schule gingen. Drei Tage unentschuldigtes Fehlen seien damals erlaubt gewesen, danach sei die Versetzung gefährdet gewesen. Doch hohe katholische Feiertage wie Ostermontag, Fronleichnam oder Allerheiligen seien normale Schultage gewesen. Was tun? Die Tillichs lösten das Problem, in dem sie den Gottesdienst um 6.30 Uhr besuchten – und die Kinder danach zur Schule gingen. Heute nehme die Zahl der Katholiken in Sachsen wieder leicht zu, sagte Tillich. Dennoch müsse die Kirche darüber nachdenken, wie sie für die Gläubigen attraktiv bleiben könne. Der Augsburger Bischof Zdarsa betonte, es sei wichtig, mit Menschen in Kontakt zu kommen: „Es geht darum, dass wir bereit sind, mit jedem ein Wort zu wechseln und ihn bekannt zu machen mit der Person Christi, dass wir uns zuwenden zu jedermann, dass wir ihm die Freundlichkeit Gottes nahebringen.“ Er sorge sich, dass viele gar nicht mehr Auskunft über den eigenen Glauben geben könnten. Daran müsse man gerade mit Familien arbeiten.
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