i
Foto: Friedrich Wörlen
Foto: Friedrich Wörlen

Der Stubenberg-Meteorit als Bronze-Guss.

Nördlingen
06.03.2021

Vor fünf Jahren schlug der Meteorit Stubenberg ein - heute ist er in Nördlingen

Von Friedrich Wörlen

Plus Der Stubenberg-Meteorit befindet sich inzwischen in Nördlingen und leistet einen großen Beitrag. Vereinsvorstand Oliver Sachs beantwortet die wichtigsten Fragen zum Meteoriten.

Am 6. März 2016, also heute vor fünf Jahren, ging in Niederbayern der Meteorit nieder, der nach seinem Absturzort den Namen „Stubenberg“ trägt. Vor einigen Tagen hat die Raiffeisen-Volksbank Ries dem Verein „Freunde des RiesKraterMuseums“ den Rieser Heimatpreis 2021 zuerkannt. Einer der Gründe für die Auszeichnung war, dass der Verein den „Stubenberg“-Meteoriten für das Museum erworben hat. Aber im Übrigen ist es seit Herbst 2019, als das gute Stück im Tresor der Raiffeisen-Volksbank Ries eG untergebracht wurde, relativ still geworden. Ebenso wie eine öffentliche Feier anlässlich der Preisverleihung ist die öffentliche Präsentation des Meteoriten aus Corona-Gründen, so könnte man sagen, auf der „langen Bank“ gelandet. Dr. Oliver Sachs ist beantwortet die wichtigsten Fragen zum Meteoriten.

Weiterlesen mit dem PLUS+ Paket
Zugriff auf alle PLUS+ Inhalte. Jederzeit kündbar.
JETZT AB 0,99 € TESTEN

Herr Sachs, wie ist der neueste Stand?

Dr. Oliver Sachs: Bereits mit Vertrag vom 16. Oktober 2019 hat der Verein den Stein endgültig angekauft, mit Mitteln der Kulturstiftung der Länder, des Freistaats Bayern, Unterstützung der regionalen Banken, Sponsoren aus der Privatwirtschaft und weiteren großen und kleinen Spenden.

Wem kann man so etwas abkaufen? Dem Eigentümer des Einschlagortes? Dem Finder?

Sachs: In diesem Falle waren dies die beiden Glückspilze Ralph Sporn und Martin Neuhofer aus Ruhpolding. Ein außerirdischer Gegenstand gehört zunächst einmal niemandem. Wer einen Meteoriten in Bayern als Erster findet, darf ihn behalten – oder verkaufen. Die Frage wurde damals juristisch geprüft, und unser Erwerb ist hieb- und stichfest, spätestens seit der zusätzlichen Zustimmung des Grundstückseigentümers.

Hat das Spenden- und Zuschussaufkommen die Kosten voll abgedeckt?

Sachs: Nicht nur die Erwerbskosten, sondern auch Nebenkosten verschiedenster Art, die mit der Verwahrung des Meteoriten und seiner zukünftigen Präsentation im Nördlinger RiesKraterMuseum zusammenhängen.

Was ist denn das Besondere am Stubenberg-Meteorit? Was unterscheidet ihn von Neuschwanstein, „Machtenstein“, Chelyabinsk oder von dem vor Kurzem bekanntgewordenen Blaubeuren?

Sachs: Der „Stubenberg“ war kein Zufallsfund, wie zum Beispiel der „Blaubeuren“-Meteorit, der bisher letzte bekanntgewordene und sogar größte deutsche Meteorit. Das Europäische Feuerkugelnetz, ein in Deutschland, der Tschechischen Republik, Belgien, Luxemburg und Österreich bestehendes Überwachungssystem aus damals ca. 40 Kameras, erfasste am 6. März 2016, also genau vor fünf Jahren, einen „leuchtstarken Boliden“, als er bei seinem Eintritt in die Erdatmosphäre zu glühen begann und verfolgte ihn bis zu seinem Einschlag auf der niederbayerischen Seite des Inns.

In Tschechien ist das Netzwerk beim Astronomischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften angesiedelt und mit hochprofessionellen digitalen Meteorkameras ausgerüstet. Sechs solche Kameras erfassten damals von Tschechien aus ein leuchtstarkes Flugobjekt über dem deutsch-österreichischen Grenzgebiet, und Dr. Pavel Spurn von der Station Ondreov wertete die Aufnahmen aus.

Der Stubenberg-Meteorit kollidierte vor 36 Millionen Jahren mit einem anderen Objekt

Er alarmierte seinen Kollegen Dieter Heinlein in Augsburg, der das Feuerkugelnetz für die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt koordiniert, dieser trommelte einen Suchtrupp zusammen, und zu dieser Gruppe gehörten auch die beiden erfolgreichen Finder. Das Ereignis wurde aber auch von einer Vielzahl weiterer Personen – Wissenschaftler und Laien – beobachtet, und man konnte durch Auswertung der vielen gesammelten Daten die Bahn errechnen, die der Meteorit zurückgelegt hatte, bevor er den Asteroidengürtel verließ und mit der Erde kollidierte.

Ein Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchungen ist die Erkenntnis, dass er vor ca. 36 Millionen Jahren schon einmal mit einem anderen Objekt kollidiert sein muss, sonst würde er heute noch seine Bahn zwischen den Planeten Mars und Jupiter ziehen. Übrigens sind seit einigen Monaten, wie die Rieser Nachrichten im August meldeten, am Nördlinger RiesKraterMuseum zwei hochwertige Kameras mit Fischaugen-Objektiven montiert, deren Daten dem erwähnten Feuerkugelnetz gemeldet werden. Dieter Heinlein hat das in aller Genauigkeit und mit einzigartiger wissenschaftlicher Präzision dokumentiert und publiziert.

Warum ist das alles so wichtig?

Sachs: Es stillt nicht nur (zum Teil) den Wissensdurst der Astronomen und Geologen, sondern es hilft auch, das Wissen über die Vorgänge im Weltraum – auch im Zusammenhang mit der Entstehung unseres Rieses – einem breiten Publikum, auch den Schülerinnen und Schülern bekannt und interessant zu machen. Deswegen gehört der Stubenberg unbedingt ins RiesKraterMuseum.

Ist der Stubenberg auch außerhalb des Rieses bekannt oder interessant?

Sachs: Im Herbst 2019 war der Stubenberg eines der Highlights bei den Münchner Mineralientagen. Die 3-D-Vitrine, in der er präsentiert wurde, hatte die Bayerische Sparkassenstiftung finanziert. Der Stubenberg wurde im Original und als 3-D-Animation, in Form eines Hologramms, präsentiert. „Die Filmographen“, ein Team um Daniel Silber und Steffen Müller, haben einen Film über den „Meteoritenraum“ gedreht, der den Stubenberg und das RiesKraterMuseum gleichermaßen darstellt. Dieser Film wurde 2020 in Cannes mit dem ersten Preis des „Cannes Corporate Media & TV Awards“ ausgezeichnet – vor einem Film über „Nordstream 2“.

Wird das Nördlinger Publikum auch einmal diese oder eine vergleichbare Präsentation angeboten bekommen?

Sachs: Warten Sie nur, bis die Corona-Krise vorbei ist; die Vorbereitungen für die feierliche Übergabe des Meteoriten an das RiesKraterMuseum Nördlingen und damit an die Nördlinger Bürger und die gesamte Öffentlichkeit, nicht nur des Rieses, wurden zwar unter-, aber nicht abgebrochen. Im Internet können Sie sich hier darüber informieren, wie das große Ereignis abgelaufen wäre, wenn die Corona-Krise nicht ausgebrochen wäre.

31 Bilder
Foto: Oliver Sachs
Nördlinger präsentieren in München den Stubenberg-Meteorit
zurück
Foto: Oliver Sachs

Der Stubenberg-Meteorit in der Hologramm-Vitrine.

Foto: Oliver Sachs

Nördlinger und die Münchner Mineralientage präsentieren in München den Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Nördlinger und die Münchner Mineralientage präsentieren in München den Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Nördlinger und die Münchner Mineralientage präsentieren in München den Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Der Stubenberg-Meteorit in der Hologramm-Vitrine.

Foto: Oliver Sachs

Nördlinger und die Münchner Mineralientage präsentieren in München den Stubenberg-Meteorit.

Foto: Oliver Sachs

Nördlinger und die Münchner Mineralientage präsentieren in München den Stubenberg-Meteorit.

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Der Stubenberg-Meteorit in der Hologramm-Vitrine.

Foto: Oliver Sachs

Der Stubenberg-Meteorit in der Hologramm-Vitrine.

Foto: Oliver Sachs

Der Stubenberg-Meteorit in der Hologramm-Vitrine.

Foto: Oliver Sachs

Der Stubenberg-Meteorit in der Hologramm-Vitrine.

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Nördlinger und die Münchner Mineralientage präsentieren in München den Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Mineralientage München mit Stubenberg-Meteorit

Foto: Oliver Sachs

Der Stubenberg-Meteorit in der Hologramm-Vitrine.

Foto: Oliver Sachs

Der Stubenberg-Meteorit in der Hologramm-Vitrine.

Foto: Tatjana Zimmermann

Mineralientage München mit den Freunden des Rieskratermuseums.

Foto: Friedrich Wörlen

Der Vorsitzende des Vereins Freunde des Rieskratermuseums Nördlingen, Dr. Oliver Sachs, und das Vorstandsmitglied der Raiffeisen-Volksbank Ries eG, Bernhard Ströbele, bei der Einlagerung des Stubenberg-Meteoriten imTresorraum der Bank.

An der Rednerliste des ausgefallenen bzw. verschobenen Events können Sie das überörtliche Interesse erkennen. Immerhin wäre das 50-jährige Jubiläum des Astronautenbesuchs in Nördlingen zu feiern gewesen sowie das 30-jährige Bestehen des RiesKraterMuseums und unseres Vereins. Außerdem war es 2020 60 Jahre her, dass der Rieskrater als Impaktkrater identifiziert und das impakt-spezifische Element „Coesit“ entdeckt wurde. Auch wenn wir jetzt umplanen müssen, sang- und klanglos wird der Stubenberg nicht vom Keller der Raiffeisenbank ins RiesKraterMuseum umziehen. Bloß wann das genau geschehen wird, das wissen wir heute noch nicht.

Sie brennen für „Ihren“ Stubenberg. Stimmt's?

Sachs: Ich brenne für das Ries, für meine Heimat.

Den erwähnten Film „Der Meteoritenraum“ gibt es im Internet unter https://diefilmographen.de/filmproduktionen/meteoriten-raum/. Weitere Informationen über den Stubenberg, das RiesKraterMuseum und die Finanzierung des Projekts gibt es unter www.der-stubenberg.de

Das könnte Sie auch interessieren:

Facebook Whatsapp Twitter Mail