
"Theater im Taschenformat": Ein Sommernachtstraum in Light-Version

Plus Kerstin und Sepp Egerer entführen in die Welt der Klassiker auf originelle, charmante Weise.
Wer erinnert sich nicht teils augenzwinkernd, teils mit gemischten Gefühlen zurück an seine Schulzeit, als man sich mühsam durch Goethes „Faust“ oder Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ quälte, im Englischunterricht oftmals durch Shakespeares „Sommernachtstraum“ oder George Orwells „1984“ – falls man die Lektüre überhaupt ganz selbst gelesen hatte und nicht schnell die Zusammenfassung von den etwas Ehrgeizigeren in der Klasse erfragte oder in einem Literaturlexikon nachschlug.
Ob es dem Künstlerduo Kerstin und Sepp Egerer in der Schule ebenso ergangen ist, bleibt ein Geheimnis, aber die beiden haben es sich zu einer ihrer vielen Aufgaben gemacht, mit ihrer Reihe „Theater im Taschenformat“ Klassiker der Weltliteratur in absolut kurzweiliger und unterhaltsamer Art auf die Bühne zu bringen.
Wunderbar erfrischende Vorstellung
Leider machte bei ihrer Aufführung von Shakespeares „Sommernachtstraum“ in Wemding der Wettergott einen Strich durch die Rechnung, und die Veranstaltung konnte nicht, wie eigentlich geplant, auf dem Marktplatz stattfinden, sondern musste in die Aula der Mittelschule verlegt werden. Dennoch durfte das Publikum einer wunderbar erfrischenden und eben nur von zwei Personen getragenen Vorstellung beiwohnen.
Zwei Schauspieler – und mindestens neun wichtige Charaktere im Sommernachtstraum. Kann das funktionieren? Die Egerers haben keine Scheu vor dieser Mammutaufgabe. Mit einfachsten Mitteln wie Namensschildchen, einer Perücke, abstehenden Ohren für den Diener Puck, imposanten Kronen oder einem majestätisch wirkenden Hut gelang es den beiden optisch, die unterschiedlichen Rollen des Stückes darzustellen. Den weitaus größeren Anteil hatte jedoch die ungeheure Wandlungsfähigkeit der beiden Schauspieler bezüglich ihrer Stimmgebung in den einzelnen Rollen, so wie ihrer differenzierten Mimik und Gestik.
Noch eine weitere Vorstellung der Reihe am Samstag
Kerstin Egerer hatte Shakespeares Originaltext für diese Veranstaltung bearbeitet und umgeschrieben. Souverän agierte sie in den diversen Rollen, führte daneben mit witzigen Anmerkungen auch immer wieder Regie. Sepp Egerer war schauspielerisch quasi ein Chamäleon und schlüpfte neben zahlreichen Männerrollen auch in die Haut der Helena, was den Unterhaltungswert für das Publikum sicherlich steigerte.
In seiner sympathisch-ungezwungenen Art gelang dem Künstlerpaar ein äußerst unterhaltsamer und amüsanter Abend, der freilich nicht nur zum Lachen anregte, sondern auch mit einem der bekanntesten Werke der Weltliteratur vertraut machte.
Eine weitere Vorstellung in der Reihe „Klassiker im Taschenformat“ findet noch in Wemding statt: Am Samstag spielen die Egerers auf dem Marktplatz „Don Quijote“. Beginn ist um 21 Uhr. Einlass ist ab 20.30 Uhr. Es gelten die üblichen Abstandsregeln.
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