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Foto: Jahnz
Foto: Jahnz

Die ehemalige jüdische Schule von Hainsfarth soll saniert werden. Doch derzeit sind die Kosten dafür für die Gemeinde zu hoch.

Bauwerke
24.01.2015

„Wir hängen total in der Luft“

Von Heike Jahnz

Die Sanierung der jüdischen Schule in Hainsfarth droht weiterhin an der Kostenfrage zu scheitern

Hainsfarth hat einen einzigartigen Schatz. Der kleine, 1500 Einwohner zählende Ort besitzt ein in der Substanz erhaltenes eindrucksvolles historisches Ensemble von ehemaliger Synagoge und jüdischer Schule. Während die Synagoge mit großem Engagement und finanziellen Aufwand vor fast 20 Jahren renoviert wurde, fristet das benachbarte Gebäude der Schule der jüdischen Gemeinde, in der auch der Kantor wohnte, bis heute ein trostloses Dasein. Die Mauern sind feucht, unbewohnbar und dringend sanierungsbedürftig wartet es auf eine sinnvolle Nutzung. Dabei könnte alles so schön sein.

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Denn seit Dezember 2012 hat die Gemeinde von der Regierung von Schwaben grünes Licht für ein begeisterndes Projekt: „Wir als Gemeinde haben das Haus und den Vorplatz der Synagoge gekauft und wollten dort für Schulklassen die Möglichkeit schaffen, sich an einem historischen Ort über die jüdische Kultur im Ries zu informieren. Dazu kämen dann noch die Besuche der beiden jüdischen Friedhöfe in Hainsfarth und Steinhart. Also ein ganzer Tag rund um die jüdische Geschichte“, beschreibt Hainsfarths Bürgermeister Franz Bodenmüller den ursprünglichen Plan.

Aber bis heute ist nicht sicher, ob dieser Plan jemals Wirklichkeit werden kann. Denn: Die erste Ausschreibung der Sanierungsarbeiten hatte eine unvorhergesehene Kostensteigerung um fast 50 Prozent ergeben (wir berichteten). Infolgedessen hätte sich Hainsfarth statt mit 100000 mit 300000 Euro an der Sanierung der Schule beteiligen müssen. „Bereits die 100000 Euro hätten uns sehr geschmerzt“, sagte Bodenmüller. In einer zweiten Ausschreibung, die im Dezember 2014 stattfand, hat sich das beauftragte Architekturbüro (Obel und Partner Donauwörth) um eine deutliche Kostensenkung bemüht. Tatsächlich sei es nun im zweiten Anlauf wohl auch gelungen, deutlich „abzuspecken“. „Wir sind jetzt bei 95000 Euro Mehrkosten, was für uns immer noch bedeutet, dass wir mit 195000 Euro dabei wären.“ Denn die Zuschüsse wurden entsprechend der ursprünglich geschätzten Kosten von 400000 festgelegt und werden nicht angepasst. Selbst die Summe von 195000 Euro wäre für die hoch verschuldete Gemeinde zu viel: „Wir haben derzeit alle Hände voll mit unseren Kanälen zu tun und die Gemeinde Steinhart muss nach Hainsfarth an die Kläranlage Oettingen angeschlossen werden.“ Auch die Grundschule müsse dringend saniert werden. Der finanzielle Spielraum sei also sehr begrenzt.

Bodenmüller hat Hilferufe abgesetzt

Der beauftragte Architekt, Wolfgang Obel, habe zwar zugesagt, die Kosten noch weiter zu reduzieren, aber Bodenmüller zeigt sich davon wenig überzeugt: „Ich habe jetzt einige Hilferufe abgesetzt und CSU-Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange, Landtagsabgeordneten Wolfgang Fackler und Bezirksrat Peter Schiele eingeschaltet.“ Diese hätten auch bereits „etliche Stellen“ angesprochen. Bis jetzt jedoch gebe es noch keine konkreten Ergebnisse. Auch die Frage, ob eine Nachförderung vonseiten der Regierung von Schwaben möglich wäre, sei bis jetzt nicht beantwortet. Bisher hatte sich die Regierung bekanntlich sehr stark für das Projekt eingesetzt.

Bis zur nächsten Gemeinderatssitzung am 9. Februar hofft der Bürgermeister nun, konkrete Ergebnisse präsentieren zu können. „Im Augenblick hängen wir total in der Luft“.

Als „Plan B“ könne er sich zumindest vorstellen, zunächst nur den Vorplatz der Synagoge gestalten zu lassen.

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