Ulrich Raab muss kürzertreten. Mehr als elf Jahre lang war er Betreiber und Küchenchef des Nördlinger Restaurants „Schlössle“. Nun hat er seinen Pachtvertrag gekündigt, aus gesundheitlichen Gründen. „Die vergangenen vier Jahre, auch mit der Pandemie, sind für mich als Betreiber schwierig und auch belastend gewesen“, sagte er schon im Mai 2024 unserer Redaktion. Der Entschluss aufzuhören sei ihm aber alles andere als leichtgefallen, denn das „Schlössle“ sei ein Herzensprojekt von ihm gewesen. Jetzt fand der Ausverkauf des Restaurantinventars statt, am Samstag gab es einen Gastro-Flohmarkt.
Zum Start, pünktlich um 11 Uhr, war auf dem Schlössle-Parkplatz nur noch schwer ein freies Fleckchen zu bekommen. Und auf dem Weg zum Eingang kamen den Besucherinnen und Besuchern schon einige mehr oder weniger schwer bepackte Schnäppchenjäger entgegen. Denn, so hatte es das Schlössle-Team angekündigt: „Alles muss raus! Teller, Gläser, Besteck, Pflanzen, Deko und vieles mehr.“ Drinnen herrschte beinahe beklemmende Enge, die Besucher drängten sich um all das, was ein professionelles Restaurant ausmacht und was auf sämtlichen Tischen, Stühlen und Anrichten aufgebaut war: Teller, Tassen, Pfannen, Töpfe, Gläser, Geschirr in allen Größen. Sauber, gepflegt und alles andere als Flohmarktware. Alles, von ganzen Stapeln leerer Plastikbehälter (umsonst) bis zu beispielsweise einem Luftbefeuchter für 500 Euro.
Ehemalige Eisbrunn-Wirte starten im März im Schlössle
Auffallend viele Besucher waren Gastronomen, die ihrerseits nach Utensilien suchten, die sie in ihrem Betrieb weiterverwenden können. Ella Strahl vom Literaturcafè sah sich genauso um wie Simone Thum vom Café Sima in Forheim, die, wie sie sagte, auch schon beim Abverkauf der Klostergaststätte in Maihingen „einige passende Sachen“ für ihren Betrieb gefunden hatte. Antje Demmel vom Naturhaus in Nördlingen kam allerdings mehr oder weniger widerwillig zum Schauen, sie sei von ihren Mitarbeitern „geschickt“ worden, sagte sie: „Ich mag solche Rausverkäufe eigentlich nicht, das macht mich eher traurig.“ Trotzdem hatte sie einige kleine Sachen gefunden und an der Theke bezahlt, hinter der Ulrich Raab mit seinem Team alle Hände voll zu tun hatte, um die Warteschlange der Kaufwilligen abzukassieren.
Auf die kurze besorgte Zwischenfrage, wie es ihm mit dem Abverkauf denn gehe, antwortet er genauso kurz wie klar: „Mit geht es gut. Und heute Abend geht es mir noch besser!“ Ob er den für den nächsten Samstag anvisierten zweiten Flohmarkttermin noch braucht, war angesichts des Andrangs noch unklar. Fest steht jedenfalls, dass das Raab-Schlössle Geschichte ist und Mitte/Ende März 2025 Kathrin und Daniel Gutl unter dem Namen „Schlössle - Gutls gute Küche“ das Gasthaus neu eröffnet werden.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden