Passend zur Ausstellung „Das Maß der Dinge“, die sich mit dem Thema Messen und Wiegen befasst, gab sich das Thermometer am vergangenen Sonntag anlässlich der Eröffnung im Heimatmuseum Oettingen alle Mühe, eine möglichst hohe Gradzahl zu messen. Im Schatten des Museumshofes hatten sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher versammelt, um zunächst dem musikalischen Intro zu lauschen, das die Oettinger Gruppe „Die Tatzen“ dem Maß in der Musik widmete.
Bürgermeister Thomas Heydecker berichtete von einem persönlichen Erlebnis mit dem Messen. Als er kürzlich eine neue Sportuhr geschenkt bekam und in Betrieb nahm, stellte er nach dem Joggen mehrmals fest, dass die Uhr eine viel kürzere Strecke anzeigte, als er gelaufen war. Des Rätsels Lösung war, dass die Uhr noch auf das System der amerikanischen „mile“ eingestellt war. Ein Beispiel, das zeigt, wie Maßeinheiten und Ziffern unseren Alltag prägen und wie sehr wir uns auf die gewohnten Mess-Systeme verlassen. Friedel Röttger, der neue 1. Vorsitzende des Heimatvereins, überschrieb sein Grußwort mit dem Titel „Das Maß ist voll!“, nur um gleich die Frage hinterherzuschieben, ob es in Bayern nicht vielmehr heißen müsste „Die Maß ist voll“. Eine Maß ist geeicht, das heißt, sie enthält immer die gleiche Menge, und kann insofern als Vertrag zwischen Gast und Wirt oder als rechtliche Vereinbarung gesehen werden.
„Das Maß der Dinge“: Ausstellung im Oettinger Heimatmuseum
Barbara Heinrich, die Leiterin des Heimatmuseums, berichtete in ihrer Einführung, dass die Idee zur Ausstellung während der Sammlungsrevision entstand: Beim Sichten der Depots fielen dem Team immer wieder Objekte wie Uhren, Waagen, Meterstäbe, Thermometer oder andere eigenartige Mess-Apparate in die Hände. Die Herausforderung bestand darin, das mehr als „umfängliche“ Thema des Messens, das im Grunde all unsere Lebensbereiche betrifft, in eine Ausstellung umzusetzen.
Den Auftakt zur Ausstellung bilden ein überdimensionierter Sockel mit einer Anhäufung von unzähligen Messinstrumenten sowie eine Wörterwand mit ebenso vielen Begriffen, die um das Thema kreisen. Beides zusammen macht anschaulich klar, wie schier unendlich der Kosmos des Messens, Wiegens und Zählens ist und zeigt, dass unser Alltag ohne Zahlen längst undenkbar ist. Von diesem Zentrum aus führt der Weg zu sieben Kapiteln, die einzelne Aspekte des Themas mit einer Fülle von Objekten und gut verständlichen Texten intensiver betrachten. Dazu gehören das Messen von Zeit und Raum, die Rolle der Zahlen bei der Produktion unserer Güter am Beispiel der Produktion von Lampen und der Schneiderei, der menschliche Körper und das Messen, die Produktion von Nahrung und der Handel mit Münz- und Eichwesen oder der binäre Code, der heute allgegenwärtig ist, unsere Betriebssysteme speist, Mobiltelefone steuert und komplexe Anwendungen wie Künstliche Intelligenz und Big Data ermöglicht.
Zahlen spielen im Alltag eine unschätzbare Rolle
Die Ausstellung zeigt in einem historischen Abriss, wie die Zahlen in die Welt kamen und dass Messen, Wiegen und Zählen mehr sind als technische Verfahren. Sie sind vielmehr kulturelle Sprachen, die unsere Welt strukturieren, unsere Entscheidungen lenken und unser Verhältnis zur Umwelt formen. Ohne verlässliche Mess- und Wiegeverfahren wären globale Handelsstandards, technologische Innovationen und selbst einfache Alltagsentscheidungen undenkbar. (AZ)
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