Das Ries ist mit seinem Rieskrater-Horizont, dem Ipf-Hochplateau und der Marienhöhe zwar durchaus sanft und hügelig, aber erinnert in seiner Geologie sogar mit den größten Anstrengungen nicht an die schroffe Felslandschaft von Südtirol. Wer den Aufstieg zum Riegelberg wagt, kommt bestenfalls ins Schnaufen. Von Kopfschmerzen oder gar vom berühmten Höhenkoller wird selbst der unsportlichste Flachlandtiroler verschont bleiben. Und an keinem Gipfel des Rieskraters hat es bisher ein tüchtiger Wirt für lohnend empfunden, in einer Hütte Schnaps und Wein auszuschenken. Dieser Ironie zum Trotz widmete Nördlingen der Provinz in den Alpen ein eigenes Viertel: von der Brixner Straße bis zum Traminer Weg kann man dort jede Südtiroler Stadt entlang spazieren. Und mit dem Rosengarten- und dem Schlernweg bekommen sogar die ikonischen Gipfel Südtirols ihre Widmung. Warum ist das so?
Ein Anruf bei Kreisheimatpfleger Wilfried Sponsel. Der holt erstmal aus: Die anderen „neuen“ Viertel außerhalb der Stadtmauer heißen nach den Orten, in deren Himmelsrichtung sie liegen, Herkheim und Wemding. Entstanden sind sie in den Nachkriegsjahren, als Geflüchtete und Heimatvertriebene die Stadt anwachsen ließen und der Bedarf nach Wohnraum rasant anstieg. Auch das Südtiroler Viertel wurde in dieser Zeit erschlossen, und zwar von der Baufirma Eigner, wie Sponsel weiß. Er vermutet, dass die Region eine bevorzugte Urlaubsgegend des Firmenchefs und seiner Freunde war und Eigner so auf den Namen kam.
Ursprung des Südtiroler Viertels liegt in der Verbindung zur Region
Das Bauunternehmen Eigner gibt es heute noch: Gegründet wurde es von Josef Eigner 1912. In den 1960er Jahren stieg Hermann Luther als Gesellschafter ein. Sein Sohn Werner sitzt heute in der Geschäftsleitung. Als Gründersohn Emil Eigner sich das Südtiroler Viertel in der Nachkriegszeit vornahm, befand sich Werner Luther noch zwischen Schule und Studium, erzählt er am Telefon. Die Firma erwarb das Areal und stellte etwa 40 Einfamilien- und Reihenhäuser darauf auf. Emil Eigner war ein bekennender Südtirol-Fan, wie Luther sagt. Er besaß sogar ein Anwesen in Eppan an der Weinstraße, mit vielen Apfelbäumen und einem alten Haus. „Ich vermute mal, das ist der Ursprung der Namensgebung“, sagt Luther. Dieser Alpenliebe hat Eigner wohl ein Denkmal gesetzt.
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