Ein solches Auditorium haben Politikerinnen und Politiker nicht allzu oft: Rund 1500 Menschen sind am Sonntag zum politischen Abend in das voll besetzte Festzelt der Reimlinger Feuerwehr gekommen, um den Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) live zu erleben. Bekanntlich feierte die Wehr seit dem 1. Mai ihren 150. Geburtstag. Mit seiner Amtszeit von mittlerweile 18 Jahren ist Herrmann der dienstälteste unter seinen Kolleginnen und Kollegen in der Bundesrepublik. Sein Hauptthema war die Bedeutung der Feuerwehren für die Gesellschaft. Die Innere Sicherheit, eigentlich sein vorrangiges Betätigungsfeld, streifte er nur am Rande.
Zum Einstieg in seine gut 30-minütigen Rede, bei der Herrmann die gesamte Zeit gegen einen hohen Lärmpegel anzukämpfen hatte, lag dem Minister eines ganz besonders am Herzen: die Begrüßung der Delegation der Reimlinger Partnergemeinde Bourgueil in Frankreich. „Wir leben heute, 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in einer engen Partnerschaft und Freundschaft mit Frankreich. Diese muss von der neuen Bundesregierung weiter gestärkt und noch enger werden“, forderte Herrmann. Die beiden Nachbarstaaten sollten in Europa gemeinsam eine Führungsrolle übernehmen. Denn wenn das vereinte Europa zusammenhalte, sei es stärker als Russland, stärker als die USA.

Den Großteil seiner Ansprache widmete Herrmann den aktuellen Herausforderungen für das Feuerwehrwesen, schließlich sei er ja als Innenminister auch Bayerns „Feuerwehrminister“, wie er betonte. Das Jubiläum der Reimlinger Wehr dokumentiere, wie sich die Organisationen im Laufe der Jahrzehnte weiterentwickelt hätten. Geblieben sei in all den Jahren das große freiwillige Engagement der Feuermänner- und frauen zum Schutz der eigenen Gemeinde. Wie breit deren Engagement sei, würden in Bayern mehr als 300.000 Feuerwehrangehörige beweisen – mehr als in jedem anderen Bundesland. Die Bevölkerung könne sich darauf verlassen, dass diese für die Sicherheit aller sorgten, betonte der Minister. Besonders freue er sich über die zahlreichen Jugendfeuerwehren, die es mittlerweile in den Städten und Gemeinden gebe.
Der CSU-Politiker verwies zudem auf die gestiegenen Aufgaben über die Brandbekämpfung hinaus. „Ich erinnere an das schreckliche Hochwasser im Juni des vergangenen Jahres, das auch Nordschwaben heimgesucht hat. Hier haben sich die Feuerwehrkameraden beispielhaft auch über Landesgrenzen hinweg unterstützt.“ Inzwischen gehörten auch internationale Einsätze dazu.

Der Minister richtete darüber hinaus den Blick auf die Unterstützung des Bundes beim Katastrophenschutz. Viele Organisationen warteten darauf, dass von dort wieder etwas komme. „Vor drei Jahren hat die scheidende Innenministerin Nancy Faeser einen Neustart angekündigt. Ein Jahr später wurden aber die Mittel um 20 bis 25 Prozent gekürzt.“ Jetzt stehe die neue Regierung im Wort, wieder mehr Geld für die Ausstattungen bereitzustellen. Hoffnungen setze er hierbei auf den neuen Bundesinnenminister Alexander Dobrindt.
In finanzieller Hinsicht tue Bayern für die Feuerwehren so viel wie möglich. Zuletzt seien die Zuschüsse für die Feuerwehrhäuser deutlich erhöht worden. Mit einer Gesetzesänderung plane die Staatsregierung noch vor der Sommerpause das Höchstalter für die Feuerwehrangehörigen auf 67 Jahre anzuheben. Wichtig sei es ihm auch, sagte Herrmann, Menschen mit Migrationshintergrund für die Wehren zu gewinnen. Im Zusammenhang mit der Inneren Sicherheit erwähnte er die gute Bilanz im Freistaat. Bayern sei das sicherste aller Bundesländer und habe die niedrigste Kriminalitätsrate.
Joachim Herrmann trägt sich in Reimlingen in Goldene Buch ein
Der CSU-Landtagsabgeordnete Wolfgang Fackler, der zusammen mit seinem Vorgänger Georg Schmid maßgeblich am Zustandekommen des Besuches von Joachim Herrmann in Reimlingen beteiligt war, betonte in seinem kurzen Grußwort ebenfalls die Bedeutung des Feuerwehrwesens für den Freistaat. Das neue Feuerwehrgesetz werde den aktuellen Anforderungen der Wehren gerecht. Darin seien auch deren Anliegen miteingeflossen.
Der Staatsminister hatte sich zuvor auf Einladung von Bürgermeister Jürgen Leberle im Reimlinger Schloss in das Goldene Buch der Gemeinde eingetragen und war danach unter den Klängen der Musikkapelle Reimlingen mit den Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine ins Zelt marschiert.
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