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Flüchtiger Impfarzt Gerhard H. aus Wemding in Paraguay festgenommen

Wemding

Flüchtiger „Impfarzt“ Gerhard H. in Paraguay festgenommen

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    Zum Prozessbeginn war der Wemdinger Arzt nicht erschienen. Seitdem war er auf der Flucht – bis zum 31. März.
    Zum Prozessbeginn war der Wemdinger Arzt nicht erschienen. Seitdem war er auf der Flucht – bis zum 31. März. Foto: Wolfgang Widemann (Archivbild)

    Der 74-jährige Mediziner Gerhard H. aus Wemding, der seit Juni 2023 auf der Flucht ist, wurde jetzt in Paraguay festgenommen. Wie das dortige deutschsprachige Wochenblatt vermeldet und wie Landgericht Augsburg sowie Landeskriminalamt München auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigen, hat Interpol den per Haftbefehl Gesuchten am 31. März in dem südamerikanischen Staat arretiert. Das Wochenblatt schreibt, die Festnahme sei im Stadtteil Maria Auxiliadora in Mbocayaty del Guairá geschehen. Dort habe Gerhard H. offenbar als Mediziner weitergearbeitet.

    Dr. Gerhard H. war deutschlandweit in die Schlagzeilen geraten, weil er als Hausarzt seit 2021 massiv unter Verdacht stand, in großem Stil Impffälschungen begangen zu haben. Wie vielfach geschrieben soll er Corona-Impfungen im vierstelligen Bereich vorgetäuscht und entsprechende gefälschte Impf-Zertifikate ausgestellt haben. Ein wahrer „Impf-Tourismus“ von Corona-Gegnern aus ganz Deutschland soll daraufhin zu seiner Praxis eingesetzt haben.

    Am 20. Juni 2023 sollte der Prozess beginnen – Gerhard H. erschien nicht

    Darüber hinaus soll H. auch impfwilligen Patienten ohne deren Wissen unwirksame Placebos verabreicht und seine vermeintlichen Leistungen dafür mit den Krankenkassen abgerechnet haben. Die Kripo Dillingen bildet eine eigene Ermittlungsgruppe, die zuständige Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg, wo auch die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Abrechnungsbetrug und Korruption im Gesundheitswesen angesiedelt ist, zog das Verfahren an sich, weil dessen Dimension als gewaltig eingestuft wurde.

    Nach Bekanntwerden des Skandals musste der Wemdinger Arzt Gerhard H. seine Praxis schließen.
    Nach Bekanntwerden des Skandals musste der Wemdinger Arzt Gerhard H. seine Praxis schließen. Foto: Widemann, Archivbild

    Am 20. Juni 2023 sollte der Auftakt zu einem 24-tägigen Prozess am Landgericht Augsburg sein. Doch der Angeklagte Dr. Gerhard H. erschien nicht. Seitdem war er auf der Flucht. Bis zum 31. März, dem Tag, an dem Interpol ihn verhaftete.

    Hs. Ehefrau: „Es scheint alles darauf hinzudeuten, dass er es ist.“

    Wie das Wochenblatt schreibt, fand die Festnahme abends gegen 19 Uhr statt. Im Artikel ist die Rede vom 1949 in Hamburg geborenen Arzt. Ein Bild zeigt drei Polizisten, die mit dem Rücken zum Fotografen stehen. Sie haken einen Mann unter, der mit einer schwarzen Mütze über dem Kopf unkenntlich gemacht wurde. Die Ehefrau des Gesuchten bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion, dass es sich um ihren Mann handeln muss. „Ich weiß auch nur durch den Artikel im Wochenblatt davon, aber die Beschreibung und das Foto – da scheint alles darauf hinzudeuten, dass er es ist.“

    Das Wochenblatt weiß weiter, dass Dr. H. eine falsche Identität angenommen hatte und erst seit wenigen Monaten in einer abgeschiedenen Siedlung an einer Durchfahrtsstraße lebte. Sein Wohnort dort liege unweit der deutschen Kolonie Independencia.

    Nun geht es um die Frage der Auslieferung des Festgenommenen. Da ein internationaler Haftbefehl besteht, wird das Auslieferungsverfahren innerhalb der deutschen und paraguyanischen Behörden geprüft. Es unterliege strengen Abmachungen, wie die Dillinger Kripochefin Monika Krawehl gegenüber unserer Redaktion sagt. Auch Michael Rauh, Pressesprecher des Landgerichts Augsburg, erklärt: „Wie es mit dem Verfahren weitergeht, ist noch offen.“ Der Geschäftsweg im internationalen Verkehr sei kompliziert. Vorläufig soll Gerhard H. nach Informationen des Wochenblatts wohl in einem Gefängnis in der paraguyanischen Hauptstadt Asunción sitzen. (mit wwi)

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