An einem Bahnübergang fährt ein Zug in ein Auto. Die zwei Personen im Auto werden schwer verletzt; ein Fahrradfahrer und sein Kind geraten unter das zusammengedrückte Auto. Im Zug kommt es bei 25 Personen zu Verletzungen. Rauch steigt aus den Waggons auf, ein Brand entsteht, und gefährliche Betriebsstoffe laufen aus der Lok aus. So sah das Szenario aus, das die Rettungskräfte bei einer großen Einsatzübung am Freitagabend zwischen 18 und 20 Uhr beim Bahnhof auf dem Gelände der Bayernbahn – diese war Kooperationspartnerin der Übung und stellte auch den Zug zur Verfügung – unter ziemlich realen Bedingungen durchspielten. Auch zwei Tote gab es in der Simulation.
Ziel der Großübung war es, das Zusammenspiel der Rettungsorganisationen bei einem Massenanfall von Verletzten zu üben, wie er in Wirklichkeit vorkommen kann. Ein Schwerpunkt lag auf der Kommunikation der Organisationen untereinander. Die Einsatzleitung hatten Stadtbrandinspektor Marco Kurz für die Feuerwehren und Norbert Jawansky für das BRK und die DLRG inne. Das Szenario war um 18 Uhr vorbereitet: Eine Lok stand auf einem Nebengleis und ein zerquetschter Pkw davor, in diesem saßen zwei Puppen, zwei weitere Puppen lagen unter dem Auto. Die 25 Verletzten-Darsteller – die mit täuschend echt aussehenden Wunden an Kopf, Händen und Armen geschminkt waren – saßen im Zug.
Übung der Rettungskräfte in Nördlingen: Unfall am Nördlinger Bahnhof
Bei einem tatsächlichen Notfall würde nach einem Notruf die Rettungsleitstelle die Alarmierung vornehmen, in der Übung übernahmen dies die beiden Übungsleiter Daniel Uhl und Andreas Tegeler. Etwa um 18.05 Uhr traf dann der erste Rettungswagen ein, mehrere Verletzten-Darsteller stiegen da aus dem rauchenden Waggon aus und liefen desorientiert und Hilfe suchend umher. Aus einem Zugfenster rief eine junge Frau verzweifelt immer wieder: „Jetzt komm doch mal endlich jemand her!“ Die Chaosphase – authentisch gespielt von den Darstellern – dauere etwa eine Viertelstunde lang, erklärte Jannis Rauh, Leiter der Schnelleinsatzgruppe Behandlung beim Bayerischen Roten Kreuz und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit.
Die Rettungskräfte des ersten eintreffenden Rettungswagens müssen zunächst die chaotische Lage überblicken, erklärte Tegeler, und die Anzahl der Verletzten feststellen. Ebenso müssen sie vorhandene Gefahren erkennen, wie den weiterlaufenden Bahnbetrieb und die Oberleitungen. Sie schätzen auch ein, welche zusätzlichen Rettungskräfte alarmiert werden müssen.

Nördlingen: Über 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, BRK und Co im Einsatz
Und diese waren insgesamt zahlreich: Es beteiligten sich die Feuerwehren Nördlingen, Baldingen, Löpsingen und Pfäfflingen, ebenso die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung; der BRK Kreisverband Nordschwaben mit Unterstützung aus Diemantstein und Wassertrüdingen, einschließlich der Schnelleinsatzgruppe Behandlung, vom BRK Nordschwaben die Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung, der Organisatorische Leiter Rettungsdienst und ein leitender Notarzt; außerdem aus Nördlingen dabei: das THW, die DLRG und Polizeibeamte. Etwa 100 bis 120 Kräfte nahmen an der Übung teil.
Die Zahl der Blaulichtfahrzeuge war so groß, dass ein eigener Bereitstellungsraum im Industriegebiet eingerichtet wurde, den die Fahrzeuge zuerst anfuhren, bevor die Einsatzleitung sie koordiniert zur Unfallstelle rief. Ein Hindernis bei der Übung: Die Zufahrt zum Gelände musste zuerst freigemacht werden, Metallkisten versperrten sie. Das „Allerwichtigste“, erklärte Tegeler, sei, dass der Einsatzleiter die Ordnung des Raums festlege: also Flächen, wo Fahrzeuge stehen und wo Verletzte hingebracht werden können. Direkt am Unfallauto war der Bereich der schweren technischen Rettung, angrenzend befand sich der Bereich der Brandbekämpfung und des Brandschutzes, weitere Bereiche gab es für die Einsatzleitung (vor dem Parkhaus), die Patientenversorgung (an den Bussteigen) und für die Versorgung der Rettungsdienste.
Übung: Am Busbahnhof in Nördlingen wurden die Verletzten versorgt
Da es während der Übung dämmerte, leuchteten die Feuerwehr und das THW die Einsatzstelle aus. Nachdem die technische Rettung der Personen aus dem Auto und dem Zug abgeschlossen war, verlagerte sich das Einsatzgeschehen zum Busbahnhof, wo die Verletzten versorgt wurden. Auch zwei Tote gab es im Szenario: den Fahrer des Pkw und den Radfahrer. Sie wurden geborgen, indem das THW den Zug, der teilweise auf dem Auto stand, nach hinten bewegte. Auch in Wirklichkeit wäre bei einem solchen Szenario mit Toten zu rechnen, meinte Tegeler. Die Notfallseelsorge des BRK war ebenso vor Ort. Im Ernstfall würde noch ein Gutachter kommen, um den Unfallhergang zu rekonstruieren und die Schuldfrage zu klären – das entfiel in der Übung. Diese endete gegen 20 Uhr mit einer kurzen Nachbesprechung und bei Grillwürsten. Eine ausführliche Auswertung erfolgt in den nächsten Wochen.
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