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Foto: Anton Färber (Archivbild)
Foto: Anton Färber (Archivbild)

Landrat Stefan Rößle und die Bürgerinnen und Bürger schätzen die öffentliche Sicherheit, die Sauberkeit und das Vereinsleben im Landkreis als gut ein.

Heimat-Check
08.10.2022

Rößle über Ärzte im Kreis Donau-Ries: "Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen"

Von Jan-Luc Treumann

Plus Landrat Stefan Rößle spricht über die Ergebnisse des Heimat-Checks im Landkreis Donau-Ries. Warum er nicht an der Umfrage teilgenommen hat und wie er den Bereich Gesundheit sieht.

Herr Rößle: Unsere Zeitung hat kürzlich den Heimat-Check durchgeführt, bei dem die Bürgerinnen und Bürger über verschiedene Bereiche abstimmen konnten. Was glauben Sie, wo ist der Landkreis Donau-Ries gut und wo eher schlecht aufgestellt?

Stefan Rößle: Eines kurz vorneweg: Ich befürchte, dass das Ergebnis nicht so gut ausfällt, wie wir es von Landkreisseite aus erwarten beziehungsweise wie die Situation tatsächlich ist. Ich persönlich wohne in Oberndorf und ich habe ein paarmal überlegt, ob ich mitmache, habe dann aber nicht abgestimmt. Und zwar, weil ich in meiner Heimat sehr glücklich bin, ich möchte nirgendwo anders hin. Da gibt es aber aktuell keine Gastronomie, ich müsste ankreuzen, dass das Angebot unzureichend ist, und es kommt ein negatives Ergebnis raus. Dabei weiß ich um die Bemühungen der Gemeinde. Ähnlich ist es in anderen Bereichen.

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Und wie schneidet der Landkreis nun Ihrer Meinung nach ab?

Rößle: Ich glaube im Bereich Gesundheit und ÖPNV schneiden wir nicht so gut ab. Gut sein müssten wir im Bereich öffentliche Sicherheit, bei der Sauberkeit und auch im Vereinsleben haben wir ein gutes Angebot.

Sie liegen richtig: Sauberkeit, Vereinsleben, Lebensqualität und Sicherheit sind am besten bewertet worden. Gesundheitsversorgung und ÖPNV liegen deutlich hinten.

Rößle: Aber wie gesagt, ich denke, wir sind teilweise besser, als es gesagt wird. Was will ich bei ÖPNV auf dem Dorf ankreuzen? In Oberndorf fährt der Lechbus, im Ries Nö-Mobil. Den bräuchte man nur anrufen, aber viele ältere Leute scheuen sich, den Anruf zu tätigen. Wir finden Lösungen, aber man sagt, der Busverkehr sei so schlecht. Man wird es nie schaffen, dass jede halbe Stunde der Bus kommt. Das Angebot wird verbessert, es muss auch genutzt werden.

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Wie kann man die Menschen dazu bringen, den zu nutzen? Oder kann das Angebot noch verbessert werden?

Rößle: Wir wollen das Angebot ja weiter ausbauen. Man muss es mehr und mehr bewerben, gut informieren. Es kann vielleicht auch von allein kommen, wenn die Benzinpreise weiter steigen und die Menschen dann umsteigen. Aber man kann es nicht erzwingen: Viele ältere Leute wollen beispielsweise kein Handy dafür nutzen – wir haben zwar die Digitallotsen, und manche wird man so erreichen, aber andere nicht. Man benötigt da auch Ausdauer.

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Foto: Wolfgang Widemann (Archivbild)
Foto: Wolfgang Widemann (Archivbild)

Der Busbahnhof in Donauwörth: Nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, auch vonseiten des Landkreises aus sieht man Verkehr als wichtiges Thema.

Was plant der Landkreis im Bereich ÖPNV weiter?

Rößle: Mobilität sehen wir im Landkreis – wie auch die anderen Themen – als Zukunftsthemen, dafür haben wir eigene Unterausschüsse. Im Bereich Mobilität haben wir erarbeitet, dass wir das Rufbuskonzept auf den ganzen Landkreis ausweiten. Das war ein Mammutprojekt und ist auch rechtlich gar nicht so einfach umzusetzen. Das werden wir Zug um Zug einführen. Da haben sich alle Parteien drauf verständigt, dass Mobilität das zentrale Thema ist. Das wird aber ein paar Jahre dauern, bis wir das flächendeckend einführen und die Menschen das auch nutzen.

Ebenfalls als kritisch wird die Gesundheitsversorgung betrachtet, im gesamten Verbreitungsgebiet unserer Zeitung liegt man mit Günzburg ganz hinten. Da wollen Sie den Landkreis sicher nicht sehen.

Rößle: Wenn man Gesundheit als Ganzes betrachtet, stehen wir aber ganz woanders, als das wahrgenommen wird. Das wird hier auf die Hausärzte bezogen, die gibt es vor Ort oft nicht mehr. Aber unsere Krankenhausversorgung gehört auch dazu. Ich finde für das, was der Landkreis leisten kann, mit Grundversorgung und Zusatzangeboten wie der Kardiologie in Nördlingen oder der Orthopädie in Donauwörth, sind wir vom Angebot her – aber auch wirtschaftlich im Vergleich mit anderen Landkreisen – gut aufgestellt. Bei der hausärztlichen Versorgung haben wir vier Versorgungsbereiche, in zweien ist die ausreichend, in Donauwörth Nord sind wir unterversorgt. Im Nordries ist es so, dass sich Ärzte ansiedeln können. Dazu kommt eben noch die Altersstruktur, sodass da schon eine Unterversorgung zu befürchten ist, wenn sich nichts ändert.

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Foto: Sören Stache, dpa (Symbolbild)
Foto: Sören Stache, dpa (Symbolbild)

In vielen Kommunen im Landkreis empfinden die Menschen die ärztliche Versorgung als mangelhaft.

Was wird dagegen unternommen?

Rößle: Wir haben die Gesundheitsregion plus, wir machen viele Veranstaltungen, informieren die Bürgermeister, und in Einzelfällen gelingt es auch immer wieder, Hausärzte zu finden. Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen. Aber das, was wir als Landkreis tun können, haben wir unternommen.

So funktioniert der Heimatcheck im Landkreis Donau-Ries

An der Online-Umfrage zum Heimat-Check im Verbreitungsgebiet der Augsburger Allgemeinen und ihrer Heimatzeitungen beteiligten sich insgesamt 26.851 Menschen.

So funktioniert der Heimatcheck im Landkreis Donau-Ries

Im Kreis Donau-Ries waren es insgesamt 3349 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen 44 Städten und Gemeinden. Auf einer Skala von 1 bis 10 Punkten konnten Bewertungen für 14 verschiedene Themengebiete abgegeben werden - jeweils für den eigenen Wohnort.

So funktioniert der Heimatcheck im Landkreis Donau-Ries

Zumeist gab es dabei jeweils zwei Fragen. Die angegebene Note bezieht sich auf den jeweiligen Mittelwert und wird in Bezug auf alle Gemeinden berechnet.

So funktioniert der Heimatcheck im Landkreis Donau-Ries

Lesen Sie am Montag: So haben Menschen in Donauwörth abgestimmt.

Dennoch haben viele Menschen angegeben, dass sie die ärztliche Versorgung als sehr kritisch ansehen. Sie sagen, man habe alles ausgeschöpft – aber gibt es nicht dennoch Möglichkeiten mit Kooperationen oder Ähnlichem, da entgegenzuwirken, um Ärzte hier herzuholen?

Rößle: Der Landkreis hat keine direkte Zuständigkeit. Aber wir haben die Gesundheitsregion plus ins Leben gerufen, und da geht es darum, das Netz zwischen Krankenhaus, Ärzten und Politik auch im niedergelassenen Bereich auszubauen. Wir haben viele Veranstaltungen für Medizinstudenten gemacht, um zu zeigen, dass es hier interessante Stellen gibt. Aktuell sind wir dran, dass wir Lehrkrankenhaus werden – mit allen drei Krankenhäusern. Und wir sind mit der Uni-Klinik Augsburg in Gesprächen, damit Studenten ihr praktisches Jahr bei uns machen können. Und wir wollen ein Gutachten in Auftrag geben, ob hier nicht ein medizinisches Versorgungszentrum entstehen könnte. Man kommt aber an gewisse Grenzen: Es gibt wenig Ärztenachwuchs und häufig suchen diese das Angestelltenverhältnis.

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Foto: Jochen Aumann
Foto: Jochen Aumann

Das Stiftungskrankenhaus in Nördlingen: Landrat Stefan Rößle hebt die Kliniken in der Region hervor.

Wir wollen noch kurz über die positiven Aspekte sprechen. In den Bereichen Sicherheit und Verkehr – also wenig Belästigung durch Verkehr und Lärm – steht der Landkreis im Verbreitungsgebiet auf Platz zwei und eins.

Rößle: Die Polizei ist in Bayern sicher grundsätzlich gut aufgestellt. Ich freue mich darüber, dass das wahrgenommen wird, denn das wird oft als selbstverständlich angesehen – ist es aber nicht. Und beim Verkehr bin ich positiv überrascht. Es gibt Orte, in denen Unzufriedenheit herrscht, aber es zeigt, dass es andernorts deutlich schlechter ist. Es wird unterschätzt, dass wir eine ordentliche Verkehrsinfrastruktur haben.

Was gefällt Ihnen denn im Landkreis besonders gut?

Rößle: Eines kam erst die letzten Tage rein: Wir als Landkreis Donau-Ries gehören zu den erfolgreichen Landkreisen in ganz Deutschland. Die Prognos-Studie hat Landkreise über die vergangenen 20 Jahre betrachtet, da gehören wir zu den drei Aufsteigerlandkreisen in ganz Deutschland. Man wird nie ganz fertig sein, aber wir haben eine hohe Lebensqualität im Landkreis.

Zur Person: Stefan Rößle, 58, ist seit dem Jahr 2002 Landrat des Landkreises Donau-Ries. Zuvor war er Bürgermeister der Gemeinde Oberndorf.

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