Es ist immer wieder schön, wenn das Münchner Rundfunkorchester im Rahmen seiner Residenz- und Schlössertournee auch bei den Oettinger Residenzkonzerten aufspielt. So auch in diesem Jahr. Und wie bei jeder „Klassik in Bayern“-Tour hat sich das Orchester thematisch etwas ganz Besonderes ausgedacht. Reinhard Goebel hatte die musikalische Leitung inne.
Der Dirigent, der als Ikone der Alten Musik gilt, steht bei der mittlerweile vierten Ausgabe der Residenz- und Schlössertournee erneut am Pult. Seine Markenzeichen - rote Brille, rote Fliege und roter Kummerbund - inklusive. Allerdings stand er nicht nur am Pult, er hatte sich einen Stuhl in Reichweite stellen lassen, auf den er sich ab und zu setzte und von wo aus er weiter dirigierte. Erst vor der Zugabe klärte er auf, dass es sich dabei „ … nicht um ein Problem mit meinen Beinen handelt. Ich will Ihnen den freien Blick auf die Bläser nicht vorenthalten.“
Münchner Rundfunkorchester auf bedeutenden Festivals
Mit Konzertreihen in München, regelmäßigen Auftritten im bayerischen Sendegebiet sowie der Präsenz auf bedeutenden Festivals und auf dem Tonträgermarkt, genießt das Ensemble international großes Ansehen. Dass dieses Ansehen berechtigt ist, zeigte es in Oettingen in beeindruckender Weise. Nur auf den ersten Blick ins Programm schien das Konzert unterschiedliche Komponisten vorzustellen, doch schnell wurde klar, dass diese Zusammenstellung System hatte - und dass alles mit Mozart zusammenhing. Die „Sinfonie in G-Dur, J-C50“ von Giovanni Battista Sammartini beispielsweise.
Den „Mailänder“ muss Mozart sehr beeindruckt haben, dessen positives Urteil über den noch sehr jungen Salzburger wurde sofort werbewirksam genutzt. Ein Schüler Sammartinis war auch Johann Christian Bach, dessen „Sinfonia concertante Es-Dur“ für zwei Flöten, Klarinetten, Hörner, Fagott und Streicher als Zweites erklang und die bei den Zuhörern im ausverkauften Festsaal großen Eindruck hinterließen. So wie vor allem Cannabichs „Sinfonia concertante Es-Dur“ für zwei Violinen und Orchester, welche die Solisten aus dem Orchester, Stanko Madic und Eugene Nakamura, innig und weich interpretierten. Mit Cannabich, einem grandiosen Geiger und Konzertmeister des Kürfürstlichen Orchesters in Mannheim, verstand sich Wolfgang Amadeus Mozart blendend.
In Oettingen zu hören: Mozart bearbeitet von Franz Gleißner
Nach der Pause dann der Meister selbst: „Sinfonia concertante B-Dur KV 361“ in der Orchesterbearbeitung durch den Mozart-Zeitgenossen Franz Gleißner (1761-1818). Verdienter tosender Applaus und - nachdem der Dirigent damit zweimal wieder auf die Bühne geholt wurde - als Zugabe ein da Capo des 3. Satzes, Adagio, zu dem Reinhard Goebel bemerkte, es würde „jetzt“ im Mozart’schen Tempo gespielt und nicht, wie vorher, in der Orchesterversion. Und wirklich: Es klang irgendwie mehr nach Mozart als vorher. Ein echt lehrreicher Konzertabend.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden