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Neues E-Passbild ab Mai: Oettinger Fotogeschäft schließt wegen Behördenkonkurrenz

Landkreis Donau-Ries

Neues E-Passbild: Oettinger Fachgeschäft muss aufgeben

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    Das elektronische Passbild soll Ausweise fälschungssicher machen.
    Das elektronische Passbild soll Ausweise fälschungssicher machen. Foto: Michael Kappeler/dpa (Symbolbild)

    Susanne Hauber ist enttäuscht von der Verwaltungsgemeinschaft Oettingen. Denn mit der Einführung der neuen Regelung zum elektronischen Passbild muss sie ihr Fotogeschäft in Oettingen schweren Herzens schließen, wie sie sagt. Sie ist noch nicht im Rentenalter und hätte gerne noch ein paar Jahre weitergemacht, sagt die Fotografin. „Passbilder sind ein großer Bestandteil meines Tagesgeschäfts. Und wenn Kommunen künftig für sechs oder acht Euro Fotos anbieten, kann ich nicht mithalten“, sagt Hauber. Denn um zu verhindern, dass Betrüger Gesichter „verschmelzen“ und so Ausweisdokumente manipulieren, sollen Passfotos ab dem 1. Mai nur noch digital erstellt werden können. Das darf aber nicht jeder.

    Nur Behörden oder zertifizierte Fotogeschäfte dürfen diesen Service dann anbieten. Zudem ist es bei der Drogeriekette dm möglich, entsprechende Bilder zu machen. Mehrere Kommunen, wie etwa Nördlingen oder Rain, haben sich, aus Rücksicht auf örtliche Fotogeschäfte, dafür entschieden, keine Fotogeräte anzuschaffen. Bei der Verwaltungsgemeinschaft Oettingen ist man anderer Meinung. „Für uns steht die Bürgerfreundlichkeit im Vordergrund. Die Öffnungszeiten sind klar definiert, es gibt keine Urlaubszeiten und der Preis ist günstiger“, sagt Geschäftsleiter Günter Schwab. Keine unumstrittene Entscheidung. Oettingens Bürgermeister Thomas Heydecker hat dagegen gestimmt. Er habe die Gefahr gesehen, dass sich das Oettinger Geschäft dann nicht mehr halten könne, sagt er. „Leider haben sich die anderen Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft dagegen entschieden; es war ein demokratischer Prozess“, so Heydecker weiter.

    Zwei zertifizierte Geschäfte in Nördlingen

    In Nördlingen sind die beiden Fotogeschäfte Hirsch und Finck zertifiziert. Das Passfotogeschäft ist für beide Nördlinger Unternehmen ein wichtiges Standbein. Die neue Regelung sei mit Aufwand und Kosten verbunden, sagt Cara-Irina Wagner. So müsse sich etwa jeder Mitarbeiter im Fotogeschäft ausweisen, der das Gerät bedient. So soll sichergestellt werden, dass man nachweisen kann, wer welches Foto gemacht hat. Positiv sieht sie, dass es künftig keine Apps oder Fotoautomaten mehr geben wird.

    So funktioniert das Prozedere beim Fotografen: „Wir machen das Foto und übermitteln es dann digital an die Behörde. Der Kunde bekommt einen ausgedruckten QR-Code, mit dem er zum Amt geht“, erklärt Wagner. Noch in dieser Woche sollen die Geschäfte mit der entsprechenden Software ausgestattet werden, ergänzt ihr Kollege von Foto Finck, Peter Hueber. Die neue Regelung gelte für Ausweise und Reisepässe, aber nicht für Führerscheinbilder. „Wer sein Bild beim Fotografen machen lässt, bekommt auf Wunsch nicht nur einen QR-Code, sondern kann sein Bild auch ausdrucken lassen, zum Beispiel für die Krankenkassenkarte“, sagt Hueber. Zudem speichere man das Bild für ein halbes Jahr, sodass man so lange darauf zugreifen und es wieder verwenden könne. „Ein weiterer Vorteil gegenüber dem Amt“, sagt Hueber. Zudem könne man beim Fotografen noch seine Frisur checken und sich auf das geschulte Auge des Profis verlassen.

    Rainer Nitsche: Staat soll sich nicht ein Fotografenhandwerk einmischen

    In das Fotografenhandwerk solle sich der Staat nicht einmischen, sagt sein Kollege Rainer Nitsche, Inhaber des Foto-Atelier Nitsche in Rain. Er ärgert sich über das neue Gesetz und fragt sich, warum Beamte fortan Passbilder machen sollen. Dieses Geschäft dürfe nicht wegbrechen. Auch mit besonderen Herausforderungen kämen Fotografen einfach besser zurecht, als man es auf dem Amt könne, sagt Nitsche. Er nennt als Beispiele etwa das Fotografieren von Babys, Menschen im Rollstuhl oder ungeduldigen Kindern. Es sei wünschenswert, dass Kommunen den Geschäften dies überlassen. Bei der Stadt Rain sieht man das genauso und hat keine entsprechenden Geräte bestellt. „Wir wollen den Geschäften, die das anbieten, nicht die Kunden wegnehmen“, sagt Rains Hauptamtsleiterin Carolin Haunstetter.

    Auch Markus Sommer, Inhaber von „Sommerbild“ in Donauwörth hat sich für den neuen Service zertifizieren lassen, obwohl er nicht stark auf Passfotos ausgerichtet ist und sich andere Standbeine wie Bewerbungsbilder oder Werbeaufnahmen geschaffen hat, wie er sagt. Er wolle seinen Kundinnen und Kunden den Service aber weiterhin anbieten. Insgesamt sieht er dem neuen Gesetz optimistisch entgegen. Man müsse natürlich auch sehen, dass man sich einen Weg sparen könne, wenn man das Foto direkt auf dem Amt aufnehmen lässt. Allerdings könne er sich vorstellen, dass dies zum Verlust von Arbeitsplätzen in Fotostudios führen kann, die sich stark auf das Passbildgeschäft konzentrieren.

    Stadt Donauwörth hat zwei Geräte angeschafft

    Bei der Stadt Donauwörth habe man zwei Geräte für elektronische Passbilder angeschafft, sagt Pressesprecher Mirko Zeitler. So funktioniert es: „Man stellt sich davor, macht ein Lichtbild und gibt seine Fingerabdrücke ab. Das Gerät gibt eine PIN aus. Damit können die Kollegen dann auf die Daten zugreifen“, so Zeitler. Man gehe davon aus, dass Kundinnen und Kunden aber auch weiterhin zu einem Fotografen gehen werden, um einen Profi an der Hand zu haben. Man habe alles in die Wege geleitet, warte aber noch auf die Lieferung der Geräte. Wie die Städte Nördlingen und Donauwörth mitteilen, gelte bis zum 31. Juli noch eine Übergangsfrist.

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