
Entscheidungen in Berlin oder Brüssel sind oft fern der Rieser Realität

Was derzeit in Brüssel und Berlin beschlossen wird, lässt sich im Ries nicht immer umsetzen. Doch die ländliche Region darf nicht abgehängt werden.
In diesen Tagen bleibt einem manchmal nichts anderes, als mit dem Kopf zu schütteln. Wähnte man sich doch vor Corona in einem äußerst fortschrittlichen, wenn auch wenig digitalisierten Land, so treten in diesen Tagen zahlreiche Missstände auf. Und der Alltag der Menschen im Ries hat wenig mit dem zu tun, was da in Berlin und in Brüssel beschlossen wird.
Im EU-Parlament ging es zuletzt um die Einführung von sieben Energieeffizienzklassen. Darin sollen Wohngebäude eingruppiert werden - je mehr Energie man pro Quadratmeter verbraucht, desto schlechter ist die eigene Klasse. Zudem verkündeten die EU-Politiker ihr Ziel, dass alle Wohngebäude bis 2030 mindestens den Standard E erreichen. Woher das Geld, die Handwerker und das Material für die aufwendigen Sanierungen von Millionen Gebäuden allein in Deutschland kommen sollen, verkündeten sie nicht. Zumal: Wie soll das in der Nördlinger Altstadt umgesetzt werden? Wo auf den meisten Dächern noch nicht einmal Fotovoltaikanlagen erlaubt sind, geschweige denn eine Dämmung der historischen Fassade?
Wie soll in der Nördlinger Altstadt geheizt werden?
Ähnlich sieht es mit der Idee von Wirtschaftsminister Robert Habeck aus, wonach der Einbau neuer Gasheizungen ab dem kommenden Jahr verboten werden soll. Wie soll in der Nördlinger Altstadt dann künftig geheizt werden, wenn es keinen Keller für eine Pelletheizung und keine Fotovoltaikanlage auf dem Dach für die Wärmepumpe gibt? Und wo soll diese Pumpe in den teils beengten Gassen überhaupt stehen? Beim Nachbar unter dem Schlafzimmerfenster?
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Nun sind sowohl die Energieeffizienzklassen als auch das Verbot der Gasheizungen noch nicht endgültig beschlossen. Das 49-Euro-Ticket ist es seit dieser Woche aber, am 1. Mai geht es los. Den ganzen Monat für 49 Euro mit dem Zug fahren, das hört sich wunderbar an. Doch in der Praxis haben viele Rieserinnen und Rieser seit Dezember auf der Riesbahn immer wieder diese Erfahrung gemacht: Man sollte sich nicht darauf verlassen, dass wirklich ein Zug kommt.
Keiner streitet ab, dass größtmögliche Anstrengungen notwendig sind, um den Klimawandel zu bremsen. Doch neben dem "Was" sollte stets das "Wie" stehen. Und wer diese Frage möglicherweise für eine Großstadt wie Berlin oder München beantwortet hat, sollte nicht darauf schließen, dass die gleiche Antwort für eine ländliche Region wie das Ries gilt. Jetzt sind die Abgeordneten gefragt, damit das Land, das Ries, nicht dauerhaft das Nachsehen hat.
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