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Neues Elektronisches Stellwerk in Nördlingen: Das soll die moderne Technik bringen

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Welche Vorteile das neue Nördlinger Stellwerk für Fahrgäste bringen soll

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    Das neue Elektronische Stellwerk in Nördlingen ist in Betrieb, Fahrdienstleiter Dennis Kothe kümmert sich darum, dass die Züge ein- und ausfahren können.
    Das neue Elektronische Stellwerk in Nördlingen ist in Betrieb, Fahrdienstleiter Dennis Kothe kümmert sich darum, dass die Züge ein- und ausfahren können. Foto: Jan-Luc Treumann

    Noch läuft nicht alles elektronisch, das Telefon klingelt. Dennis Kothe nimmt ab: „Fahrdienstleiter Nördlingen“. Es geht um Zug 57303, der gerade, kurz vor elf Uhr, in Bopfingen steht. Kothes Kollege aus Bopfingen meldet den Zug in Nördlingen an, dazu ist er verpflichtet. Zwei Minuten vor der Abfahrt aus Bopfingen gibt er Bescheid, Kothe weiß nun, dass der Zug in zehn Minuten in den Nördlinger Bahnhof einfährt, wenn auf der Strecke nichts passiert. Kothe sitzt vor sieben Bildschirmen im neuen Elektronischen Stellwerk – das ist am 31. März in Betrieb gegangen und soll dafür sorgen, dass in Zukunft auf der Riesbahn einiges besser läuft.

    Kothe ist Zugverkehrssteuerer wie es im Fachjargon heißt, besser bekannt als Fahrdienstleiter. Er ist einer von aktuell fünf, künftig sechs Personen, die im Nördlinger Stellwerk arbeiten. Im alten Stellwerk war das Dreifache an Personal nötig, wie Marcus Hellenbock, Leiter des Betriebsbezirks, schildert. Er gibt zusammen mit den Projektleitern Daniel Mulch und Herbert Margraf Einblicke in das neue Stellwerk. Margraf berichtet, dass die Planungen für das Stellwerk in den 2010er-Jahren begonnen hätten, ab 2018 sei das Baurecht dagewesen, aus verschiedenen Gründen hätte sich die Fertigstellung verzögert. Im Jahr 2023 wurde mit dem Bau begonnen, im vergangenen Jahr fanden die Hauptarbeiten statt.

    Elektronisches Stellwerk in Nördlingen ist in Betrieb: Moderne Technik statt Drahtseile

    Das neue Stellwerk selbst ist in Betrieb, an den Bahnübergängen in Nördlingen wird noch bis Herbst gearbeitet. Die Kosten für alle Maßnahmen inklusive der Bahnübergänge bis Möttingen belaufen sich auf rund 42 bis 45 Millionen Euro, so Margraf. Nach Angaben der Deutschen Bahn werden insgesamt 14 Hauptsignale und 17 Weichen am Nördlinger Bahnhof gesteuert, dazu kommen drei Bahnübergänge. In Möttingen soll die Technik auch noch modernisiert werden, die Planung ist im Gange, doch Konkretes können die Bahnmitarbeiter nicht sagen, nur so viel: „In diesem Jahrzehnt“ soll das Vorhaben umgesetzt werden.

    Mulch schildert, dass das alte Stellwerk noch per Drahtzugtechnik funktioniert hat, solche Drahtseile können Fahrgäste manchmal an den Bahnhöfen aus dem Zugfenster sehen, dafür mussten Hebel bedient werden. Beim Elektronischen Stellwerk funktioniert all das digital. Per Mausklick werden die Informationen übertragen, ein Motor stellt die Weiche um oder das Signal leuchtet entsprechend dem Befehl. Diesen geben Fahrdienstleiter wie Kothe. Auf den Monitoren vor ihm stellt sich ein Netz aus Schienen dar, gelb oder rot markiert. Rot heißt, das Gleis ist belegt, gelb steht für frei. Mit drei Klicks stellt Kothe die entsprechende Weiche um. Die Grundeinstellung eines Signals ist immer auf Stopp eingestellt, erst durch den Fahrdienstleiter wird es freigegeben. Hellenbock erklärt, dass auch nicht einfach ein Zug auf ein belegtes Gleis fahren kann, dafür sind im System diverse Sicherungen hinterlegt.

    Was sich für Fahrgäste auf der Riesbahn durch das Stellwerk in Nördlingen ändern soll

    Was haben Fahrgäste vom Elektronischen Stellwerk? Hellenbock schildert auf eine Frage unserer Redaktion, dass durch das reduzierte Personal der Fahrplan stabiler wird. Personalausfälle können leichter kompensiert werden. Auch die Sicherheit sei durch die Gleisfreimeldung erhöht und die Ausfahrt werde etwas schneller möglich. Zudem sei das alte Stellwerk, das noch aus dem Jahr 1936 stammte, ziemlich wartungsintensiv gewesen: Um die Signale mit Fett zu schmieren, hätten zwei Personen vor Ort sein müssen, so Hellenbock.

    Im Hintergrund, hinter den Bahnmitarbeitern Daniel Mulch und Herbert Margraf, steht das Gebäude für das Elektronische Stellwerk.
    Im Hintergrund, hinter den Bahnmitarbeitern Daniel Mulch und Herbert Margraf, steht das Gebäude für das Elektronische Stellwerk. Foto: Jan-Luc Treumann

    Früher oder später könnte es aber auch einmal soweit sein, dass in Nördlingen niemand mehr sitzt. Wenn die gesamte Strecke modernisiert ist, können die Weichen und Signale auch aus Donauwörth oder Augsburg gesteuert werden. Eines hat sich aber jetzt schon geändert. Beim Bahnübergang an der Nürnberger Straße, wo die Schranken früher händisch heruntergekurbelt wurden, steht mittlerweile eine mobile Schrankenanlage – die letzte Kurbel ist gedreht.

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