Ab und zu mal sieht man sie in der Stadt Nördlingen herumlaufen: Verkleidete Fans der Serie „Attack on Titan“. Auch Wolfgang Goschenhofer (Grüne/Frauenliste) fallen sie regelmäßig auf. Als Nördlingens Tourismuschef Daniel Wizinger im Stadtrat den Tourismusbericht für 2024 vorstellte, fragte Goschenhofer, ob man bei der Stadt Potenzial in der Manga-Serie „Attack on Titan“ sehe. Denn es gebe ja viele Fans, die dafür nach Nördlingen kämen.
Bei „Attack on Titan“ geht es um Menschen, die sich gegen den Angriff von sogenannten Titanen wehren und sich dafür in Städte mit riesigen Mauern zurückgezogen haben. Wizinger schilderte, dass es ein Gerücht sei, dass Nördlingen die Vorlage für den Manga (ein japanischer Comic) ist: Dort gebe es einen großen Turm in der Mitte, eine hohe Stadtmauer, viele Fachwerkhäuser, aber eben auch Unterschiede. „Der Autor lebt in Japan völlig zurückgezogen, man kann nicht mit ihm sprechen. Er hat es nie gesagt, es ist ein Gerücht, das sich hartnäckig hält.“
Unklar, ob „Attack on Titan“ in Nördlingen spielt
Man widerspreche dem nicht, die Stadt tue sich aber auch schwer, das zu verkaufen: „Wir wollen Fakten verkaufen.“ Wizinger hatte auch schon Kontakt mit dem Verlag, Ideen, wie ein Fantreffen standen im Raum. Aber auch der Verlag habe Schwierigkeiten, in diese Community reinzukommen, die eher für sich bleibe. Immer wieder sehe man in der Stadt sogenannte Cosplayer – Menschen, die im Kostüm in eine Manga- oder Comicrolle schlüpfen.
Grundsätzlich sieht Wizinger den Zuspruch positiv: „Es freut uns, weil es sicher ein Publikum anspricht, das wir sonst nicht ansprechen könnten. Die Ansprache seitens der Tourismus-Info gestaltet sich schwierig.“ Es gebe aber ein eigenes Gästebuch auf dem Daniel. Oberbürgermeister David Wittner ergänzte, dass es eine interessante Community sei, die aber sicherlich nicht schwerpunktmäßig hier übernachte, sondern die vermeintlichen Originalschauplätze aufsuche.
Warum die Stadt Nördlingen sich schwertut, den Manga extra zu vermarkten
Steffen Höhn (CSU) findet eine Vermarktung eher kritisch, da die Serie durchaus recht gewalttätig sei und erst ab 16 Jahren freigegeben: „Da geht es schon zur Sache, das ist heftig. Das sehe ich schwierig, für die Stadt offiziell was zu machen. Dazu kommt: Das ist eine Subkultur, die wollen gezielt den Spot hier entdecken und nicht groß empfangen werden. Ich verstehe, dass das schwierig ist, das als Stadt aufzugreifen.“ Der Kritik an der Gewalt in der Serie schloss sich Goschenhofer an.
Bereits vor einigen Jahren schilderte ein Redakteur des Carlsen-Verlags unserer Redaktion, dass er nicht wisse, ob der Autor des Mangas, Hajime Isayama, einen Bezug zu Nördlingen habe. Allerdings sei die deutsche Kultur in Japan sehr beliebt, in der Serie finden sich auch Einflüsse wie etwa deutsche Namen.
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